Oral History Grundlagen

Verlauf und Lehrplanbezug

Für die Sequenz sollten mindestens 3 bis 4 Lektionen eingeplant werden.

Didaktische Phase * Aufgaben

Explorieren

Heranführen ans Thema "Oral History"
Die Lehrperson stellt den Lernenden das geplante Oral-History-Projekt "Wie Schule früher war" vor. Die Lehrperson zeigt auf, welche inhaltlichen und methodischen Kompetenzen aufgebaut werden müssen, damit das Projekt erfolgreich sein wird.

1) Als Einstieg ins Thema Oral History schauen die Lernenden zwei Videos aus Zeitmaschine TV: "Lernende besuchen und befragen Zeitzeugen." Zwei Videos, die sich gut eignen für die Einführung ins Thema sind:

Die Lernenden äussern sich spontan zu den beiden Videos. Im anschliessenden Klassengespräch wird unterschieden zwischen Inhalt und Form des Gesehenen. Die Lernenden lernen die Begriffe "Zeitzeugen" und "Zeitzeugeninterview" kennen.
    
Zum Inhalt: Worüber sprechen die Interviewten? (Vergangenheit: Schule, Reisen ohne Eltern)

Zur Form: Wer hat die Gespräche geführt? (Lernende) / Wer wurde befragt? (ältere Leute, die von früher erzählten: Diese Leute nennt man "Zeitzeugen".) / Wie wurden die Gespräche geführt? Was ist aufgefallen in Bezug auf die Fragestellungen? (Interview, wenige Fragen, kaum Unterbrechung der Erzählung durch die Befrager/Befragerinnen. Diese Interviewform nennt man "Zeitzeugeninterview".).

2) Wahrnehmung ist subjektiv!
Alle Lernenden schreiben einen Text über eine bestimmte Lektion oder ein gemeinsames Erlebnis. Wichtig ist, dass es sich um ein Erlebnis handelt, das mit Emotionen verbunden ist. In Partnerarbeit lesen sie sich die Texte gegenseitig vor. Sie notieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Schilderungen. Sie überlegen sich, weshalb es Unterschiede in den Schilderungen gibt.
Im Klassengespräch werden die folgenden Fragen diskutiert:

  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen den Schilderungen?
  • Warum gibt es diese Unterschiede, obwohl alle das gleiche Ereignis beschrieben haben?
  • Was bedeuten diese Erkenntnisse für das Zeitzeugengespräch?
  • Was erwarten wir von Zeitzeugengesprächen?

oder

Aus der Klasse werden zwei bis vier Jugendliche ausgewählt, die ein Ereignis schildern sollen, das die ganze Klasse erlebt hat. Wichtig ist, dass das gemeinsam erlebte Ereignis mit Emotionen verbunden ist. Die ausgewählten Jugendlichen versammeln sich vor der Tür und haben ein paar Minuten Zeit, sich unabhängig voneinander an dieses Ereignis zu erinnern. Sie dürfen sich dabei untereinander nicht absprechen. Nacheinander kommen sie in den Raum und erzählen dem Rest der Gruppe ihre Version des Ereignisses. Die anderen hören zu und achten auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Schilderungen.
Im Klassengespräch werden die folgenden Fragen diskutiert:

  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen den Schilderungen?
  • Warum gibt es diese Unterschiede, obwohl alle das gleiche Ereignis beschrieben haben?
  • Was bedeuten diese Erkenntnisse für das Zeitzeugengespräch?
  • Was erwarten wir von Zeitzeugengesprächen?

Material: 2 Videos aus Zeitmaschine.TV

Sozialform: Einzelarbeit, Partnerarbeit, Klassengespräch

Erarbeiten

Inhaltliche Grundlagen: Was ist Oral History?
Die Lernenden lernen, was Oral-History bedeutet, was Zeitzeugeninterviews sind und welche Bedeutung sie haben. Sie lesen das Interview mit Nadine Fink "Oral History - Zeitzeugen eine Stimme geben". Sie beantworten die Fragen auf dem Arbeitsauftrag "Oral History: Fragen zum Interview mit Nadine Fink". Die Lernenden vergleichen ihre Antworten mit ihrem Nachbarn/ihrer Nachbarin. Die Auswertung findet im Unterrichtsgespräch statt.

