"Es geht um erfahrungs- und handlungsbasiertes Lernen, um sinnliches Erleben", bringt Jan Egger, Dozent am IWD und Projektleiter, die Idee des Bildungsgartens auf den Punkt. Was heute in der Schule durch die Konzentration auf Theorie und abstraktes Wissen ins Hintertreffen gerate. "In erster Linie sprechen wir deshalb Lehrpersonen an öffentlichen Schulen und Studierende der PHBern an, um sie in gartenpädagogischen Methoden aus- und weiterzubilden." So könnten sie in Zukunft selbst Garten- oder andere erlebnisbasierte Projekte lancieren und zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den Bereichen Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit werden – wie es auch andere Aus- und Weiterbildungsangebote der PHBern bezwecken.
Derzeit befindet sich die Anlage an der Weltistrasse 40 in Bern im Aufbau. Nach dem Spatenstich im März haben Studierende der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen geholfen, Rahmen-, Hoch- und Hügelbeete anzulegen. Künftig kommen ein Kräuter- und Teegarten, Färberpflanzen, Beeren sowie Wildkräuter dazu, verbunden mit entsprechenden Kursen. Apropos: Das Kursprogramm für alle Zyklusstufen entsteht noch. Vorerst ist es auf Themen wie klassisches Gärtnern, Bauen und Flechten mit Weiden, Bau von Nistplätzen und Naturbeobachtung ausgerichtet. Eine Besuchsreihe wiederum vermittelt den Teilnehmenden anhand von fünf Schulgärten ein buntes Spektrum an Umsetzungsformen.
Kooperieren und Verantwortung tragen
Das Hauptziel besteht darin, die Leitidee der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) gemäss Lehrplan 21 in den Schulunterricht einfliessen zu lassen. "Oft wird mit Schulgärten nur der Sachunterricht verbunden", erklärt Jan Egger. "Doch Naturräume bieten zum Beispiel ein ebenso breites Potenzial für das Textile und Technische Gestalten (TTG) sowie Bildnerisches Gestalten." Zudem seien fächerübergreifende Fragestellungen und informelles Lernen wichtig. "Schülerinnen und Schüler können gemeinsam Verantwortung für konkrete Arbeiten übernehmen, indem sie diese selbstständig planen und ausführen. Ebenfalls zentral sind direkte Erfahrungen mit natürlichen Kreisläufen." Im Schulgarten handle es sich immer um lebendiges Lernen, draussen und in Bewegung. "Solche Angebote bieten nicht zuletzt therapeutische Chancen, was sie zusätzlich für den inklusiven Unterricht interessant macht."
Daniela Starke und Boglarka Vajda sind in Wengen bzw. Bern Lehrerinnen für mehrere Altersstufen. Beide haben Eggers neuen Kurs Lernort Schulgarten absolviert und ihn positiv erlebt. "Er ist sehr vielseitig und eröffnet mir Möglichkeiten, ein Netzwerk zum Themenkreis Garten/Natur aufzubauen sowie praktische Tipps zu erhalten", berichtet Daniela Starke, an deren Schule es ein Gartenschulzimmer gibt – der Auslöser für ihr Interesse am Bildungsgarten: "Mit der 3. bis 6. Klasse unterrichte ich einen Vormittag pro Woche draussen im Garten." Dort erlebe sie die Kinder ganz anders, besonders solche, die im Klassenzimmer Mühe bekunden. Die Natur zu spüren, präge sie bezüglich Achtsamkeit für ihre Umwelt und ihre Selbstwirksamkeit. "Und es macht ihnen vor allem Spass."
Auch Boglarka Vajda möchte ihren Schülerinnen und Schülern die Natur näherbringen und sie Themen durch den Unterricht im Freien konkret erleben lassen. "Da ich selbst wenig Erfahrung im Gärtnern habe, wollte ich mich an der PH weiterbilden. Der Kurs hat mir ein grundlegendes Verständnis davon vermittelt, was beim Gartenbau an einer Schule zu beachten ist, und mir konkrete Anregungen für den Unterricht gegeben." Zum Gelernten gehört unter anderem, wie man die Bodenbeschaffenheit bestimmen und Kompost machen kann, welche Pflanzen sich für den Anbau in ihrem Schulgarten eignen und was es bei ihrem Anbau zu beachten gilt.
Zu dritt ist man stärker
Ohne Unterstützung von aussen wäre der Bildungsgarten nicht möglich. Partner der PHBern sind das Projekt "Bern ist Bio", Erkennungsmerkmal der Berner Bio-Offensive 2025, sowie die Stiftsgarten AG, ein Engagement der Oekonomischen Gemeinnützigen Gesellschaft Bern (OGG Bern). "Bern ist Bio" und die PH machen sich beide für ihren Kanton stark und setzen sich für die Bildung für Nachhaltige Entwicklung ein. So bietet "Bern ist Bio" im Rahmen der Lernarrangements auch das Entdecken und Erleben von Wertschöpfungsketten an – vom Feld bis auf den Teller. "Diese Voraussetzungen sind ideal für eine fruchtbare und nachhaltige Zusammenarbeit", sagt Steven Rosa, verantwortlich für das Teilprojekt Bildung und Ernährung.
MariAnne Widmer wiederum, zuständig für Bildungsprojekte des Stiftsgartens unterhalb der Berner Münsterplattform, ist begeistert, Synergien zu nutzen: "Der neue Bildungsgarten passt perfekt zu unserem Ziel, einen schonenden Umgang mit unseren Ressourcen zu vermitteln und für eine nachhaltige Lebensweise zu sensibilisieren. Was unter anderem durch die dort aufgestellten OGG-Gemüsetruhen sicht- und erlebbar wird." Widmers Fazit: "Eine kleine Oase mit grosser Wirkung!"