Didaktischer Kommentar
Vorstellungen und Vorkenntnisse
In dieser Altersphase befinden sich die Lernenden in einem Prozess der Identitätsbildung, in dem sie sich mit existenziellen Fragen auseinandersetzen. Die Möglichkeit, über Abschied und Tod nachzudenken, trägt dazu bei, ein reiferes Verständnis von Leben und Vergänglichkeit zu entwickeln. Durch die Fähigkeit zum abstrakten und hypothetischen Denken können die Lernenden tiefere Reflexionen über die Bedeutung von Tod und Verlust anstellen.
Die Auseinandersetzung mit den Themen Abschied, Tod und Trauer ist für Lernende im Alter von 12 bis 15 Jahren von besonderer Bedeutung, da sie sich in einer Lebensphase des Wandels befinden. Sie erleben erste Abschiede und Verluste, sei es durch Trennungen der Eltern, den Tod von nahestehenden Personen oder Tieren, Schulwechsel oder andere tiefgreifende Veränderungen. Diese Erfahrungen sind oft unausweichlich. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen hilft den Lernenden, ihre Emotionen bewusster wahrzunehmen, einen konstruktiven Umgang mit Trauer zu erlernen und Empathie für andere zu entwickeln.
Lehrplanbezug
ERG 1.1: Die Schülerinnen und Schüler können menschliche Grunderfahrungen beschreiben und reflektieren
ERG 1.2: Die Schülerinnen und Schüler können philosophische Fragen stellen und über sie nachdenken
ERG 5.1: Die Schülerinnen und Schüler können eigene Ressourcen wahrnehmen, einschätzen und einbringen
Ausserdem werden überfachliche Kompetenzen aktiv gefördert. Insbesondere die personalen und sozialen Kompetenzen erhalten in den Unterrichtssequenzen einen hohen Stellenwert.
Lerngegenstand
Die didaktische Gestaltung folgt einem handlungs- und erfahrungsorientierten Ansatz, der den Lernenden ermöglicht, Trauer als emotionalen und sozialen Prozess zu verstehen. Dabei werden emotionale, kognitive und kreative Elemente miteinander verbunden, um eine ganzheitliche Lernerfahrung zu schaffen.
Ein zentrales Ziel ist es, den Jugendlichen Wege aufzuzeigen, mit Herausforderungen umzugehen und eine positive Perspektive auf ihre persönliche Entwicklung zu entwickeln. Durch interaktive Methoden, Auseinandersetzungen mit Kurzfilmen und Medien aus der Populärkultur, kreative Ausdrucksformen und reflektierende Gespräche wird eine Balance zwischen sachlicher Auseinandersetzung und emotionaler Berührung geschaffen.
Besonders wichtig ist es, einen sicheren Raum für den Austausch zu bieten, in dem die Lernenden ihre Gedanken und Gefühle äussern können, ohne Angst vor Bewertung oder Ablehnung. Dies fördert nicht nur den individuellen Reflexionsprozess, sondern stärkt auch soziale Kompetenzen wie Empathie und gegenseitige Unterstützung.
Durch die Einbindung verschiedener Perspektiven – religiös, philosophisch und kulturell – werden die Lernenden ermutigt, eigene Standpunkte zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Die didaktische Gestaltung trägt somit dazu bei, insbesondere die emotionale Resilienz zu fördern und den Lernenden Werkzeuge zur persönlichen Bewältigung von Verlust und Abschied an die Hand zu geben.
