Im Rahmen eines dreijährigen Projekts von Oktober 2015 bis Oktober 2018 wurde die Schule Twann-Tüscherz-Ligerz durch das Projektteam des Instituts für Heilpädagogik im Ziel unterstützt, einen integrativen zyklusdurchlässigen, zum Teil zyklusübergreifenden Unterricht zu entwickeln und zu erproben.
Zusammenarbeit
Zu Beginn des Projekts wurden auf verschiedenen Ebenen Entwicklungsprozesse weitergeführt, angestossen oder aufgebaut. Auf der Ebene der Zusammenarbeitsstrukturen etablierten sich die regelmässigen Zyklusgruppentreffen als Gefässe der engen, unterrichtsbezogenen Planungs- und Reflexionsarbeit zwischen den Lehrpersonen. Häufig wurden die Zyklusgruppen dabei von Dozierenden des Projektteams fachlich begleitet. In der Steuergruppe werden mit dem Schulleiter, Michael Rüegger, aktuelle Fragen und anstehende Themen aus den drei Zyklen aufgegriffen. Gemeinsam mit dem Projektteam und ausgerichtet auf das Schulprogramm entstanden daraus nächste Themen der Weiterbildung mit allen Lehrpersonen.
Weiterbildungsthemen
Wichtige Weiterbildungsthemen auf der Ebene Unterrichtsentwicklung waren: Lernprozessbegleitung und passende Hilfestellungen in der Lernbegleitung; Aufbau vorbereiteter Lernumgebungen mit einer Planungsmatrix; Dialoge führen mit Kindern und mit Jugendlichen; soziale, kommunikative und metakognitive Prozesse anregen, die das eigenständige Lernen unterstützen; Reflexionsgespräche mit Klassen und Gruppen; Rückmeldekultur, Feedback geben und erhalten (Selbst- und Fremdeinschätzung durch Peers und durch Lehrpersonen); Portfolioarbeitsvarianten; Beurteilung nach Lehrplan 21.
Jedes Thema wurde zyklusspezifisch in möglichen Unterrichtsbausteinen, Materialien oder Aufgabenstellungen konkretisiert. Die Lehrerteams oder einzelne Lehrpersonen wählten bestimmte Impulse aus und erprobten diese mit ihren Schülerinnen und Schülern. Erfolge und positive Wirkungen wurden ebenso wie Enttäuschungen innerhalb der Zyklusgruppen sowie in Coachings oder bei Unterrichtsbesuchen mit dem Projektteam reflektiert. Der daraus entstehende Erfahrungsaustausch zwischen den Lehrpersonen und den Dozierenden des Projektteams trug wesentlich zur Auseinandersetzung mit pädagogischen Fragen bei, wie z.B.: Welche Massnahmen bewirken soziale Integration? Welche Erwartungen habe ich an meine Schülerinnen und Schüler? Sind meine Anforderungen entwicklungs- und altersgemäss? Was bedeutet Beurteilung für mich? Welche Haltung prägt meinen Unterricht? Werde ich allen Schülerinnen und Schülern damit gerecht?
Zusammenleben in der Schule
Wichtige Aspekte, die das Schulleben und den Unterricht direkt beeinflussen, sind die Partizipation der Kinder und Jugendlichen, die Kooperation mit den Eltern, die Zusammenarbeit mit der Tagesschule, der Einsatz der Schulsozialarbeit und die Öffentlichkeitsarbeit in den Gemeinden. Diese Themen wurden in den Gesprächen der Schulleitung mit dem Projektteam angesprochen, ressourcenorientiert diskutiert und weiterentwickelt.
Im Schuljahr 2018 wurde ein partizipatives medienpädagogisches Projekt in enger Zusammenarbeit mit der Medienwerkstatt der PHBern realisiert. Alle Schülerinnen und Schüler wirkten mit ihren Lehrpersonen mit. Die dabei entstandene Website über das Zusammenleben im "Schulmodell Twann" gibt mit Trickfilmen, Videoclips, Fotos und Texten einen konkreten Einblick zu folgenden Leitideen der Schule: Raum für Vielfalt geben, Verantwortung übernehmen, voneinander lernen, Gemeinschaft leben, Entwicklung wagen.
Medienpädagogisches Anschlussprojekt
Die Schulen Twann haben in Zusammenarbeit mit dem Institut für Heilpädagogik der PHBern den Unterricht und ihr Schulmodell weiterentwickelt. Daraus kristallisierten sich spezifische Haltungen und Werte für die ganze Schule heraus. Die Medienwerkstatt der PHBern stellte diese innovativ und vielfältig mithilfe von Bildern, Videos und Trickfilmen dar.
Aktiv mitgewirkt haben Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur neunten Klasse. Richard Vetterli, Projektleiter, gibt in einem Kurzinterview Auskunft, wie er vorgegangen ist.
Wie kam es zum Anschlussprojekt?
Richard Vetterli: Der Wunsch, die definierten Haltungen und Werte festzuhalten, war von Anfang an vorhanden. Es war auch schnell klar, dass die beste Umsetzungsform ein medienpädagogisches Projekt ist, das in der Form möglichst dem entspricht, wie an der Schule gearbeitet wird. Das heisst, es war von Anfang an hoch partizipativ. Ich habe vor allem begleitet, im technischen und filmischen Bereich. Die Idee war, dass die Lehrpersonen und die Schülerinnen und Schüler herausfinden, was sie anderen zeigen möchten, und dazu etwas erarbeiten. Wir wollten das Klima, die Ausstrahlung der Schule darstellen. Das Medienprojekt war zeitweise im ganzen Schulhaus präsent unter den Fragen: Was ist uns wichtig? Was macht unsere Schule aus? Was wollen wir anderen zeigen?
Sind Sie mit dem Resultat zufrieden?
Richard Vetterli: Die meisten Sachen sind von den Kindern und Jugendlichen gemacht worden. Es kommt frisch und fröhlich daher und ist nicht perfekt. Es ist eine lebende Oberfläche mit fachkundigen Hintergrundtexten zu den Leitwerten, geschrieben von den Fachexpertinnen und Fachexperten des Instituts für Heilpädagogik der PHBern. Diese Mischung finde ich gelungen und spricht Kinder, Eltern, aber auch andere Lehrpersonen und Schulleitungen an.
Ein weiterer Vorteil ist, dass sich etliche Schülerinnen und Schüler mit dem Schulmodell auseinandergesetzt haben. Es war spannend, zu sehen, wie sie die Schule dargestellt haben. Sie haben dazu auch Lehrpersonen interviewt: "Wie haben Sie Ihren Unterricht entwickelt?" Dies führte wiederum zu einem anderen Verständnis füreinander. Es kamen vor allem vom Zyklus 3 viele gewinnbringende Impulse. Aber auch die Kleinen lieferten gute Inputs.
Die Website Schulmodell Twann wurde in enger Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern gestaltet. Die fachlichen Hintergrundtexte enthalten wertvolle Inputs für Schulen auf dem Weg zur inklusiven Schule.
Projektteam der PHBern
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