Wie haben Sie die Gründungsphase der PHBern erlebt?
Diese Zeit habe ich als sehr intensiv, aber auch als ausserordentlich spannend erlebt. Ich betrachte es nach wie vor als Privileg, dass ich beim Aufbau einer neuen Hochschule dabei sein durfte. Die Angehörigen des Gründungsrektorats trafen sich jeweils am Montagmorgen, um die Aufgaben zu verteilen. Da ich über Beziehungen in den Bereichen Marketing und Corporate Design verfügte, erhielt ich den Auftrag, mit einer Agentur und den künftigen Instituten das Corporate Design der PHBern zu erarbeiten und umzusetzen.
Dabei zeigte sich gleich eine erste Herausforderung: Nicht alle Beteiligten konnten sich von Anfang an dafür begeistern, dass sie bzw. ihre Organisationseinheit neu Teil der PHBern waren. Und dazu gehörte eben ein einheitlicher Auftritt im Rahmen eines Corporate Designs. Als Kompromiss waren in den ersten sechs Jahren institutsspezifische Logos im Einsatz. 2012 war dann die Zeit reif: Die Hochschulleitung beschloss, nur noch mit einem Logo aufzutreten, welches noch heute im Einsatz ist. Während der Etablierung des Corporate Designs war ich in den künftigen Instituten sehr bekannt. Aber ich gehörte definitiv nicht zu den beliebtesten Personen an der PHBern ...
Was wurde in der Gründungszeit erreicht – und was noch nicht?
Die eineinhalb Jahre des Gründungsrektorats haben sicher nicht genügt, um eine gemeinsame PHBern-Kultur zu entwickeln. Sie waren ausreichend, um die wichtigsten Dokumente – Statut, Studienpläne, Studienreglemente, Website – und eben das Corporate Design auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Der Anteil geteilter Kultur ist jedoch in den vergangenen zwanzig Jahren stetig gewachsen.
Wie hat sich die PHBern seither sonst verändert?
Die Verwaltungseinheiten mussten sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrfach neu ausrichten und ihre Prozesse neuen Gegebenheiten anpassen. In allen Aufgabenfeldern der PHBern kam es zu einer Professionalisierung und einer Schärfung des Profils. So wurden zum Beispiel die Aufgaben von Kommunikation und Marketing vor ein paar Jahren im Rektorat zentralisiert, um mit den Ressourcen eine deutlich stärkere Wirkung zu erzielen. Zudem wurde der Leistungsbereich Forschung und Entwicklung neu aufgestellt. Forschungsprojekte sind heute noch konsequenter auf das Berufsfeld Schule ausgerichtet. Die Zusammenarbeit zwischen den Instituten wurde intensiviert. Ein Ergebnis davon sind die beiden Studienprofile Primarstufe+ und S1+.
Als wichtig erachte ich auch die deutlich engere Zusammenarbeit in den Leitungsgremien, d. h. im Hochschulrat und in der Hochschulleitung. Die beiden Gremien haben heute die Weiterentwicklung der Gesamthochschule im Fokus. Die regelmässige Information der Mitarbeitenden über die nicht vertraulichen Sitzungsergebnisse ist eine weitere positive Entwicklung. Früher war es übrigens alles andere als selbstverständlich, dass man über alle Hierarchiestufen hinweg per Du ist. In der Anfangsphase sprachen sich die Mitglieder des Hochschulrats untereinander per Sie an – und als Mitarbeiterin des Rektorats war es undenkbar, die Mitglieder der Leitungsgremien einfach zu duzen.
Wie nimmt die Politik die PHBern wahr?
Das Vertrauen der Mitglieder des Grossen Rats und der Verwaltung, insbesondere der Bildungs- und Kulturdirektion, ist stetig gestiegen. Dies zeigt sich daran, dass die politischen Vorstösse weniger geworden sind und uns die Leistungsaufträge des Regierungsrats grössere Freiheiten lassen als in den ersten Jahren. Gerade im Zusammenhang mit dem Lehrpersonenmangel hat sich gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit der Bildungs- und Kulturdirektion, der Verbände und der PHBern zu guten Lösungen für das Berufsfeld Schule führt.
Gibt es eigentlich Momente, in denen Sie sich die (guten) alten Zeiten zurückwünschen?
Mir fällt die Anfangsphase ein, als niemand wusste, wie viel eine Pädagogische Hochschule kostet (es hat sich dann gezeigt: Sie kostet deutlich weniger als die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen in den 1990er-Jahren). Deshalb hatte die PHBern zu Beginn mehr als genug Geld zur Verfügung. Dies änderte sich 2014, als sie mit einem negativen Eigenkapital von 19 Millionen Franken in die finanzielle Unabhängigkeit entlassen wurde. Ich kann nicht sagen, wie viele Berichte und Stellungnahmen ich zusammen mit den Verantwortlichen der Finanzen zu finanziellen Risiken, Verlusten und Prognosen verfasst habe. Doch es waren viele ...
Nicht nur ich erachte die Diskussionen zur finanziellen Situation der PHBern als frustrierend – obwohl sie gleichzeitig einen spannenden Einblick geben, wie die Verwaltungsmühlen im Kanton zu diesem Thema mahlen. Damit man mich richtig versteht: Ich wünsche mir nicht die Millionenüberschüsse aus den Anfangsjahren zurück. Ein weniger enges Finanzkorsett würde allerdings wohl nicht nur bei mir grosse Freude auslösen.
Wie hat sich Ihre Rolle als Generalsekretärin im Laufe der Zeit verändert?
