Bildungsqualität: Fundament und gemeinsames Ziel

Stefan Wittwer ist Geschäftsführer von Bildung Bern und kennt die PHBern seit ihren Anfängen. Beziehung und Bindung halten bis heute an. In seiner Grussbotschaft zum 20-Jahr-Jubiläum erzählt Wittwer von den Berührungspunkten – in seiner Biographie, im Beruf und als Vater von drei Töchtern.
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Bildung Bern ist der Berufsverband aller Lehrpersonen und Schulleitungen bzw. aller Fachpersonen der schulischen Bildung im Kanton Bern. All unseren Engagements und Dienstleistungen ist ein Ziel gemeinsam: Sie sollen die Bildungsqualität sichern. Die Bildungsqualität ist das Fundament für Partizipation, für Kompetenz, für Demokratie, für Orientierung, für Zusammenhalt, für Innovation. Egal ob wir eine individuelle Beratungsdienstleistung erbringen oder ob wir bei Regierung, Parlament, Verwaltung und Verlagen für unsere Mitglieder lobbyieren. Egal ob wir eine Weiterbildung durchführen, etwa den grossen Berner Bildungstag. Egal ob wir Artikel für Website, Social Media oder Publikationen verfassen. Es geht immer um die Bildungsqualität. Beim Engagement für Bildungsqualität sind unsere Mitglieder entscheidend. Für sie setzen wir uns ein. 

Und genauso erleben wir auch die PHBern. Sie ist uns eine zuverlässige, loyale und verantwortungsvolle Partnerin beim Anstreben dieser Ziele. 

"Studi" und Geburtsbeobachter

Ich habe ihre Geburtsstunde persönlich miterlebt. Mein Vater und meine Mutter arbeiteten als Lehrer/Lehrerin. Natürlich wollte ich daher nie Lehrer werden. Bis ich per Zufall eine Stellvertretung an einer Schule übernehmen konnte. Studierend an der Uni Neuenburg – Geographie und Italienisch – verdiente ich so ein paar Franken dazu. Dabei spürte ich, dass ich gegen das Unterrichten nur einen familiär bedingten und emanzipatorisch begründeten Widerstand in mir trug. Daher wechselte ich von der Uni Neuenburg an die Uni Bern, ans damalige ILLB, das Institut der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Ich studierte Geographie im Nebenfach an der Uni Bern und wählte daneben die Fächer Hauswirtschaft, Französisch und Deutsch. Und es gefiel mir, im Grossen und Ganzen. Ich mochte meine Fächer und schätzte die Möglichkeit, auch ganz normaler "Studi" zu sein in Geographie. Die Vielseitigkeit und Breite gefielen mir. 

2007 wurde ich diplomiert. Als zwei Jahre zuvor vom ILLB in die PHBern überführter Student. Unser hochmotivierter Institutsleiter auf der Sekundarstufe I war damals Martin Schäfer, der heutige PHBern-Rektor.  

Lehrperson und Gastdozent

Ab Sommer 2007 unterrichtete ich mit viel Herzblut und Engagement als Klassenlehrperson. An einer kleinen Landschule im Emmental, meist in einer 100-Prozent-Anstellung. Inspiriert von der PHBern, gerade von Hauswirtschaft, riss ich viele Projekte an. Ich führte Projektwochen durch zum Thema Gesundheit, mit Einbezug der Eltern, grossen Abschlussfesten in Festzelten, mit gesundem Essen. Ich flexibilisierte das neunte Schuljahr und organisierte Gastro-Projekte. Die Schülerinnen und Schüler übten so, früh Verantwortung zu übernehmen. Und ich machte viele Fehler, probierte Neues aus, scheiterte, kam an den Anschlag, rappelte mich auf. Für die Praxis hatte ich an der PH einerseits nicht alles gelernt, andererseits lernte ich bis dahin nicht wertgeschätzte Module der Hochschule in der Erinnerung neu schätzen. 

Die PHBern blieb mir eine treue Begleiterin. Der damalige Leiter der berufspraktischen Studien, Peter Schär, lud mich ein, um den Studierenden zu erzählen, wie es mir als Junglehrer, 100 Prozent unterrichtend, ging. 

Auch heute verlangen Lehrpersonen oft Rezepte für ihren Unterricht. Immer noch wird die angebliche Praxisferne der PHBern thematisiert. Dazu folgende Gedanken: Die PHBern soll auch, aber nicht ausschliesslich Rezepte liefern. Eine gewisse Transferarbeit von der Theorie in die Praxis ist essenziell und wird und soll immer den Lehrpersonen überlassen sein. Nicht jede Lehrperson ist mit dem gleichen Stil, den gleichen Methoden erfolgreich. Der Lehrberuf lebt von Individualität, von Persönlichkeit.

Geschäftsführer und Ansprechpartner

Als Geschäftsführer von Bildung Bern habe ich regelmässig mit der PHBern zu tun. Der Berufsverband wird einbezogen, wenn es um die Ausarbeitung neuer Studienpläne geht. Wir werden konsultiert im Zusammenhang mit zeitlicher Platzierung und Umfang der Praktika. Wir bringen andere Perspektiven in aktuelle Projekte ein. Wir kritisieren und wertschätzen uns. Und stärken uns so gegenseitig.

Vater und Unterstützer der Schulen

Als Vater spüre ich die PHBern im Alltag. Sehr oft erzählen meine drei Töchter von Praktikantinnen, von Stellvertretern, die an ihren Klassen aushelfen, unterrichten, ihr Bestes geben. Unsere Kinder sind jeweils freudig gespannt auf neue Menschen von der PHBern, die oft frischen Wind in die Klassen bringen. Der Lehrpersonenmangel ist nach wie vor gross, viel zu gross. Toll, dass aktuell so viele junge Menschen diese Hochschule als Ausbildungsstätte wählen. Wir brauchen sie, die PHBern und diese jungen Menschen. Und unsere Aufgabe ist es – auch meine Aufgabe als Vater sehe ich darin –, sie bestmöglich zu unterstützen bei ihrem Einstieg. 

Ja, die PHBern ist aus der Berner Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Sie ist während der letzten 20 Jahre bedeutender, gewichtiger, grösser geworden. Auch flexibler, digitaler. Sie ist auch ausserhalb des Kantons Bern bekannter geworden, viele ausserkantonale junge Menschen wählen Bern als Ausbildungsort. Ich wünsche der PHBern genügend Ressourcen für die Bewältigung ihrer Aufgaben und die Kraft, auch dem Gegenwind zu trotzen. Ich wünsche ihr motivierte und gesunde "Studis", die sich hoffentlich bald wieder mehr auf die Ausbildung fokussieren können und nicht mehr als Feuerlöscherinnen und -löscher an den Berner Schulen gebraucht werden. Ich wünsche ihr den Mut, Neues zu wagen, ohne den Kernauftrag zu vernachlässigen, die angehenden Lehrerpersonen mit einem prall gefüllten, qualitativ hochwertigen Rucksack auszustatten. Da braucht es trotz aller geforderten Flexibilität und Digitalität auch verbindliche, analoge Angebote und hohe Anforderungen. Beziehung braucht Präsenz, Qualität, Verbindlichkeit.

Wenn die PHBern für den Rucksack sorgt und Bildung Bern für eine gute Umgebung, dann führt der gemeinsame Wanderweg zum Ziel Bildungsqualität. Es braucht ein Zusammen! 

Stefan Wittwer, Geschäftsführer Bildung Bern