Schaukasten macht Blick in die Welt der Bienen möglich

Mit Honigbienen spannende Lernerlebnisse ermöglichen – dies lernen Lehrpersonen in einem 18-stündigen Kurs, den die PHBern erstmals anbietet. Im Mittelpunkt stehen dabei der gläserne Schaukasten sowie der begeisterte Imker, Primarlehrer und PH-Dozent Stephan Wehrli.
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Dozent Stephan Wehrli mit einer Gruppe von Weiterbildungsteilnehmenden und den Bienen.

Stephan Wehrli (links) im Bienenstand der PHBern. Die Teilnehmenden des Kurses sind fasziniert, aber auch etwas angespannt, als ihnen die Bienen um den Kopf fliegen.

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"Je mehr ich über die Bienen lese, desto mehr faszinieren sie mich. Es ist toll, wie sie sich organisieren." Oliver Schüpbach, Lehrer einer 5. Klasse in Bellmund, ist am Samstag vor den Frühlingsferien nicht der einzige Bienenbegeisterte. Rund 20 Lehrpersonen sind zusammengekommen, um sich im Kurs von Stephan Wehrli auf ein eigenes Bienenprojekt vorzubereiten.

Wehrli ist Primarlehrer und Dozent an der PHBern. Er selbst bezeichnet sich als Hobbyimker. Wer seinen Ausführungen – zum Beispiel über den Werdegang einer Bienenkönigin – lauscht, kommt schnell zum Schluss, dass hier ein Profi am Werk ist und zwar nicht nur in Bezug auf sein Wissen über Bienen, sondern auch im Weitertragen seiner Begeisterung für jene Insekten, die weit mehr als nur Honig sammeln.

Die Fragen werden immer komplexer

"Die Teilnehmenden stellen immer komplexere Fragen, das zeigt mir, dass sie richtig tief in die Materie eingetaucht sind", stellt Stephan Wehrli am zweiten Kurstag im April erfreut fest. Das sei jeweils auch bei den Schülerinnen und Schülern der Fall. Eine Gruppe von Lehrpersonen ist am Standort des Instituts Weiterbildung und Dienstleistungen an der Weltistrasse 40 in Bern zusammengekommen, um an insgesamt zwei Kurstagen, einer Onlinesitzung und einer halbtägigen Exkursion genügend Kompetenzen zu erwerben, um ein Quartal lang ein eigenes Bienenprojekt auf die Beine zu stellen. Der Kursleiter doziert, zeigt eine Menge Anschauungsmaterial, Literatur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, führt in Beobachtungsaufträge am Schaukasten ein und stellt die Arbeit am Bienenstand an der Südseite von Trakt 2 vor.

"Das Thema eignet sich für alle Stufen. Im Zyklus 1 steht sicher das Beobachten der Bienen im Vordergrund. Ältere Schülerinnen und Schüler können weitere Themenfelder bearbeiten, etwa zum Zusammenleben, zur Fortpflanzung und zur Kommunikation im Schwarm. Dem Forscherdrang sind keine Grenzen gesetzt", sagt Stephan Wehrli. Spannend sei auch die Tatsache, dass viele Fragen um das Leben der Bienen noch gar nicht endgültig erforscht seien. So ist es immer noch unklar, wie es die Königin des einen Volkes und die unzähligen Drohnen vieler anderer Völker anstellen, sich an einem fixen Ort zur Begattung zu treffen.

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Oliver Schüpbach und Ruth Stettler beobachten die Bienen im Schaukasten.

Oliver Schüpbach und Ruth Stettler beobachten die Bienen im Schaukasten.

Im Januar beginnt der Kurs, im Mai das Projekt

Der Bienenkurs von Stephan Wehrli ist so aufgebaut, dass die Teilnehmenden im Januar den ersten Kurstag besuchen und bereits im Mai des gleichen Jahres mit ihrer Klasse ins Bienenprojekt starten. Damit dies gelingt, braucht es eine enge Zusammenarbeit mit einer Imkerin oder einem Imker. Diese Person muss bereit sein, ein Bienenvolk zur Verfügung zu stellen, und steht mit Rat und Tat zur Seite. Um zu verhindern, dass sich Seuchen im Kanton verbreiten, sollte das Bienenvolk aus der Umgebung der Schule stammen.

Der Schaukasten im Schulzimmer hat zwei gläserne Wände, was das Beobachten erlaubt, ohne dass ein Risiko besteht, von einer Biene gestochen zu werden. Als grösste Knacknuss erweist sich oftmals die Verbindung des Kastens zur Aussenwelt. In Zusammenarbeit mit dem Hauswart oder der Hauswartin sollte aber auch diese Herausforderung zu schaffen sein, ist Stephan Wehrli überzeugt.

Am 9. April, am zweiten Kurstag, haben die meisten Teilnehmenden des Bienenkurses bereits alles aufgegleist für den Start im Mai. So auch Ruth Stettler, die an der Schule Rinderwald zwischen Frutigen und Adelboden unterrichtet, sowie Oliver Schüpbach, Lehrer in Bellmund. "Für mich kam der Kurs gerade im richtigen Moment. Einen Imker, der mich unterstützt, habe ich auch schon gefunden", sagt Ruth Stettler. In ihrer Klasse unterrichtet sie Kinder von der 1. bis zur 5. Klasse. "Viele Schülerinnen und Schüler kommen aus Bauernfamilien und kennen den Umgang mit grossen Tieren recht gut, umso spannender, wenn sie nun in die Welt der Bienen eintauchen können", findet die Lehrerin. Ihr Kollege Oliver Schüpbach: "Zuerst war ich unsicher, ob die 25 Schülerinnen und Schüler meiner 5. Klasse längere Zeit konzentriert an einem Thema arbeiten können. Mit den vielen Tipps und didaktischen Vorschlägen von Stephan habe ich nun aber keine Bedenken mehr." Auch der Bellmunder Lehrer hat im Ort einen Imker gefunden, der ihn unterstützen wird. Für beide Lehrpersonen ist dieser Support wichtig, auch um nicht gegen Tierschutzvorschriften zu verstossen. Ein grosses Plus ist zudem die Bereitschaft von Stephan Wehrli, auch noch nach dem Ende des Kurses bei Fragen zur Verfügung zu stehen.

"Mein Ziel ist es, zu zeigen, wie komplex und vielschichtig das Leben der Bienen ist und was es alles braucht, bis der Honig aufs Brot kommt", sagt Oliver Schüpbach. Seine Kollegin ergänzt: "Mir ist es zudem wichtig, auf Aspekte der Nachhaltigkeit aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass es grundsätzlich mit einer grossen Verantwortung verbunden ist, Tiere zu halten."

Der nächste Bienenkurs unter der Leitung von Stephan Wehrli wird im Januar 2023 an der PHBern starten. Eine Anmeldung ist bereits jetzt möglich.