Melina Grau wird Lehrerin. Sie absolviert den zweisprachigen Studiengang "Vorschulstufe und Primarstufe" der PHBern und der HEP-BEJUNE. Danach wird sie in der Deutsch- und in der Westschweiz unterrichten können.
Sie haben eine kaufmännische Grundbildung absolviert. Jetzt werden Sie Lehrerin. Warum?
Lehrerin war schon immer mein Traumberuf. Es ist faszinierend, Kinder etwas zu lehren. Sie sind extrem wissbegierig und dankbar. Kurz: Unterrichten ist eine erfüllende Tätigkeit.
Warum gingen Sie nicht ans Gymnasium? Das wäre der direkte Weg in den Lehrberuf gewesen?
Ich wollte zuerst die Welt ausserhalb der Schule kennenlernen. Also ging ich für ein Jahr als Au-pair nach Genf. Danach habe ich mich für eine kaufmännische Grundbildung entschieden und lehrbegleitend die Berufsmaturitätsschule absolviert – mit dem Ziel, später Lehrerin zu werden.
Zurzeit belegen Sie an der PHBern den zweisprachigen Studiengang «Vorschulstufe und Primarstufe». Welchen Bezug haben Sie zur französischen Sprache?
Meine Grossmutter spricht Französisch – leider nicht mit mir ... (lacht). Die Faszination für diese Sprache weckte meine Lehrerin in der Oberstufe. Durch den Aufenthalt in Genf und dadurch, dass ich das dritte Lehrjahr in Neuenburg absolvieren konnte, hat sich meine Vorliebe für die französische Sprache und Kultur vertieft.
Wie ist das bilinguale Studium aufgebaut?
Man studiert drei Semester in Delémont und drei Semester in Bern. Der Unterricht findet in der örtlichen Sprache statt. Entsprechend werden auch die anstehenden Arbeiten und Prüfungen in der jeweiligen Sprache geschrieben. Inhaltlich absolvieren wir dasselbe Programm wie alle anderen Studierenden – mit Ausnahme eines Begleitmoduls, indem interkulturelle Fragen und Immersionsunterricht thematisiert werden.
Im bilingualen Studiengang studieren Deutsch und Französischsprachige gemeinsam. Wie wichtig ist diese Durchmischung?
Unsere Klasse zählt fünfzehn Studierende, davon sind vier deutschsprachig. Der Austausch zwischen den Sprachgruppen ist enorm wertvoll. Im Moment studiere ich in Delémont und bin dankbar für die Unterstützung durch die französischsprachigen Kolleginnen und Kollegen – insbesondere, wenn es darum geht, das Schulsystem der Westschweiz und die vielen Fachbegriffe zu verstehen. In Bern wird es umgekehrt sein.
Ein zweisprachiges Studium bedeutet Mehraufwand. Was versprechen Sie sich davon?
Der Abschluss wird mir ermöglichen, sowohl in der Deutsch- als auch in der Westschweiz zu unterrichten. Ich habe also einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt. Und: Das Eintauchen in eine andere Kultur ist enorm bereichernd. Es erweitert den Horizont.
Welche Voraussetzungen sollte man für das zweisprachige Studium mitbringen?
Neugier und Offenheit für die andere Kultur sowie etwas Mut. Der Studiengang nimmt keine Rücksicht auf die unterschiedlichen Sprachkenntnisse der Studierenden. Ich habe mein Studium in Delémont gestartet und musste von Beginn weg auf Französisch klarkommen. Dass nicht alles von Anfang an reibungslos läuft, muss man aushalten können.
Wird ein spezielles Sprachniveau in der Fremdsprache voraus gesetzt?
Nein. Wer die Voraussetzungen für die Zulassung zum deutschsprachigen Lehrgang erfüllt, kann auch den bilingualen Studiengang belegen. Aber ein Sprachaufenthalt im Vorfeld ist sicher hilfreich.
Wie schnell haben Sie sich mit der französischen Unterrichtssprache zurechtgefunden?
Man macht erstaunlich rasch Fortschritte – mündlich wie schriftlich. Nach einigen Monaten habe ich bereits Französisch geträumt. Mein Praktikum in einer französischsprachigen Schule ist ebenfalls gut verlaufen. Die Kinder haben mich gut aufgenommen und unterstützt.
Wo sehen Sie die grösste Herausforderung, wo den grössten Mehrwert des bilingualen Studiums?
Die Herausforderung: Wenn man in Delémont studiert, muss man Französisch zur Erstsprache machen. Wer alles zuerst auf Deutsch übersetzt, wird es schwer haben. Der Mehrwert: Es macht einfach Spass und ist – wie gesagt – eine persönliche und berufliche Bereicherung.
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