Thematische Schwerpunkte
Schwerpunkte | Ziele und Orientierung | Inhalt |
Abschied und Neubeginn: Reflexion über Trauererfahrungen | handlungs- und erfahrungsorientiert Ziel ist es, die Lernenden für den Umgang mit Trauer, Verlust und Veränderungen zu sensibilisieren, Trauer als emotionalen und sozialen Prozess zu verstehen und eine Balance zwischen sachlicher Auseinandersetzung und emotionaler Berührung zu schaffen. | Sprache und Kommunikation: Die Reflexion über Abschiedsformeln dient als niederschwelliger Einstieg ins Thema. Narrative und visuelle Medien: Das „Wimmelbuch vom Abschiednehmen“ erschliesst Trauerprozesse anhand von Geschichten und Bildern. Filmische Darstellung: Der Animationsfilm „Dede is dead“ ermöglicht eine emotionale Annäherung an das Thema und vertieft die Auseinandersetzung mit Trauergefühlen. Eigenerfahrungen durch kreative Methoden: Die Übung „Der andere Ort“ ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Erleben von Verlust. Dies geschieht durch eine gestalterische Aufgabe, die einen hohen Grad an Partizipation ermöglicht. Reflexion und Transfer: Die abschliessende Metareflexion fördert den Austausch über persönliche Empfindungen und den Bezug zum eigenen Leben. |
Glück, Scheitern und Wachstum: Wege zur Resilienz | erfahrungsbasiert, emotional, kognitiv und kreativ Ziel ist es, den Lernenden Wege aufzuzeigen, mit Herausforderungen umzugehen und eine positive Perspektive auf ihre persönliche Entwicklung zu entwickeln. | Musik und Reflexion: Der Song „Die Reise“ dient als Ausgangspunkt für persönliche Zukunftsüberlegungen. Visuelle Darstellungen: Die Lebensschnur-Methode ermöglicht eine bildliche Auseinandersetzung mit persönlichen Erfahrungen. Kurzfilm-Analyse: Der Animationsfilm „Una vita in scatola“ regt zur Reflexion über gesellschaftliche Zwänge und individuelle Gestaltungsräume an. Symbolische Gegenüberstellung: Die „grauen“ und „farbigen“ Aspekte des Lebens erschliessen Bedingungen von Glück. Bilder und Narrative: Das Musikvideo „Wenn ich tot bin“ von Ich + Ich eröffnet eine tiefere Auseinandersetzung mit Verlust, Abschied und Erinnerungen. Philosophische und biblische Reflexion: Der Predigertext (3,1–8) thematisiert zyklische Lebenserfahrungen und dient als Ausgangspunkt für eigene Assoziationen. Zukunftsplanung: Der Film „An Irish Goodbye“ inspiriert die Auseinandersetzung mit Zukunftswünschen. Kreative Schreibaufgabe: Die Gestaltung eines eigenen Lebenslaufs in Form einer Trauerrede ermöglicht eine bewusste Reflexion über das eigene Leben und zukünftige Wünsche. |
Erinnerung und Werte: Was uns prägt und leitet. | sprachlich, kognitiv und kreativ Ziel ist es, den Lernenden die Auseinandersetzung mit Erinnerungen, Erfahrungen, Metaphern, Lehrtexten und Werten zu ermöglichen. | Visuelle Darstellung: Erinnerungsstücke lassen eine kreative Reflexion zu. Sprachliche Auseinandersetzung: Kulturelle und soziale Aspekte von Besitz und Vergänglichkeit führen in sprachliche und inhaltliche Auseinandersetzung mit Metaphern und in die Reflexion von kulturellen sowie sozialen Aspekten von Besitz und Vergänglichkeit. Lehrtexte aus den Religionen: Religiöse Perspektiven auf Besitz, Vergänglichkeit und Vermächtnis ermöglichen persönliche Interpretationen und Anwendungen religiöser Weisheiten. Diskussion: Überlegungen zu individuellen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen werden angeregt. Kreative Gestaltung: Die symbolische Darstellung individueller Werte und Erinnerungen fördern eine erzählerische Reflexion über bedeutungsvolle Lebensinhalte. |
Einsatz und Organisation
Diese Unterrichtseinheiten sind sowohl im Fach ERG an der Schule wie auch im konfessionellen Religionsunterricht möglich. Dieses IdeenSet bietet sich an, einzelne Schritte zu intensivieren bzw. wegzulassen. Grundsätzlich kennt die Lehrperson die Klasse am besten. Sie entscheidet, welche Bereiche eingesetzt werden können oder nicht.
Die Unterrichtseinheit ist in aufeinander aufbauende didaktische Phasen unterteilt.
Für eine gelingende Umsetzung ist eine strukturierte Organisation wichtig:
- Bereitstellung geeigneter Materialien (Lieder, Bücher, Filme, Arbeitsblätter, kreative Gestaltungsmaterialien)
- Sensible Begleitung der Reflexionsprozesse durch Lehrpersonen
- Schaffung eines geschützten Raumes, in dem persönliche Erfahrungen wertschätzend geteilt werden können
- Flexible Anpassung der Zeitstruktur je nach Gruppendynamik und emotionaler Beteiligung der Lernenden
Einführungssequenz
Fokus
Die Unterrichtseinheit führt kreativ und sensibel in die Themen Vergänglichkeit, Tod und Leben ein. Über persönliche Fotos oder Symbolbilder nähern sich die Lernenden dem Thema visuell. Eine 90 cm lange „Lebensschnur“ dient als Symbol für die Lebenserwartung – markiert werden schöne und traurige Momente.
