Integration: Die gute Regelschule für alle. Aber wie?

Lernende, die früher in Sonderklassen oder -schulen unterrichtet wurden, besuchen nun vermehrt die Regelklassen vor Ort. Dies stellt Schulen vor neue Herausforderungen und bietet gleichzeitig neue Chancen. Die IF-Tagung vom 26. März 2022 widmet sich diesen Themen. Hauptreferentin Prof. Dr. Caroline Sahli, Leiterin Schwerpunktprogramm Inklusive Bildung der PHBern, beantwortet vorab drei Fragen zum Thema.
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Welches sind die neuen Herausforderungen für Schulen?

"Schulen stehen seit jeher vor zahlreichen Herausforderungen und müssen sich flexibel dem gesellschaftlichen Wandel anpassen. Die Entwicklung hin zur Integration bedeutet ein grosser Systemwechsel, da Schüler:innen sowie Heilpädagog:innen und weitere Fachpersonen, die zuvor in Sonderklassen und -schulen waren, nun Teil der Regelschule sind. Dies ist verbunden mit Umlagerungen von Ressourcen und Kompetenzen und erfordert die Weiterentwicklung von Schulkulturen, -strukturen sowie von Praktiken des Unterrichts und der Zusammenarbeit."

Und was sehen Sie für Chancen und neue Perspektive für Schulteams?

"Die genannten Herausforderungen sind Chancen zugleich. Gelingt es den Schulen, die vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen gezielt zu nutzen, gewinnbringend in multiprofessionellen Teams zusammenzuarbeiten und Wissen auszutauschen, dann profitieren alle, insbesondere auch alle Schüler:innen mit ihren individuellen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Interessen. Hierbei gilt es der Heterogenität der Klassen Rechnung zu tragen und die Kraft der Vielfalt zu nutzen. Beispielsweise durch kooperative Unterrichtsformen."

Was ist Ihre persönliche Motivation, das Thema Integration/Inklusion anzugehen?

"Ich war selbst Kleinklassenlehrerin und wurde aufgrund des Systemwechsels zusammen mit meinen Schüler:innen integriert. Danach habe ich am selben Schulort in der integrativen Förderung gearbeitet und deren Chancen sowie Stolpersteine hautnah erlebt. Aufgrund der Forschungsbefunde und der Menschenrechte erachte ich die Integration als erstrebenswert. Gleichzeitig nehme ich eine kritische Position ein und bin daran interessiert, fördernde und hemmende Faktoren integrativer Entwicklungsprozesse zu identifizieren und aufzuzeigen, wie Integration gelingen kann. Als Leiterin des Schwerpunktprogramms Inklusive Bildung der PHBern ist es mir ein grosses Anliegen, Schulen auf dem Weg hin zu guten Schulen für alle zu unterstützen und eine Brücke zwischen Forschung und Praxis zu schlagen."