Verlauf und Lehrplanbezug

Vorbemerkungen

Die Befragung findet in Partnerarbeit in Form eines halboffenen Interviews statt. Das erleichtert den Lernenden die Auswertung des Interviews. Die Lernenden legen fünf thematische Schwerpunkte für die Befragung fest. Sie formulieren zu jedem Schwerpunkt eine offene Frage und drei konkrete Fragen. Mit den offenen Fragen ist gewährleistet, dass sich das Gespräch frei und dynamisch entwickeln kann. Die konkreten Fragen werden nur gestellt, wenn das Gespräch stockt, um die Erinnerung anzuregen oder wenn die Befragten vom Thema abschweifen. Die Lernenden werden angehalten, im Verlaufe der Projektarbeit immer wieder das erworbene Wissen im Schwerpunkt "Oral History: Grundlagen" aufzurufen.

Ablauf

  • Die Lehrperson führt die Lernende in das Projekt ein.
  • Die Lernenden bereiten die Zeitzeugenbefragung zu zweit vor. Sie arbeiten gemäss der Checkliste "Vorbereitung der Zeitzeugenbefragung". Sie erstellen die Leitfragen für das Interview, bestimmen die Zeitzeugen und nehmen Kontakt mit ihnen auf. Sie bestimmen die Aufnahmetechnik. Sie führen Trainingsgespräche durch.
  • Zu zweit führen die Lernenden die Zeitzeugenbefragung durch. Sie arbeiten gemäss der Checkliste "Durchführung der Zeitzeugenbefragung".
  • Die Auswertung der Interviews erfolgt mit Hilfe der Checkliste "Auswertung des Zeitzeugenbefragung".
  • Die Lernenden bereiten sich mit Hilfe der Kriterienliste auf die Präsentation ihrer Projektarbeit vor.
  • Die Präsentationen erfolgen im Klassenunterricht.
  • Die Projektrückschau erfolgt mündlich im Klassenunterricht oder schriftlich in Form eines geführten Textes.

Zeit

8 bis 10 Lektionen, je nach dem ob und wie viel Zeit während des Unterrichts für die Trainingssequenz eingesetzt wird. Die eigentliche Zeitzeugenbefragung findet ausserhalb der normalen Unterrichtsstunden statt, da davon ausgegangen werden muss, dass nicht alle Befragungen gleichzeitig statt finden können.

Einführung in das Projekt

1) Die Lehrperson führt die Lernenden in das Vorhaben "Ein Zeitzeugeninterview durchführen" zum Thema "Wie Schule früher war" ein. Die Klasse rekapituliert mit Hilfe der Lehrperson, welches Wissen (siehe Schwerpunkt "Wie Schule früher war") und welche Kompetenzen (siehe Schwerpunkt "Oral History: Grundlagen") dafür aufgebaut wurden:

  • Kenntnisse zur Schule früher
  • Begriff und Bedeutung: Oral History
  • Begriff und Bedeutung: Zeitzeuge / Zeitzeugen
  • Methodenkompetenz: Interviewtechnik und Zeitzeugenbefragung
  • Methodenkompetenz: Videoaufnahme

2) Die Lehrperson stellt die Projektarbeit und den Arbeitsablauf vor.

  • Partnerarbeit
  • Selbständige Arbeit mit Hilfe von drei Checklisten "Vorbereitung, Durchführung und Auswertung des Zeitzeugeninterviews"
  • Arbeit gemäss Zeitplan, von der Lehrperson festzulegen
  • Führen eines Arbeitstagebuchs oder eines Videotagebuchs
  • Anlegen einer Dokumentenmappe: Sammeln und einordnen der Dokumente zur Befragung inklusive aller Arbeitsaufträgen und Notizen
  • Präsentation der Projektarbeit und Bewertungsraster

3) Die Lernenden erhalten alle nötigen Unterlagen. Die Lehrperson legt gemeinsam mit den Lernenden einen Zeitplan fest. Für jede Arbeitseinheit (Vorbereitung - Durchführung – Auswertung und Analyse - Präsentation) wird eine Zeitspanne festgelegt. Es wird bestimmt, wann die einzelnen Checklisten besprochen werden und wann die Präsentation der Projektarbeiten stattfindet.

Die Lernenden werden in das Führen des Arbeitsjournals oder des Videotagebuchs eingeführt.
Die Bewertungsraster für die Präsentation werden vorgelegt und besprochen.

