Didaktischer Kommentar

Reis im Seeland

Relevanz und Übersicht

Das Seeland, wo einst Überschwemmungen, Sümpfe und Malariamücken das Leben erschwerten, ist heute die grösste Gemüsekammer der Schweiz. Mit der ersten Juragewässerkorrektion (1868–1885) und einem weitverzweigten Netz von Binnenkanälen wurde das rund 100 km² grosse Sumpfgebiet trockengelegt. Bis das neue Kulturland bebaubar war, vergingen jedoch Jahrzehnte, und immer wieder kam es zu Überschwemmungen.

Erst die zweite Juragewässerkorrektion (1962–1973) brachte den Landwirtinnen und Landwirten den ersehnten Erfolg – gleichzeitig gingen der Natur viele Lebensräume verloren. Die Verarmung der Natur blieb jedoch nicht unbemerkt. Im Zuge von Meliorationen im Grossen Moos wurden zahlreiche Biotope angelegt und Renaturierungsmassnahmen umgesetzt.

Heute steht diese Kulturlandschaft erneut vor grossen Herausforderungen: Die Böden sacken ab und verlieren durch die intensive Landwirtschaft an Ertragskraft. Im Vergleich zu vor 100 Jahren liegt der Boden stellenweise bis zu 2,5 m tiefer. Hinzu kommt der Klimawandel, der die landwirtschaftliche Produktion zunehmend bedroht – durch Wassermangel, Hagelereignisse und hohe Sommertemperaturen. (BZ, 2024)

Vorstellungen und Vorkenntnisse

Die Lernenden benötigen fachliche und methodische Kenntnisse.

  • Methodische Kenntnisse: Umgang mit Karten, Skizzen und Diagrammen sowie Informationsentnahme aus Visualisierungen (z. B. Lernlandkarte).
  • Fachliche Kenntnisse: Grundwissen zum Klimawandel sowie zum Konzept der Nachhaltigkeit.

Lerngegenstand und thematische Schwerpunkte

Die Lernlandkarte zeigt den Weg, den die Lernenden gehen, um anschliessend die Leitfrage der Unterrichtseinheit zu bearbeiten:
„Wie wird das Seeland heute genutzt, und wie könnte eine nachhaltige Nutzung im Jahr 2050 aussehen?“

Dabei sollen sowohl der Klimawandel als auch das Konzept nachhaltiger Entwicklung berücksichtigt werden. Da der Diskussionskreis aus unterschiedlichen Akteur:innen besteht, ist es zudem wichtig, Zielkonflikte zu erkennen und zu diskutieren, um gemeinsame Visionen entwickeln zu können.

Verlauf und Lehrplanbezug

Für die Vorbereitung der Exkursion (drei Lektionen) betrachten die Lernenden die Geschichte des Seelands und orientieren sich topografisch. So erlangen sie die nötigen Kenntnisse über die Einbettung des Seelands als Kulturlandschaft in die Region. Darauf aufbauend wird die Juragewässerkorrektion eingeführt. Im Rahmen der Exkursion werden die thematischen Schwerpunkte der Juragewässerkorrektion vertieft und bereits erarbeitetes Wissen angewendet. Um die Exkursion optimal vorzubereiten, werden die Lernenden auch kurze Inputs zum thematischen Schwerpunkt Binnenkanäle halten. Diese Aufgaben werden als Hausaufgaben vorbereitet. Die Texte zu den Binnenkanälen können hier heruntergeladen werden.

Bei der Durchführung trifft die Lehrperson die Entscheidung, ob sie alle Lernorte besuchen möchte und wie lange sie pro Lernort einplanen möchte. Es ist durchaus möglich, dass ein Posten länger als geplant dauert, wenn die Lernenden angeregte Diskussionen zum Thema führen. Da es sich nicht um eine aufbauende Exkursion handelt, können Lerninhalte ausgelassen oder verkürzt werden. 

In der vier Lektionen umfassenden Nachbereitungsphase erfolgt die Reflexion der Exkursion. Anschliessend werten die Schülerinnen und Schüler ihre Beobachtungen und gesammelten Daten aus und stellen sie in den Kontext des zuvor erarbeiteten Wissens.  Darüber hinaus entwickeln sie realistische und umsetzbare Lösungsstrategien zu aktuellen Herausforderungen im Seeland und nehmen im Rollenspiel unterschiedliche Perspektiven verschiedener Akteure ein. Nähere Informationen dazu finden sich hier.

Lehrplanbezug

Kompetenzen

  • Die Schülerinnen und Schüler können Entwicklungen und Veränderungen in städtischen und ländlichen Räumen untersuchen und benennen. (RZG 2.3c)
  • Die Schülerinnen und Schüler können Einflüsse des Menschen auf regionale Ökosysteme erkennen und einschätzen. (NT 9.3)

Organisation

Fahrräder: Fahrräder können in Ins über Rentabike gemietet werden. Eine Vorbestellung ist dabei nötig. Mit 30 % Rabatt betragen die Kosten pro Fahrrad ca. 26.60 Franken. Bevor die Gruppe losfährt, sollten bei allen die Sättel richtig eingestellt werden. Wer keinen Helm besitzt, kann einen bei Rentabike mieten.

Wetter: Im Sommer sollte die Lehrperson bei einer Gewitterlage jeweils eine Wetter-App konsultieren. Orte, die vor Regen schützen, gibt es nur beim Lernort 3 oder im Wald beim Mittagsplatz.

Route: Die Route führt grösstenteils über kleinere, hauptsächlich befestigte Straßen mit wenig Verkehr. Einzelne Abschnitte sind unbefestigte Naturstrassen. Zur Prävention von Unfällen müssen sich die Lernenden an einige Regeln halten:

  • Niemand fährt vor der Lehrperson.
  • Es wird auf die Anderen Rücksicht genommen.
  • Die Geschwindigkeit bestimmt die Lehrperson.

Diverse Orte und Betriebe im Gebiet bieten die Möglichkeit für eine Besichtigung, in der ausgewählte Themen und Aspekten vertieft werden können. Eine Liste findet sich im Schwerpunkt "Vertiefende Besichtigungen". Eine Anpassung der Route ist in diesem Fall zwingend erforderlich.


 

Quellen

Berner Zeitung (BZ), 2024. Das Seeland versinkt. https://www.bernerzeitung.ch/grosses-moos-boden-in-100-jahren-um-2-5-meter-abgesunken-828968175268 (Zugriff am 13.5.2025)