Erfahrung trifft Bildung

Sieben Menschen mit Behinderungen erwerben an der PHBern erstmals ein Diplom als Fachperson Inklusion. Was bedeutet Inklusion? Und warum braucht es mehr Stimmen wie ihre? Im Interview sprechen die ersten Teilnehmenden über Potenzial, Perspektiven und Visionen von echter Teilhabe. 

Gabriel Schaak: "Menschen mit und ohne Behinderungen finden gemeinsam Lösungen"

Was gefällt Ihnen besonders an der Ausbildung?
Besonders neugierig bin ich auf den interdisziplinären Austausch mit den Teilnehmenden ohne Behinderung des CAS Arbeitssettings und Kommunikation inklusiv gestalten. Mich interessiert, was sie für Erfahrungen haben und wie offen sie gegenüber Menschen mit Behinderungen sind. 

Wir hatten bereits einen Arbeitsauftrag gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung. Es entstanden interessante Diskussionen und wir hatten eine gute Idee, welche sich im Alltag bewährt hat. Es ist schön, zu sehen, dass der Ansatz funktioniert und Menschen mit und ohne Behinderung zusammen gute Lösungen erarbeiten können. Das macht mir Spass. 

Warum braucht es Fachpersonen für Inklusion?
Für mich heisst Inklusion: Staat und Institutionen müssen offener werden für Menschen mit Behinderung. Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit, Bildung und Teilhabe. Ich wünsche mir, dass Betriebe und Schulen erkennen, wie viel Potenzial in Menschen mit Behinderung steckt. Chancengleichheit ist etwas Tolles und bringt die Möglichkeit, sich nützlich zu machen. Mein Ziel ist es, andere zu ermutigen: Auch ohne Uniabschluss kann man etwas bewirken. Inklusion bedeutet, den Menschen zu sehen – mit all seinen Stärken und Möglichkeiten.

Was wünschen Sie sich für ihre berufliche Zukunft?

Ich möchte an Hochschulen und Institutionen erklären, was Inklusion wirklich bedeutet – und wie sie gelingen kann. Mein Ziel ist, Menschen zu ermutigen, neue Wege zu gehen und Barrieren abzubauen. Andere Länder, wie Dänemark, machen es vor. Wichtig ist, Separation zu überwinden und gemeinsam weiterzudenken.

Jonas Kallen: "Inklusion funktioniert – wenn man sie will."

Wieso finden Sie Inklusion wichtig?
Ich erlebe im Alltag immer wieder, wie schwer sich unsere Gesellschaft mit Inklusion tut – ob in der Schule oder bei der Arbeit. Wer anders ist, trifft auf unsichtbare Barrieren. Das bewegt mich. Ich möchte zeigen, dass es auch einfacher gehen kann, wenn man Offenheit zulässt.

Ein Beispiel: Im Job musste ich erklären, warum ich wegen meiner leichten cerebralen Parese gewisse Dinge anders mache. Solche Situationen zeigen, wie wichtig Verständnis und Anpassung sind – von allen.

Die Diplomausbildung Fachperson Inklusion (Fink) gibt mir die Chance, daran zu arbeiten und zu zeigen: Inklusion funktioniert – wenn man sie will.

Warum braucht es Fachpersonen für Inklusion? 
Inklusion heisst für mich: Teilhabe, dazugehören, mitreden, mitgestalten. Menschen mit Behinderung sollen ihre Meinung sagen dürfen – auch kritisch, auch unbequem.

Als Mensch mit Behinderung weiss ich, wie es ist, wenn Verständnis fehlt. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass wir einander mit Offenheit begegnen – ohne Vorurteile, dafür mit Respekt.

Was wünschen Sie sich für ihre berufliche Zukunft?
Ich möchte dort wirken, wo Veränderung möglich ist – in Schulen und in der Wirtschaft. Junge Menschen sind die Zukunft, und Betriebe spielen dabei eine Schlüsselrolle.

Mein Ziel ist, mit Schulen und Lehrbetrieben ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Lösungen zu finden, wie Inklusion in Ausbildung und Arbeitswelt wirklich gelingt.