Relevanz und Übersicht
Verluste prägen unser Leben schon vom jüngsten Alter an. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch unser Leben. Ein besonderer Verlust stellt der Tod dar. Erwachsene neigen dazu Kinder vor dieser Thematik schützen zu wollen. Dies ist jedoch nicht möglich, da der Tod zum Leben dazu gehört. Daher ist es sinnvoll die Kinder und Jugendlichen auf diese Erfahrung vorzubereiten und Ängste abzubauen, indem man ihnen die Möglichkeit bietet, sich damit auseinanderzusetzen.
Das IdeenSet sieht sich in der Rolle der Wissensvermittlung, Prävention und Resilienzförderung. Es wurde nicht konzipiert, um Todesvorfälle in der Schule oder der Klasse aufzufangen. Dennoch können einige Teile dazu genutzt werden.
Vorstellungen und Vorkenntnisse
Das Thema Tod und was danach passiert ist eine der grossen philosophischen sowie religiösen Fragen, die die Menschheit seit jeher beschäftigt. Kinder und Jugendliche begegnen dieser Thematik nicht ohne Präkonzepte. Nach Plieth (2009) spielt bei der Entwicklung der Präkonzepte nicht nur das Verständnis von Zeit eine wichtige Rolle sondern auch der Einfluss von Medien, Kultur, Religion und soziales Umfeld. Es ist wichtig, dass vorhandenen Vorstellungen ernstgenommen werden und in die Auseinandersetzung mit einfliessen. Laut Schlag (2015) soll darum der Unterricht subjektorientiert sein, wobei die Lehrpersonen die Einheiten partizipativ, dialogisch und kontroversitätsoffen gestalten. Sprich: die Vielfalt an Vorstellungen und Riten sollen hervorgehoben werden, ohne diese zu bewerten. Es gibt kein richtig oder falsch. Für Lernenden soll ein Raum des Vertrauens entstehen, sodass alle ohne Hemmungen sprechen können. Hilfreich ist dabei, mit den Lernenden (nochmals) zu besprechen wie dieser Raum des Vertrauens hergestellt werden kann.
Methodische Ausrichtung
Die Methodik des Philosophierens steht bei diesem IdeenSet im Vordergrund. Als Richtwert dient dabei die Arbeit von Martens (2020), welcher das Philosophieren mit den Werkzeugen: Wahrnehmen (Phänomenologie), Begriffe klären und einordnen (Analytik), in Sichtweisen hineinversetzen (Hermeneutik), Argumente abwägen (Dialektik) und Fantasieren (Spekulation) beschreibt. Bei religiösen Fragen muss das Abwägen von Argumente mit Vorsicht gestaltet werden. Religiöse Gefühle sollen nicht verletzt werden. Wichtig ist, sich immer wieder bewusst zu machen, dass diese Methode sich auf die verbale Ausdrucksfähigkeit stützt. Daher muss darauf geachtet werden, dass verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten geschaffen werden, dass sich alle Lernenden beteiligen können.
Fragen sollen nicht umschreibend beantwortet oder gar ignoriert werden. Denn dies kann Laut Plieth (2009) zu Angstbildern führen. Sagt man einem Kind beispielsweise, dass jemand der verstorben ist, einfach eingeschlafen ist, kann es sein, dass das Kind Angst vor dem Schlafen hat, da es befürchtet, dass es dann auch tot ist. Oder aber es will nicht, dass Familienmitglieder schlafen gehen. Auch schürt diese Aussage die unerfüllbare Hoffnung, dass die verstorbene Person wieder aufwacht. Die Thematik des Todes birgt die grosse Herausforderung, den Kindern die Wahrheit über den Tod näher zu bringen, ohne Ängste auszulösen oder zu befeuern.
Quellen
- Bild: https://pixabay.com/de/photos/sanduhr-bokeh-zeit-dekoration-6809119/
- Martens, Ekkehard (2020, 12. Auflage). Methodik des Ethik- und Philosophieunterrichts. Philosophieren als elementare Kulturtechnik. Siebert, Hannover.
- Plieth, Martina (2009 4. Auflage). Kind und Tod: zum Umgang mit kindlichen Schreckensvorstellungen und Hoffnungsbildern. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn.
- Schlag, Thomas (2015). Der gesellschaftliche Horizont des schulischen Religionsunterrichts und seine Bedeutung für das Schulfach "Ethik, Religionen und Gemeinschaft". In: Bietenhard, Sophia, Helbling Dominik, Schmid Kuno (Hrsg.). Ethik, Religionen, Gemeinschaft. Ein Studienbuch. hep Verlag, Bern.