Ob im Nachbarkanton oder in der Ferne: PHBern-Studierende, die in einem Bachelor- oder Masterstudiengang immatrikuliert sind, können an Partnerhochschulen in der Westschweiz, im Tessin, in 15 europäischen Ländern sowie an sieben Destinationen in Übersee Mobilitätsaufenthalte absolvieren. "Grundsätzlich wird ein Niveau B2 in der jeweiligen Unterrichtssprache verlangt, in der Regel ohne zertifizierten Sprachnachweis", erklärt Yves Blanchard, Leiter des "International Office" im Berner Hochschulzentrum vonRoll. Besonders beliebt seien Universitäten in Skandinavien.
Studium wird meist nicht länger
Wer an einer Gasthochschule Lehrveranstaltungen besucht, kann sich diese ganz oder teilweise anrechnen lassen. "Deshalb ist es meist möglich, ein Austauschsemester ohne Verlängerung der Studienzeit zu absolvieren", betont Blanchard. Und ergänzt: "Je früher der Mobilitätsaufenthalt im Studienverlauf eingeplant ist, desto mehr lässt sich anrechnen." Wichtig: Interessierte Studierende müssen von der Bewerbung bis zum Kofferpacken mindestens ein halbes Jahr Vorlauf einrechnen. Erhalten sie grünes Licht, bleiben sie während ihrer Abwesenheit in Bern angemeldet. Studiengebühren an der Partnerhochschule entfallen. Für ein Austauschsemester gibt es zudem ein Stipendium, dessen Höhe von der Dauer der Lehrveranstaltungen abhängt.
Von der Mobilitätsförderung profitieren jährlich rund 80 Studierende – und um die 40 Mitarbeitende. "Für Letztere gelten die Angebote bereits ab einer Dauer von zwei Tagen", sagt der Leiter des "International Office". "Zum Beispiel für Lehraufträge, Workshops, Jobbegleitungen oder fachlichen Austausch." Das Office berät und kümmert sich um die Finanzierung. Zu den Dienstleistungen gehört auch die Betreuung von Personen aus dem Ausland, die als Gäste an die PHBern kommen.
Doch wie ist es, wenn man zu neuen Studiengefilden aufbricht? Zwei, die es wissen, sind Marion Räber und Moritz Gubler – sie seit Anfang 2025 fertig mit dem Studium zur Primarlehrerin für die Mittelstufe (Zyklus 2), er Forschungsbeauftragter am Zentrum für Forschungsförderung/Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation sowie Dozent für Bildung für nachhaltige Entwicklung am Institut für Sekundarstufe I. Während Räber das Herbstsemester 2023/24 im französischen Toulouse absolviert hat, war Gubler diesen Frühling zwei Wochen an der Universität Szeged in Ungarn.
Wie und warum kam es zu den Auslandaufenthalten? Und warum gerade an diesen Hochschulen?
Marion Räber: Es ist ein grosses Privileg, so günstig und einfach ein Semester im Ausland studieren zu können und ein Land von innen heraus kennenzulernen. Ich denke, für solche Erfahrungen und Wachstumschancen leben wir. Deshalb wollte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Toulouse schien mir sommerlich, familiär, im Vergleich unbekannt und bot mir das französische Flair, das ich gesucht hatte.
Moritz Gubler: 2018 habe ich die ungarische Geographiedidaktikerin Dr. Anett Kádár kennengelernt. Seither tauschen wir uns regelmässig zu unserer eng verwandten Arbeit in Lehre und Forschung aus. Als sich die Möglichkeit für einen Forschungs- und Bildungsurlaub ergab, liessen wir den vielen Worten Taten folgen und gleisten mit Hilfe des "International Office" ein "JobShadowing" auf, d. h. eine wechselseitige Begleitung bei der Arbeit. Anett besuchte die PHBern im Oktober 2024 und ich reiste Ende April 2025 nach Szeged – die "Stadt des Sonnenscheins" im Süden Ungarns war bisher ein blinder Fleck auf meiner persönlichen Landkarte.
Was waren die wichtigsten Eindrücke und Erfahrungen?
Marion Räber: Ich nahm am Schluss einen Realitätscheck mit, der mich immer wieder daran erinnert, wie verschieden Menschsein und wie wichtig die Übernahme anderer Perspektiven ist. Ausserdem empfinde ich es als unglaublich wertvoll, einen Moment gehabt zu haben, in dem ich mich aus meinem Leben herauszoomen konnte, um dann wieder darin einzutauchen. Das tat mir gut, und es ermöglichte mir, mich von Dingen zu distanzieren, die nun nicht mehr zu meinem Ich gehören.
Moritz Gubler: Besonders gut in Erinnerung bleibt mir die enge Verschränkung und Zusammenarbeit zwischen der Universität und ihren Partnerschulen: Studierende und Dozierende führen beispielsweise gemeinsam Unterrichtshospitationen durch und reflektieren diese jeweils gleich im Anschluss zusammen mit der unterrichtenden Lehrperson. Meines Erachtens ein äusserst praxisorientiertes und studierendenzentriertes Vorgehen, das auch hier in Bern Potenzial hätte. Zudem denke ich oft an die familiäre Arbeitsatmosphäre innerhalb des geographischen Instituts zurück, wo Fachdidaktik und Fachwissenschaft unter einem Dach vereint sind – ein grosser Mehrwert für den Einbezug aktueller Erkenntnisse und Entwicklungen aus den jeweiligen Teildisziplinen.
Warum ist ein Mobilitätsaufenthalt empfehlenswert?
Marion Räber: in erster Linie, weil es schlichtweg eine einzigartige und meist einmalige Gelegenheit ist. Jede Erfahrung in dieser Richtung bietet Erkenntnisse, Erlebnisse und Wachstum, die dir niemand mehr wegnehmen kann. Es kann auch ein Versuch sein, dir selbst einen Schritt näherzukommen.
Moritz Gubler: Im oft hektischen Hochschulalltag laufen wir manchmal Gefahr, in immerwährende Muster zu verfallen und die Lust auf Neues und Ungewohntes zu verlieren. Ein Mobilitätsaufenthalt hilft meiner Erfahrung nach sehr dabei, Routinen aufzubrechen, persönliche Praktiken kritisch zu reflektieren und sich der Privilegien unserer Arbeit an der PHBern bewusst zu werden. Und nicht zuletzt dürfen wir dabei auf die hilfreiche Unterstützung durch das "International Office" zählen – es wäre ja fast schon blöd, dieses Angebot nicht zu nutzen …