GRAFOS-2, das von der PHBern entwickelte Instrument zur Erfassung grafomotorischer Kompetenzen, wird nach Italien nun auch in Frankreich und der Romandie eingeführt. Dort erfolgt eine eigenständige Übersetzung und Normierung, um das Instrument an die regionalen Gegebenheiten anzupassen und es im schulischen wie therapeutischen Kontext einzusetzen.
Im Interview erklärt die Projektleiterin Judith Sägesser, was dieser Schritt bedeutet und welche nächsten Etappen anstehen:
„Wir begleiten die Normierung mit fachlicher Expertise“
Was bedeutet die Normierung für die PHBern?
Sie bestätigt, dass GRAFOS-2 auch über die Schweiz hinaus eine Lücke in der heilpädagogischen und psychomotorischen Diagnostik schliesst. Dies freut uns. Die internationale Zusammenarbeit ermöglicht es zudem, gemeinsame Fragestellungen zur Grafomotorik weiterzuentwickeln.
Was ist das Ziel der Übersetzung?
Da sich Schulsysteme unterscheiden, wirkt sich das auch auf die grafomotorische Entwicklung aus – eine länderspezifische Normierung ist deshalb unerlässlich. Sie erlaubt Vergleiche innerhalb des jeweiligen Bildungskontexts und hilft, Unterstützungsbedarf frühzeitig zu erkennen.
Grafomotorische Schwierigkeiten sollten früh erfasst werden, da eine unzureichend automatisierte Handschrift auch heute noch Auswirkungen auf die Leistungen in zahlreichen Fächern (z.B. Sprache und Mathematik) sowie auf die Schulmotivation und das Selbstvertrauen hat.
Gibt es Herausforderungen?
Ja. Zwischen den Ländern gibt es Unterschiede bei Schulsystem, Fachsprache und der Verankerung der Psychomotorik. GRAFOS-2 setzt auf Teamarbeit im schulischen Alltag – das ist in der Schweiz besser etabliert als in den Partnerländern. Während diese Zusammenarbeit in der Schweiz oft niederschwellig möglich ist, muss sie in anderen Ländern teilweise erst aufgebaut werden. Deshalb wird das Instrument dort zunächst eher im therapeutischen Kontext eingesetzt. Langfristig bleibt unser Ziel, dass das psychomotorische Fachwissen auch im Schulalltag nachhaltig wirksam wird.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Die Schulung der Projektverantwortlichen war der erste Schritt. Nun begleiten wir die weiteren Schritte – von der Datenerhebung bis zur Auswertung – und stellen unsere fachliche und methodische Expertise zur Verfügung.