Musikalisch wird das Thema durch den Song „Alles ist eins“ von den Toten Hosen vertieft. Nach dem Hören folgt eine Textanalyse und kreative Bildgestaltung zu den Strophen.
Zum Abschluss formulieren die Schülerinnen und Schüler eigene Kernsätze zum Tod („Der Tod ist wie…“) und reflektieren gemeinsam, ob der Tod als Ende oder Übergang verstanden wird.
Links und Arbeitsblätter zu den Aufgaben
In diesem Dokument sind Links, Kopiervorlagen und Arbeitsblätter passend zu den Aufgaben zur Einführungssequenz zu finden. Diese können im PDF-Format zum Ausdrucken oder im Word-Format zum Editieren heruntergeladen werden.
Abschied und Neubeginn: Reflexion über Trauererfahrungen
Fokus
Diese Unterrichtseinheit thematisiert den sprachlichen und emotionalen Umgang mit Abschied, Trauer und Tod. Ausgehend von alltäglichen Abschiedsformeln reflektieren die Lernenden deren Bedeutung und Gebrauch.
Anhand des Wimmelbuchs vom Abschiednehmen verfolgen sie die Geschichte einzelner Figuren durch verschiedene Trauerphasen, ordnen Gefühle zu und schreiben eigene Geschichten dazu.
Der Animationsfilm Dede is dead sowie eine digitale Auseinandersetzung mit Gefühlen der Trauer vertiefen das Verständnis für emotionale Prozesse.
Ein zentrales Element bildet die Übung Der andere Ort: Die Lernenden gestalten symbolisch ein Leben, das abrupt endet, und reflektieren diese Erfahrung in einem gestalteten Raum. Briefe aus dem „anderen Ort“ sowie eine abschließende Metareflexion ermöglichen einen persönlichen Zugang zu Fragen rund um Leben, Sterben und Abschied.
Links und Arbeitsblätter zu den Aufgaben
In diesem Dokument sind Links, Kopiervorlagen und Arbeitsblätter passend zu den Aufgaben zur Einführungssequenz zu finden. Diese können im PDF-Format zum Ausdrucken oder im Word-Format zum Editieren heruntergeladen werden.
Glück, Scheitern und Wachstum: Wege zur Resilienz
Fokus
Diese Unterrichtseinheit nimmt das Leben als Reise in den Blick: Ausgehend von Max Giesingers Song „Die Reise“ reflektieren die Lernenden ihre Lebensschnur, Wünsche und Gestaltungsmöglichkeiten.
Durch kreative Aufgaben wie die Gegenüberstellung von farbigen und schwarz-weissen Lebenserfahrungen, Kurzfilme (Una vita in scatola) und Musikvideos (Wenn ich tot bin von Ich + Ich) setzen sie sich intensiv mit den Themen Lebenssinn, Abschied und Trauer auseinander.
Ein biblischer Text aus dem Buch Prediger bietet Raum zur Auseinandersetzung mit den „Zeiten des Lebens“.
Die Filme An Irish Goodbye und das Musikvideo Gute Nachricht regen zum Nachdenken über Sehnsüchte, Zukunftsträume und persönliche Werte an. Die Lernenden gestalten Listen, Erinnerungselemente und bringen ihre Gedanken in Diskussionen und kreativen Aufgaben zum Ausdruck.
Links und Arbeitsblätter zu den Aufgaben
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Erinnerung und Werte: Was uns prägt und leitet
Fokus
In dieser Unterrichtseinheit setzen sich die Lernenden mit der Frage auseinander, was von einem Menschen bleibt, wenn er nicht mehr da ist. Sie bringen persönliche Erb- oder Erinnerungsstücke mit, die gemeinsam in einem geschützten Rahmen präsentiert werden.
Der Song „Ds letschte Hemmli“ von Polo Hofer wird analysiert und im Zusammenhang mit Abschied und Vergänglichkeit interpretiert.
Ergänzend beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit Lehrtexten aus verschiedenen Religionen, um unterschiedliche Perspektiven auf das Sterben kennenzulernen.
In der Übung Ballonfahrt reflektieren sie persönliche Werte, die sie im Leben für besonders wichtig halten. Abschließend gestalten sie eine „Schachtel der wichtigen Dinge“, die Erinnerungen, Werte und individuelle Lebensaspekte symbolisch festhält und als bleibendes Andenken mit nach Hause genommen wird.
Links und Arbeitsblätter zu den Aufgaben
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