Material: Je eine "Checkliste Vorbereitung, Durchführung und Auswertung des Zeitzeugeninterviews",  „Arbeitsjournal“, Bewertungsraster

Sozialform: Klassenunterricht

Didaktische Phase * Aufgaben

Anwenden
(Einführung)

Anwenden
(Vorbereitung)

Vorbereiten des Zeitzeugeninterviews

1) Die Klasse liest die Checkliste "Vorbereiten des Zeitzeugeninterviews". Die Lehrperson beantwortet Verständnisfragen. Die Arbeitspaare werden gebildet.

2) Die Lernenden arbeiten selbständig gemäss Checkliste.
Im Verlauf der selbständigen Arbeit legen die Arbeitspaare mit der Lehrperson den Zeitpunkt für die Besprechung des Arbeitsauftrags "Leitfaden für das Zeitzeugeninterview" fest. Die Lehrperson bespricht mit den einzelnen Paaren am vereinbarten Zeitpunkt den „Leitfaden Zeitzeugeninterview.“

3) Der Abschluss der Sequenz „Vorbereiten des Zeitzeugeninterview“ findet im  Klassengespräch statt. Die Lernenden stellen einander die Ergebnisse des Arbeitsauftrags „Regeln und Probleme bei der Zeitzeugenbefragung“ vor. Die Lehrperson ergänzt, wo nötig.

Material: "Checkliste Zeitzeugeninterview vorbereiten", "Leitfaden Zeitzeugeninterview", "Arbeitsjournal", "Regeln und Probleme beim Zeitzeugeninterview (+Lösungen)“

Sozialform: Klassenarbeit, Partnerarbeit

Anwenden
(Durchfühung)

Durchführen des Zeitzeugeninterviews

1) Die Lernenden lesen die Checkliste "Durchführen des Zeitzeugeninterviews". Die Lehrperson beantwortet Verständnisfragen.

2) Die Arbeitspaare führen das Zeitzeugeninterview am vereinbarten Zeitpunkt durch.

Material: "Checkliste Ein Zeitzeugeninterview durchführen", "Interviewprotokoll", "Persönliche Daten des Zeitzeugen / der Zeitzeugin", "Einverständniserklärung", "Checkliste: Videoaufnahme"

Sozialform: Klassenarbeit, Partnerarbeit

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(Inhaltliche Auswertung)

Das Zeitzeugeninterview auswerten und analysieren

1) Vor der Auswertung des Zeitzeugeninterviews erhalten die Lernenden die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Feedbackrunde im Klassengespräch über die Videobefragungen auszutauschen. Sie benutzen dazu ihre Notizen auf dem Interviewprotokoll.  

2) Anschliessend liest die Klasse die Checkliste „Auswertung und Analyse des Zeitzeugeninterviews“. Die Lehrperson beantwortet Verständnisfragen.

3) Die Arbeitspaare arbeiten selbständig gemäss Checkliste. Sie schauen das Video zweimal an. Zuerst konzentrieren sie sich auf das Verhalten der Beteiligten. Beim zweiten Schauen identifizieren sie die aussagekräftigen Informationen in Bezug auf die fünf Hauptfragen. Sie halten die Ergebnisse auf der Tabelle im Arbeitsauftrag „Auswertung“ fest. Anschliessend sammeln sie bei den anderen Arbeitspaaren der Klasse Aussagen zu ihren fünf Hauptfragen. Die Lernenden organisieren die Befragung selbständig zu einem selbst gewählten Zeitpunkt. Auch diese Ergebnisse werden in der Tabelle festgehalten. Die Lernenden überprüfen, ob sie ausreichende Antworten auf ihre Fragen erhalten haben.

4) Die Arbeitspaare analysieren die Ergebnisse des Zeitzeugeninterviews mit Hilfe des Arbeitsauftrags „Analyse“. Sie prüfen, ob es Widersprüche gibt zwischen den Aussagen ihres Zeitzeugen / ihrer Zeitzeugin und den Aussagen anderer befragten Personen. Sie vergleichen diese mit ihrem bisherigen Wissen. Sie überlegen, wie sich Widersprüche und Unterschiede in der Beantwortung der gleichen Fragen erklären lassen. Sie machen Vorschläge, wo sie zusätzliche Informationen einholen könnten.     

