Mann fotografiert Wohncontainer

Relevanz und Übersicht

Stadtrundgänge und Exkursionen sind zwar äusserst interessante und willkommene Abwechslungen im Schulalltag. Die Verknüpfung mit Schulstoff, sowie die Verankerung in einem konkreten Thema fällt jedoch oft schwer. Darüber hinaus gibt eine Exkursion den Lernenden im besten Fall viel Raum zum selbstständigen Erkunden und Vertiefen. In der Praxis verkommt sie jedoch häufig zu einer sehr frontalen Angelegenheit, bei welcher durch die mannigfaltigen Ablenkungen („schau, eine Chinesische Reisegruppe!!“) wenig Inhalt nachhaltig hängen bleibt.

Deshalb versucht dieses IdeenSet, „klassische“ siedlungsgeographische Themen interaktiv im Raum aufzuarbeiten. Die Unterrichtsmaterialien sind modular verwendbar und teilweise mit wenig Aufwand auf andere Städte und Räume übertragbar. Keines der Module baut so stark auf andere auf, dass es nicht losgelöst behandelt werden könnte.

Vorstellungen und Vorkenntnisse

Die benötigten Vorkenntnisse variieren von Modul zu Modul. Grundsätzlich kann jedoch festgehalten werden, dass jeder Lernsequenz im Raum eine theoretische Erarbeitungsphase vorangehen sollte. Vorschläge, wie die Lernenden an den Lerngegenstand herangeführt werden könnten, finden sich bei den jeweiligen Modulunterlagen.

Lerngegenstand und thematische Schwerpunkte

Historische Stadt Bern

Warum wurde die Stadt Bern hier gebaut? Welche Merkmale und Elemente hatte eine mittelalterliche Altstadt? Was ist davon heute noch übrig? Und welche innere Differenzierung gab es in der Stadt Bern?  Diesen Fragen widmen sich die Lernenden in selbstgeleiteten und wahlweise digitalen Spurensuche. Daneben finden sich weitere Unterrichtsmedien zum Thema historische Stadtgründungen.

Die Innenstadt

Das Kapitel widmet sich den vergangenen und zukünftigen Entwicklungen europäischer Innenstädte und bietet Vorschläge, wie die Themen im städtischen Raum aufgearbeitet werden können.

Gentrifizierung

Im Zentrum des Moduls steht das gemeinsame Kartieren von Spuren sozialer Milieus in einem Stadtquartier. Wichtiger als das Resultat/das Fazit über das untersuchte Quartier ist, dass die Lernenden sich bewusster im städtischen Raum bewegen und sich kritisch mit dem Thema der Aufwertung auseinander setzen. Daneben finden sich auch Unterrichtsmaterialien zum Erarbeiten des Themas Gentrifizierung im Unterricht.

Stadthitze im Klimawandel

Die Lernenden setzen sich in diesem Modul mit dem städtischen Hitzeinsel Effekt auseinander. Neben der theoretischen Erarbeitung der Grundlagen steht vor allem das forschende Ergründen durch eigene Messreihen im Zentrum. Aus den Ergebnissen dieser Messreihen leiten die Lernenden schliesslich Massnahmen zur Hitzereduktion an neuralgischen Orten ab.

Stadtentwicklungsphasen

Als Einstieg ins Thema werden die klassischen Stadtentwicklungsphasen (Urbanisierung, Suburbanisierung, Desurbanisierung und Reurbanisierung) im behandelt und am Beispiel der Stadt Bern vertieft. Der Kern dieser Unterrichtseinheit bildet die anschliessende Kartierung von Bebauungstypen und Bebauungsphasen im Länggasse Quartier in Bern mit der Collector-App von ESRI.

Raumplanung

Im Modul Raumplanung spielen Lernende eine Ortsplanungsrevision einer Gemeinde durch. Dabei tauchen die Lernenden in den Planungsprozess der Revision ein und werden praxisnah mit dem Zusammenspiel zwischen den einzelnen Planungsebenen (Bund, Kanton, Gemeinden) konfrontiert. Zudem besteht die Möglichkeit, Daten im Feld mit der Collector-App zu erfassen und diese mit ArcGIS Online weiterzuverarbeiten.

Stadtgeographie allgemein

Hier findet sich eine Sammlung von Lehrmitteln für die Sekundarstufe II, in welchen Stadtgeographie allgemein behandelt wird.

Exkursionen

Eine Sammlung von Stadtexkursionen mit Bezug zu (Stadt-)geographischen Themen für die Stadt Bern. Weitere Städte folgen.

Organisation und Beurteilung

Organisation

Durch die Modularität des IdeenSets hängt der Zeitaufwand für die Bearbeitung im Unterricht stark von der Materialauswahl und der Bearbeitungstiefe ab. Auch innerhalb der Module lässt sich der Zeitaufwand im Unterricht durch kürzen oder weglassen von einzelnen didaktischen Phasen reduzieren. Falls die Unterrichtsvarianten mit Einsatz von digitalen Hilfsmitteln gewählt werden, müssen die Lernenden teilweise vorgängig Apps installieren. Ausserdem sind digitale Datenverbindungen von Vorteil. Sollen GIS-Produkte von ESRI verwendet werden, muss eine Gratislizenz für Schulen vorgängig und frühzeitig angefordert werden. Dies kann über folgende Website erledigt werden: https://www.esri.ch/de/landingpages/schulprogramm

Beurteilung

Aufgrund der strukturellen Rahmenbedingungen des gymnasialen Geographieunterrichts verläuft die Beurteilung nach wie vor grösstenteils über klassische Prüfungen. Zur summativen Beurteilung eignen sich von den Lernenden erarbeitete Produkte, welche vor allem in den Anwendungs- und Synthesephasen vorkommen. Selbstverständlich begleitet die Lehrperson ausserdem den Lernfortschritt der Lernende stets und kann diesen somit einschätzen und unterstützen (formative Beurteilung).

Lehrplanbezug

Gymnasialer Lehrplan Geographie des Kantons Bern

Fertigkeiten

Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten…

eignen sich grundlegende fachspezifische Fertigkeiten im Beschaffen, Strukturieren, Analysieren, Interpretieren, Darstellen und Vermitteln von geografischen Informationen an. Dafür werden Karten, Profile, Diagramme, Statistiken, Bilder, Texte und Grafiken interpretiert, selbst entworfen und Geografische Informationssysteme (GIS) angewendet.

lernen während Feldarbeiten und durch mediale Vermittlung Räume und geografische Sachverhalte zu beobachten, zu beschreiben, zu analysieren, mithilfe von Modellen zu abstrahieren und ihre Zusammenhänge oder prozesshaften Abläufe zu erfassen und vernetzt darzustellen

Grobziele und Inhalte GYM 1/GYM 2

Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten… 

  • kennen typische Siedlungsformen und -standorte und erkennen den Bezug zur sozioökonomischen Entwicklung.
  • diskutieren Stadt-Land-Abgrenzungen und verschiedene Stadtbegriffe und analysieren an ausgewählten Beispielen Hintergründe der Stadtentwicklung.
  • setzen sich mit Herausforderungen der aktuellen Stadtentwicklung auseinander (z.B. Zersiedlung, überlastete Verkehrssysteme, Segregation, Marginalsiedlungen).
  • kennen Ziele und Instrumente der schweizerischen Raumplanung und beurteilen deren Einfluss auf die Raumentwicklung.
  • erkennen Nutzungskonflikte und diskutieren aktuelle Konzepte für eine Raumentwicklung in der Schweiz.

Quellen

Titelbild: Eigenes Bild, Georg Bill, 5.2019. CC0