Karte zu sonderpädagogischen Massnahmen in der Schweiz aktualisiert

Wie werden in der Schweiz sonderpädagogische Massnahmen vergeben? Welche Unterschiede bestehen zwischen den Kantonen? Die interaktive Karte zu integrativen und separativen schulischen Massnahmen (InSeMa) wurde aktualisiert und ist neu auch vollständig auf Französisch einsehbar.
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Kind gebeugt über einer Landkarte
NEWS —

Wer sich in der Schweiz über sonderpädagogische Massnahmen informieren möchte, stösst schnell auf kantonale Unterschiede hinsichtlich der Bezeichnung, Verordnung und Umsetzung von sonderpädagogischen Massnahmen sowie auf eine unübersichtliche Datenlage. "Bei Schulbesuchen, Referaten und in Projekten wie der BELIMA-Studie stellten wir fest, dass Schulteams oder Eltern oft unsicher sind, wie sonderpädagogische Massnahmen konkret vergeben werden", erklärt Caroline Sahli Lozano, Projektleiterin von InSeMa. 

 

 

Ob und wie ein Kind mit besonderen Bedürfnissen integriert oder separativ beschult und unterstützt wird, hängt stark vom Wohnkanton ab.
Caroline Sahli Lozano  -  Projektleiterin von InSeMa

Praxisnahes Tool für mehr Transparenz

Genau hier setzt die InSeMa-Karte an: Sie entstand im Jahr 2021 aus dem direkten Bedarf der Praxis nach einer übersichtlichen und vergleichbaren Darstellung aller kantonalen Regelungen. Entwickelt wurde das Instrument von einem Forschungsteam der PHBern gemeinsam mit der Stiftung Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik (SZH), finanziert durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB). Weil sich die Regelungen laufend ändern, wurde die Karte nun in Zusammenarbeit mit den kantonalen Stellen aktualisiert. Unterstützt wurde dieser Prozess von Masterstudierenden des Instituts Sekundarstufe I der PHBern im Rahmen ihres Forschungspraktikums.

Aktualisierte Inhalte auf einen Klick

Die neue Version bietet:

  • neu erfasste Daten des Kantons Solothurn
  • vollständige französische Übersetzung
  • aktualisierte Angaben zu Bezeichnung, Verordnung und Umsetzung in allen teilnehmenden Kantonen

Die aktuellen Daten zeigen: Kantonale Unterschiede bleiben deutlich – etwa beim Angebot von Sonderklassen oder bei der Ressourcenvergabe. "Das hat Folgen für das Wohlbefinden und Stressempfinden von Schulteams, Kindern und Eltern", so Sahli Lozano. Wie genau Schulteams und Beteiligte mit unterschiedlichen Integrationsanforderungen umgehen und welche Faktoren das Wohlbefinden beeinflussen, untersucht ein Forschungsteam derzeit im SWING-Projekt.

Praktischer Nutzen

Die Karte bündelt Informationen, die sonst in zahlreichen kantonalen Dokumenten verstreut sind. "So lassen sich Massnahmen, ihre Benennung und ihre Umsetzung direkt miteinander vergleichen", erklärt Caroline Sahli Lozano.  

Für Lehrpersonen und Eltern ist die Karte besonders hilfreich: Besteht bei einem Kind ein besonderer Förderbedarf, kann rasch geprüft werden, welche Massnahmen möglich sind, wer diese verordnet und welche Unterlagen nötig sind. Das erleichtert Planung und Entscheidungsprozess. Auch in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Forschung erweist sich die Karte als wertvolles Instrument – etwa, um sich einen Überblick über Massnahmen und kantonale Unterschiede zu verschaffen.

Ausblick: Karte wird weiterentwickelt

Die InSeMa-Karte wird laufend erweitert. Geplant ist, künftig auch kantonale Schulassistenzmodelle sowie weitere Massnahmen wie Logopädie und Psychomotoriktherapie abzubilden. So bleibt InSeMa ein aktuelles Werkzeug für Praxis, Forschung und Politik. 

InSeMa jetzt selbst ausprobieren

Weitere Informationen

  • Projektwebseite InSeMa
  • Sahli Lozano, Caroline; Crameri, Stefania; Gosteli, Dshamilja Adeifio (2021). Integrative und separative schulische Massnahmen in der Schweiz (InSeMa) Kantonale Vergabe und Umsetzungsrichtlinien. Bern: Edition SZH/CSPS. REPO PHBern
  • Berner Längsschnittstudie integrative schulische Massnahmen BELIMA
  • Studie zu den Auswirkungen von integrativen Massnahmen auf das Wohlbefinden und Stressempfinden von Schulteams, Kindern und Erziehungsberechtigten: SWING

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