5) Die Auswertung der Ergebnisse des Arbeitsauftrags „Auswertung und Analyse“ erfolgt im Plenum. Die Lehrperson unterstützt die Lernenden beim Herausarbeiten von Schwerpunkten. Zentral für das gute Gelingen des Projektes ist,  

  • dass Unterschiedlichkeiten und Widersprüche in den Aussagen zu den gleichen Themen deutlich gemacht und klar herausgearbeitet werden
  • dass die Lernenden verschiedene Gründe kennen, weshalb über ein bestimmtes Thema unterschiedlich erzählt wird
  • dass man, um Klarheit zur Erlangen, weitere Quellen beiziehen könnte
  • dass möglicherweise gar keine Eindeutigkeiten auszumachen sind

Mögliche Gründe für die unterschiedlichen Erzählungen können sein:

  • Erinnerung ist subjektiv
  • Haltung der Lehrperson(en)
  • Haltung des Elternhauses zur Schule
  • Unterschiedliche Lebenssituationen
  • Unterschiedliche Schulsysteme
  • Schulorte (Stadt, Kanton, Land)
  • Besuch öffentliche Schule oder Privatschule
  • Art und Bedingungen der Befragung

Weitere Quellen aus der Zeit der Erzählungen könnten sein:

  • Lehrpläne
  • Stundenpläne
  • Klassenbücher
  • Schulbücher
  • Lernendenhefte
  • Anschauungsmaterialien aus dem Unterricht
  • Fotografien
  • Artikel über Schulfragen in Zeitungen oder Fachzeitschriften
  • Dokumentarfilme

Material: „Checkliste: Ein Zeitzeugeninterview auswerten“, "Ergebnissicherung", „Analyse des Zeitzeugeninterviews“

Sozialform: Partnerarbeit und Klassenarbeit

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(Vorbereiten der Präsentation)

Die Präsentation vorbereiten

Die Lehrperson bespricht mit der Klasse das Bewertungsraster für die Präsentation der Projektarbeit. Die Arbeitsteams bereiten sich auf die Präsentation ihrer Projektarbeit vor. Der Zeitplan für die Präsentationen wird erstellt.

Material: Dokumentenmappe, Videointerview, Bewertungsraster

Sozialform: Klassenarbeit und Partnerarbeit

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(Präsentation)

Die Projektarbeit präsentieren

Die Arbeitspaare stellen der Klasse ihre Projektarbeit nach Vorgabe des Bewertungsrasters vor.

Material: PPP, Bewertungsraster

Sozialform: Klassenunterricht

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(Reflexion)

Reflexion der Projektarbeit

Die Lernenden blicken zurück auf das Oral History Projekt. Sie schreiben eine Reflexion in Form eines Fliesstextes mit Leitfragen. Sie benutzen dazu auch ihre Notizen zu den Vorüberlegungen, die sie zu Beginn der Projektarbeit gemacht haben (siehe Checkliste „Vorbereitung“). Alternativ kann die Reflexion auch im Plenum stattfinden.

Mögliche Leitfragen:

  • Welches waren deine Erwartungen an das Projekt?
  • Wurden deine Erwartungen übertroffen / erfüllt / enttäuscht? Begründe deine Antwort.
  • Was hat dir am meisten gefallen? Was hat dich beeindruckt? Was hat dein Interesse geweckt?
  • Gab es Probleme während der Vorbereitung, der Durchführung und der Auswertung des Interviews? Wie wurden sie gelöst?
  • Welches war die grösste Herausforderung, die es zu meistern galt?
  • Was hast du Neues erfahren / gelernt?
  • Welche Kompetenzen hast du dir angeeignet?
  • Welche Erfahrungen hast du gemacht im Umgang mit alten Menschen? Was hast du gelernt dabei?
  • Welches Fazit ziehst du aus der Projektarbeit? Bist du zufrieden mit dem Vorgehen, mit dem Resultat? Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?

* Die didaktischen Phasen basieren auf dem Modell kompetenzfördernder Aufgabensets nach Kalcsics & Wilhelm, 2017.

Kompetenzen Lehrplan21: RZG.7.3, RZG.5.3, D3.B1, D.3.C.1, MI.1.3, Überfachlich

Beurteilen

Zur formativen Beurteilung eignen sich das Endprodukt der Projektarbeit (Produkt), die Entwicklung (Prozess) und die Vorstellung der Erkenntnisse (Präsentation). Das angefügte Bewertungsraster enthält deshalb alle drei Teile. Diese können von der Lehrperson je nach Bedürfnissen individuell gerichtet, abgeändert und/oder ergänzt werden.

Unterrichtsmaterial