In den letzten Jahren hat sich meine Führungsspanne mehrfach gewandelt: von zwei Personen über mehr als zehn zurück zu zwei Personen. Und von der Führung einzelner Personen zur Führung grösserer Teams – und zurück zur Führung von Einzelpersonen. Ich sehe mich jedoch mehr als Sparringpartnerin denn als Führungsperson, weil ich davon ausgehe, dass die Mitarbeitenden im Rektorat über eine Expertise in ihrem jeweiligen Fachbereich verfügen. Diese Expertise möchte ich – wenn angezeigt – mit meiner langjährigen generellen Expertise ergänzen.
Meine inhaltlichen Aufgaben haben sich ebenfalls immer wieder verändert. Einzelne sind weggefallen, etwa das Corporate Design – wobei mir Abweichungen von der Vorgabe immer noch auffallen – und die Kommunikation, andere sind hinzugekommen. Dazu zählen die Geschäftsführung für den Hochschulrat und die Hochschulleitung sowie Absprachen mit meiner Ansprechperson im Amt für Hochschulen bei der Bildungs- und Kulturdirektion.
Sind auch Zuständigkeiten gleich geblieben?
Ja: die Berichterstattung. Bei der Berichterstattung gegenüber Politik und Verwaltung geht es in der Regel darum, eine Basis für gute Rahmenbedingungen für die Zukunft zu schaffen. Gute Rahmenbedingungen für die PHBern ermöglichen den Mitarbeitenden, ihre Aufgaben erfolgreich wahrzunehmen, was sich letztlich positiv auf die Schülerinnen und Schüler auswirkt. Da engagiere ich mich gerne mit meinem Wissen aus all den vielen Begegnungen/Sitzungen und den unzähligen Geschäften zu Gunsten der PHBern.
Ein wenig stolz war ich vergangenes Jahr, als wir bei der Reakkreditierung keine Auflagen erhielten. Dies natürlich im Wissen, dass dieser Bericht nur Mittel zum Zweck war. Es braucht das Engagement von allen Mitarbeitenden, damit ich die Erfolge seit der Erstakkreditierung in Worte fassen bzw. zu Papier bringen konnte.
Wenn ich auf die letzten zwanzig Jahre zurückblicke, dann hat sich mein Aufgabengebiet stets in eine Richtung weiterentwickelt, die meinen Kompetenzen und Neigungen entsprach. Ich schätze es, im Hintergrund tätig zu sein und dazu beizutragen, dass ein Vorhaben zu einem erfolgreichen Abschluss kommt. Das kann die bereits erwähnte Berichterstattung sein, aber auch die administrative Begleitung von Stellenbesetzungsverfahren auf Stufe Hochschulleitung. Oder die Vorbereitung des Gesprächs mit der Gesamtregierung, welches alle zwei Jahre stattfindet.
Das Generalsekretariat
Das Generalsekretariat der PHBern übernimmt eine zentrale Rolle bei der Unterstützung des Rektors und trägt massgeblich zum reibungslosen Betrieb der gesamten Hochschule bei. Seit 20 Jahren leitet Monika Pätzmann das Generalsekretariat.
Welche Meilensteine sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Als Erstes sicher der Bezug des Hochschulzentrums vonRoll. Ich erinnere mich insbesondere an zwei Begehungen der Baustelle: Die erste war die Grundsteinlegung. Über ein wackliges Metallgerüst stiegen wir in die Baugrube und wohnten bei, wie eine Zeitkapsel in die Erde versenkt wurde. Und die zweite war die Begehung des Rohbaus, bei der vor allem die Bibliothek in ihrer ganzen Grösse sichtbar wurde. Da ich mein Büro an der Fabrikstrasse 2 hatte, konnte ich später bei jedem Gang durchs Institutsgebäude zuschauen, wie sich die Regale langsam, aber stetig füllten.
Genauso Erwähnung verdient die Gründung des Instituts für Forschung, Entwicklung und Evaluation. Damit war auch der Leistungsbereich Forschung und Entwicklung endlich in der Hochschulleitung vertreten und die Basis gelegt für das erfolgreiche Einwerben von Drittmitteln. In jüngster Zeit sehr erfreulich fand ich die Ergebnisse der Umfrage zur Studienzufriedenheit. Diese haben gezeigt, dass sich die Studierenden an der PHBern wohl fühlen. Die Aspekte, bei denen sie Handlungsbedarf orten, werden wiederum dazu beitragen, unsere Hochschule voranzubringen.
Fällt Ihnen noch eine spezielle Anekdote ein?
Ich muss kurz überlegen ... Doch, ja: Eines Tages wies ein Plakat im Hochschulzentrum vonRoll darauf hin, dass die Mensa an genau diesem Tag ihren Betrieb aufnimmt. Ein Kollege und ich waren die ersten Gäste. Ich kann mich noch gut an die erwartungsvollen und strahlenden Gesichter der Mensamitarbeitenden erinnern, die uns begrüssten.
Welche Bilanz ziehen Sie nach 20 Jahren?
Wenn ich auf die Jahre seit dem Bezug der diversen Gebäude im Hochschulzentrum vonRoll zurückblicke, stelle ich fest: Die PHBern verfügt über eine ohne Wenn und Aber grandiose Infrastruktur, was sich meines Erachtens sehr positiv auf ihre Weiterentwicklung ausgewirkt hat – neben der Tatsache, dass die Ausbildung von Lehrpersonen im Kanton Bern erstmals an einem Ort konzentriert ist. Die Mitarbeitenden und Studierenden nutzen die Räumlichkeiten so, wie dies von den Verantwortlichen angedacht war. Ich bin noch immer stolz, wenn ich sie Gästen zeigen darf.