10 Jahre Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation – eine Erfolgsgeschichte

Zehn Jahre ist es her, dass das Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation (IFE) an der PHBern gegründet wurde. Diese Dekade ist eine Erfolgsgeschichte für die Forschung an der PHBern. Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung vom 7. September 2022 mit rund hundert Teilnehmenden standen die bewegten Anfänge, die aktuellen Strukturen und Projekte sowie die zukünftigen Entwicklungen der Forschung an der PHBern im Zentrum.
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Jubiläum 10 Jahre IFE
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In seiner Begrüssung betonte Rektor Martin Schäfer, dass Forschung, Entwicklung und Evaluation auch vor der Gründung des IFE zur PHBern gehörten. Hauptsächlich durch die Strukturen seit 2012 aber gelang es, massgebliche Impulse für die PHBern, für das Berufsfeld Schule und für die Scientific Community zu schaffen.

Die Entwicklungen von den Anfängen der Tertiarisierung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den 1990er-Jahren bis in die Gegenwart beleuchtete Evelyne Wannack, Leiterin des Zentrums für Forschungsförderung der PHBern, in ihrem anschliessenden Referat. Unter anderem zeigt sie auf, dass der Kanton Bern bei der Akademisierung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung eine Vorreiterrolle einnahm, indem er forschungsrelevante Rahmenbedingungen eigenständig definierte, bevor die EDK entsprechende Empfehlungen aussprach. Elemente davon, etwa die Möglichkeit für interne Antragsstellung für Forschungsgelder an der PHBern, sind bis heute als attraktives, zielführendes Alleinstellungsmerkmal erhalten geblieben.

Der Leistungsbereich Forschung und Entwicklung wurde in den Anfängen der PHBern im Zentrum für Forschung und Entwicklung im Rektorat koordiniert. 2012 wurde das Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation gegründet. Damit verbunden war der Einsitz der Institutsleitung in die Schulleitung. Letzteres verbesserte die Mitsprache bei strategischen Themen erheblich. 2016 wurden die ersten Forschungsschwerpunktprogramme lanciert: Sie ermöglichen es, gezielt Expertise in einem Themenfeld aufzubauen, entsprechend mehr Drittmittel einzuwerben und die Sichtbarkeit der Forschung innerhalb und ausserhalb der PHBern zu stärken.

Ich erlebe Lehrpersonen als sehr interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unseren Forschungs- und Entwicklungsprojekten – wir haben den Schulen aber immer auch etwas Spannendes zu bieten.
Sebastian Tempelmann  -  Leiter des Schwerpunktprogramms "Fachdidaktische Forschung"

Viele Perspektiven – ein genaues Bild

In einem mittleren Programmteil gaben drei Leitungspersonen von Schwerpunktprogrammen Einblick in ihre Forschungstätigkeiten:

Caroline Sahli Lozano zeigte auf, wie Schwerpunktprogramme an der PHBern aufgebaut sind, wie sie die Verbindung von Forschung und Lehre unterstützen sowie den nachhaltigen Austausch mit verschiedensten Akteurinnen und Akteuren aus Schulen, Verbänden, Bildung und Politik fördern.

Welche Forschungserkenntnisse die aktuell acht Schwerpunktprogramme sowie das offene Forschungsprogramm verfolgen, zeigte Sebastian Tempelmann auf. Dazu ordnete er die Forschungsinteressen in drei Kategorien ein: in "unmittelbare Interaktion im Klassenzimmer", "Zusammensetzung der Schulklasse" sowie "systemische Zusammenhänge". Ein einzelnes Schwerpunktprogramm könne nur eine einzelne Perspektive abbilden – alle zusammen würden aber einen vielperspektivischen Einblick in den schulischen Alltag ermöglichen.

Martin Dobricki gab unter anderem einen Einblick in ausgewählte Forschungsprojekte, welche die vier hauptsächlichen Forschungstypen an der PHBern repräsentieren: Interventionsforschung, Begleitforschung, Grundlagenforschung sowie Entwicklungsforschung.

Gut ausgebildete Lehrpersonen interessieren sich für Forschung, denn sie wissen: Forschung kann ihren Alltag erleichtern, sie unterstützen.
Franziska Schwab  -  Leiterin Pädagogik, Bildung Bern

Forschung muss zu neuen Entwicklungen beitragen

Eine Podiumsdiskussion bildete den Abschluss des Anlasses. Eine angeregt diskutierte Frage drehte sich darum, ob Forschung Lehrpersonen entlasten könne – angesichts des Mehraufwands, den entsprechende Lektüre oder die Teilnahme an einem Forschungsprojekt bedeute. Matthias Krähenbühl, Primarlehrer in Kerzers und Teilnehmer an mehreren Forschungsprojekten der PHBern, erlebte es jeweils als einen Mehrwert, wenn er neue Erkenntnisse über sich selbst, über seine Schülerinnen und Schüler oder über seinen Unterricht erhielt. "Forschung darf auch eine Mehrbelastung sein", fand Franziska Schwab, Leiterin Pädagogik des kantonalen Berufsverbands Berner Schule, "doch sie muss einen Gewinn in der Zukunft bieten, um weiterhin teilnehmende Schulen und Lehrpersonen zu finden." Manuela Keller-Schneider, Professorin im Bereich Professionsforschung an der PH Zürich, merkte an, dass Forschung auch den Blickwinkel auf ein vermeintliches Problem verändern könne, sodass sich zwar die Umstände an sich nicht veränderten, aber das Verständnis darüber, was beispielsweise eine Störung im Unterricht sein könne.

Im Ausblick auf die nächsten zehn Jahre betonte die Institutsleiterin Doris Edelmann, dass der Fokus noch stärker auf dem Einbezug der Schulen in Forschungsprojekte liegen müsse, nachdem das erste Jahrzehnt des IFE dazu genützt worden sei, die Forschung als Querschnittsaufgabe an der PHBern zu etablieren und den internen Transfer zwischen Lehre und Forschung zu stärken. Eine Ansage, die bei den übrigen Podiumsgästen sowie auch im Publikum auf Anklang stiess.

"Wegweisend für künftige Forschung wird also der Einbezug der relevanten Akteurinnen und Akteure aus Berufsfeld und Bildungsverwaltung sein – damit Erkenntnisse dort ankommen, wo sie sollen, und Wirkung entfalten", fasste Moderatorin Cornelia Kazis, die professionell und eloquent durch den Abend führte, diesen Diskussionspunkt zusammen.