Material: "Was ist Oral History? (Interview)", "Was ist Oral History? (Auftrag)", "Was ist Oral History? (Lösungen)"

Sozialform: Einzelarbeit, Partnerarbeit, Klassenunterricht

Erarbeiten

Methodische Grundlagen 1: Interviewtraining
Mit dem Film "Medienkompetenz: Interviewtraining" von SRF myschool erarbeiten sich die Lernenden Grundkenntnisse zur Interviewtechnik.
Die Lernenden arbeiten selbständig mit Hilfe der Arbeitsanleitung "Interview-Training und Frageformen". Sie halten alle Erkenntnisse dieser Sequenz auf der Arbeitsanleitung fest.
Die Ergebnisse werden im Klassengespräch miteinander verglichen.

Material: "Interviewtraining (Video)", "Interviewtraining (Auftrag)", "Interviewtraining (Lösungen)"

Sozialform: Einzelarbeit, Partnerarbeit, Klassenunterricht

Erarbeiten

Methodische Grundlagen 2: Zeitzeugeninterview - Merkmale und Frageformen
Mit Hilfe der Arbeitsanleitung "Zeitzeugeninterview: Merkmale und Frageformen" erarbeiten sich die Lernenden die Merkmale des Zeitzeugeninterviews. Sie können die Merkmale des Zeitzeugeninterviews benennen. Sie lernen mit dem Arbeitsauftrag "Zeitzeugeninterview: Frageformen" verschiedene Fragetypen kennen. Sie wissen, welche Fragen sich eignen, um Zeitzeugen zum Erzählen zu bringen und wie sie nachfragen können.
Die Sicherung der Ergebnisse erfolgt im Unterrichtsgespräch.

Material: "Zeitzeugeninterview - Merkmale (Auftrag und Lösungen)", "Zeitzeugeninterview: Frageformen (Auftrag und Lösungen)"

Sozialform: Einzelarbeit, Unterrichtsgespräch

Erarbeiten

Methodische Grundlagen 3: Videoaufnahme
Anhand einer Checkliste bereiten sich die Lernenden auf eine mögliche Aufnahme des Interviews vor. Zu zweit nehmen sie mit Handy oder Tablet testweise kurze Interviewszenen auf. Es geht dabei nicht um den Inhalt der Interviewszenen, sondern um die Aufnahmetechnik. Die Lernenden werten die Aufnahmen aus: Was hat bei der Aufnahmetechnik funktioniert? Was muss verbessert werden? Wie können die Probleme beim „richtigen“ Interview vermieden werden?

Material: „Videoaufnahme (Arbeitsauftrag)“, „Videoaufnahme (Checkliste)“, Videoanleitung

Sozialform: Einzelarbeit, Partnerarbeit, Klassenarbeit

Die Evaluation dieser Sequenz findet in Form einer Blitzlichtrunde statt: Jeder Lernende äusserst sich knapp zu den folgenden Fragen: Was habe ich gelernt? Was fiel mir leicht? Womit hatte ich Schwierigkeiten? Kann ich nun ein Zeitzeugeninterview zu einem bestimmten Thema planen?

* Die didaktischen Phasen basieren auf dem Modell kompetenzfördernder Aufgabensets nach Kalcsics & Wilhelm, 2017.

Kompetenzen Lehrplan21: RZG.7.3, RZG.5.3, D3.B1, D.3.C.1, MI.1.3, Überfachlich

Beurteilung

Die aufgebauten Kompetenzen und (indirekt) auch das erworbene Wissen werden im nächsten Schwerpunkt „Oral History Projekt“ überprüft.

Unterrichtsmaterial

Ideenset_Wie_Schule_frueher_und_heute_was_ist_Oral_History

Was ist Oral History?

Materialien zum Arbeitsauftrag 2.1

Nadine Fink erklärt in einem Interview, was Oral History ist. Die Lernenden erschliessen sich mit Hilfe der Fragen die Begriffe „Zeitzeugen“ und „Zeitzeugeninterview“.