Ein Job mit Nebenwirkungen

Praxislehrpersonen schätzen die direkte Zusammenarbeit mit den Studierenden. Welche Nebenwirkungen der Job hat? Andreas Leutwyler, Praxislehrer und Schulleiter an der Oberstufe in Zollikofen, findet: Er inspiriert und hält ihn jung.
NEWS —

Praxislehrpersonen spielen eine zentrale Rolle in der Ausbildung angehender Lehrpersonen. Sie begleiten Studierende während ihrer Praktika, geben wertvolle Rückmeldungen und bieten Einblicke in den Schulalltag. "Als Praxislehrperson bleibt man ständig im Austausch mit der jungen Generation von Lehrpersonen. Das ist inspirierend und hält einen fachlich und methodisch auf dem neuesten Stand", erklärt Andreas Leutwyler, der in Zollikofen die Oberstufe leitet und gleichzeitig Praxislehrperson für die Sekundarstufe I ist. "Und gleichzeitig bilde ich mir ein, dass es mich jung hält", fügt er schmunzelnd hinzu. Als "altem Hasen" macht ihm das Semesterpraktikum am meisten Freude. "Gemeinsam im Klassenzimmer zu unterrichten, bringt beiden Vorteile. Der jungen Lehrperson hilft meine langjährige Erfahrung, und mir gibt es neue Impulse. Es ist spannend, zu sehen, wie Studierende an Aufgaben herangehen und welche neuen Ideen sie einbringen."

Image
Education 01-25: Praxislehrperson Andreas Leutwyler

Andreas Leutwyler schätzt die Rolle auch als attraktiv ein, weil "wir talentierte junge Lehrpersonen frühzeitig kennenlernen und sie gezielt ins Team einbinden können. Damit gestalten wir aktiv die nächste Generation von Lehrpersonen mit." 

Abgucken erlaubt

Céline Tanner ist eine von Andreas Leutwylers Lernenden. Sie absolvierte ihr Semesterpraktikum in Zollikofen. Die Unterstützung beim "Präppen" war für sie besonders wertvoll. "Nach jeder Stunde gab er mir ein konstruktives Feedback, das mir half, meinen Unterricht zu verbessern. Seine Tipps verwende ich noch heute. Ein Beispiel: Ich binde aktuelle Sachverhalte aus Politik und Umwelt in den Unterricht ein. Das erleichtert es den Schülerinnen und Schülern, einen persönlichen Bezug zum Thema herzustellen und auch die Relevanz des Themas zu erkennen. Ebenfalls konnte ich mir coole kleine Auflockerungsübungen für den Unterricht von ihm abgucken, die nun auch Einzug in meine Unterrichtspraxis haben." Nicht nur das – durch das gemeinsame Unterrichten konnte sie direkt erleben, welche Methoden für sie funktionieren und wie man sich vor der Klasse souverän bewegt.

Image
Education 01-25: Semesterpraktikum Celine Tanner

Céline Tanner im Einsatz beim Semesterpraktikum.

Die Vielseitigkeit der Rolle

Als Praxislehrperson mit erweitertem Auftrag hat Andreas Leutwyler eine kleinprozentige Anstellung am Institut Sekundarstufe I (IS1) der PHBern. Neben der Begleitung von Praktikantinnen und Praktikanten engagiert er sich in Zusammenarbeitsprojekten am IS1 und arbeitet an Fachdidaktikangeboten mit. Zum Beispiel in Englisch, Bildnerischem Gestalten, Mathematik, Elternzusammenarbeit und Beurteilungen. "Die Verbindung von Theorie und Praxis ist unglaublich wertvoll. Ich bekomme aus erster Hand mit, was an der Hochschule vermittelt wird, und kann das direkt in meinen Unterricht integrieren. Und: Wir entwickeln uns als Partnerschule der PHBern weiter, weil wir durch den regelmässigen Austausch am Puls der Zeit bleiben."

Als Praxislehrperson bleibt man ständig im Austausch mit der jungen Generation von Lehrpersonen. Das ist inspirierend und hält einen fachlich und methodisch auf dem neuesten Stand.
Andreas Leutwyler  -  Praxislehrer und Schulleiter an der Oberstufe in Zollikofen

Persönliche Entwicklung

Neben der Begleitung von Studierenden bietet die Weiterbildung zur Praxislehrperson auch persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. "Ich reflektiere den eigenen Unterricht viel bewusster und entwickle mich selbst weiter. Die Studierenden stellen Fragen, die einen zum Nachdenken anregen." Gleichzeitig will er als engagierter Lehrer mit Sendungsbewusstsein dem Nachwuchs vor allem eines mitgeben: "Lehrperson zu sein, erfordert Herzblut und Interesse an jungen Menschen. Fachkompetenz kann man sich aneignen – aber die Arbeit mit Jugendlichen muss einem Freude bereiten", betont der Schulleiter. Zudem sei es wichtig, Grenzen zu setzen: "Junge Lehrpersonen neigen dazu, alles übernehmen zu wollen – das kann auf Dauer belastend sein. Deshalb ist es wichtig, Verantwortung abzugeben und sich abzugrenzen."

Voraussetzungen

Die Praktika der Studierenden der PHBern sind ein zentraler und entscheidender Teil der Ausbildung zur Lehrperson. Für eine praxisnahe Ausbildung arbeitet die PHBern eng mit sogenannten Partnerschulen im Kanton Bern sowie weiteren Praktikumsschulen zusammen. Als professionelle Begleitpersonen und Coachs leisten Praxislehrpersonen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der angehenden Lehrerinnen und Lehrer. Helfen Sie mit, Ihre künftigen Kolleginnen und Kollegen auf dem Weg in die Berufspraxis zu begleiten! Sie benötigen ein Zielstufendiplom sowie mehrjährige Unterrichtserfahrung auf Ihrer Stufe.

Wie sieht die Begleitung durch Praxislehrer Andreas Leutwyler aus?

Mehr dazu im Video zum Semesterpraktikum von Céline Tanner.

Nachwuchsförderung und besetzte Stellen

Ein weiterer Aspekt, der die Rolle attraktiv macht, ist der Beitrag zur Nachwuchsförderung. "Wir können talentierte junge Lehrpersonen frühzeitig kennenlernen und sie gezielt ins Team einbinden. Damit gestalten wir aktiv die nächste Generation von Lehrpersonen mit", argumentiert Leutwyler weiter. Er schätzt ebenfalls die Möglichkeit, junge Absolventinnen und Absolventen direkt für seine Schule zu rekrutieren. "Mindestens die Hälfte unserer neuen Lehrpersonen in den letzten zehn Jahren hat zuvor ein Praktikum bei uns absolviert. Wir profitieren als Schule direkt davon, motivierte und gut vorbereitete Lehrkräfte kennenzulernen und einzubinden", erklärt der Schulleiter. So auch Céline Tanner. Sie arbeitet seit dem Sommer 2024 als Co-Klassenlehrerin in Zollikofen. Praxislehrperson zu sein, ist ein Engagement, das sich in vielfacher Hinsicht lohnt. Für Studierende, für das Kollegium und für die Praxislehrpersonen sowieso.