Soziale Beziehungen und das Wohlbefinden sind zentral für die sozial-emotionale und akademische Entwicklung von Lernenden. Ein softwaregestütztes, soziales Klimamonitoring soll Lehr- und heilpädagogische Fachkräfte dabei unterstützen, das Wohlbefinden, ein positives Klassenklima und die soziale Integration aller Lernenden zu fördern.
Projekt-Beschrieb
Von Lehr- und heilpädagogischen Fachkräften wird erwartet, dass sie soziale Prozesse unterstützen und ein positives Klassenklima in Schulklassen gewährleisten. Allerdings gibt es kaum datenbasierte Instrumente, die es erlauben, die sozialen Beziehungen von Schüler:innen und die soziale Integration systematisch zu erfassen und zu fördern. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmung von Lehrpersonen und Schüler:innen bezüglich sozialer Integration und Wohlbefinden nur bedingt übereinstimmt. Die Sensibilität von Lehrpersonen gegenüber sozialen Klassendynamiken («teacher attunement») hängt mit dem Wohlbefinden und den Beziehungen der Schüler:innen zusammen. Weshalb Lehrpersonen im Sinne einer «invisible hand» eine bedeutende Rolle bei der Strukturierung sozialer Prozesse unter den Schüler:innen einnehmen.
Das Ziel des Projekts ist, eine webbasierte Software in Form eines digitalen sozialen Klimamonitorings zu entwickeln, das es Lehr- und heilpädagogischen Fachkräften ermöglicht, die sozialen Beziehungen in der Klasse gezielt zu erfassen, die soziale Integration aller Schüler:innen zu unterstützen und ein positives Klassenklima und Wohlbefinden zu fördern. Die Software baut auf etablierten Fragebogenskalen und Verfahren der Soziometrie und der sozialen Netzwerkanalyse auf. Das Konzept wird im Rahmen einer BeLEARN-Kooperation mit Partner:innen der BFH, Universität Bern und der FFHS entwickelt. Durch partizipative Forschung soll die Software zusammen mit Lehr- und heilpädagogischen Fachkräften in der Praxis erprobt und weiterentwickelt werden, und Aspekte des Wohlbefindens der Schüler:innen, Beziehungen sowie das Klassenklima erfasst und die Entwicklungen über die Zeit sichtbar gemacht werden.
Kooperationspartner
- Caroline Sahli Lozano, Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation, PHBern
- Michael Eckhart, Institut für Heilpädagogik, PHBern
- Kenneth Ritley, Institute for Data Applications and Security IDAS, BFH
- Tina Hascher, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Bern
- Victoria Mirata, Institut für Fernstudien- und eLearningforschung, Fernfachhochschule Schweiz
- Carmen Zurbriggen, Departement für Sonderpädagogik, Universität Freiburg
- Barbara Muntwyler, Co-Schulleiterin Mosaikschule Munzinger
Ergebnisse
Innerhalb des Projekts wurde die webbasierte Software "Klassenpuls" entwickelt, die Lehrpersonen und heilpädagogischen Fachpersonen im Zyklus 2 wertvolle Hinweise in die sozial-emotionale Klassendynamik bietet. Die Software sammelt durch altersgerechte Schülerinnen- und Schülerbefragungen Informationen zu Klassenklima, Wohlbefinden und sozialen Beziehungen. Die Befragungen können regelmässig durchgeführt werden, werden in übersichtlichen Grafiken visualisiert und unterstützen Lehrpersonen und heilpädagogischen Fachpersonen bei der Ableitung gezielter Massnahmen zur Förderung eines positiven Klassenklimas.
Die Ziele von Klassenplus sind jeweils die Förderung von:
- Sensibilisierung von Lehr- und Fachpersonen für soziale Dynamiken und Prozesse in Schulklassen.
- Reflexion eigener Wahrnehmungen sowie der Perspektiven der Schülerinnen und Schüler, um soziale Prozesse gezielt zu verbessern und positive Entwicklungen zu fördern.
- Kooperation von Lehr- und heilpädagogischen Fachpersonen in der Gestaltung eines positiven Klassenklimas.
Das erarbeitete Konzept zur Software orientiert sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie etablierten Fragebogenskalen und sozialen Netzwerkanalysen. Das Konzept bildete die Grundlage für die technische Umsetzung der Software durch die BFH und wurde im regelmässigen Austausch mit der wissenschaftlichen Begleitgruppe (BeLEARN-Kooperationspartnerinnen und -Kooperationspartner sowie Prof. Carmen Zurbriggen, Universität Freiburg, und Barbara Muntwyler, Schulleiterin Mosaikschule Munzinger) weiterentwickelt.
Zur Optimierung der Handhabung und Benutzerfreundlichkeit wurde Klassenpuls in zwei umfangreichen Praxisphasen mit mehr als 20 Schulklassen des 2. Zyklus getestet.
Nach dieser erfolgreichen ersten Entwicklungsphase wird Klassenpuls in der Ausbildung von heilpädagogischen Fachpersonen an der PHBern genutzt und weiterentwickelt. Längerfristig soll Klassenpuls in eine frei zugängliche Online-Plattform überführt und so auch für Lehrpersonen in der Praxis nutzbar gemacht werden.