Methoden und Werkzeuge der virtuellen und augmentierten Realität (VR und AR) werden durch den technischen Fortschritt immer alltäglicher. Eine der zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten ist der Einsatz in Lernkontexten. Zu deren Aufbau gibt es allerdings noch kaum allgemeingültige Empfehlungen.
Damit kommt der Wettbewerb "AVRiL 2025 – gelungene VR/AR-Lernszenarien" ins Spiel. Er sucht nach aktuellen, effektiven Lernszenarien unter Einbeziehung von VR- und AR-Technologien – und honoriert sie mit einem vom Arbeitskreis "VR/AR-Learning" der GI-Fachgruppen "Bildungstechnologien" und "VR/AR" verliehenen Preis.
In Empfang nehmen durften diesen nun in Freiberg (D) die Partner des Projekts "Using virtual reality to learn about inaccessible micro- and macrocosmic structures in primary school". Hinter der Ende 2024 abgeschlossenen Forschung zur virtuellen Realität in der Primarschule stehen nebst der PHBern die FernUni Schweiz (Fakultät für Psychologie) sowie Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Die Finanzierung erfolgte über den Schweizerischen Nationalfonds.
Vom Nutzen und Mehrwert
Gegenstand des Projekts war ein bekanntes Problem: Im naturwissenschaftlichen Unterricht geht es oft um Themen, die nicht direkt beobachtbar sind, etwa Atome oder das Sonnensystem. Virtuelle Realität kann es ermöglichen, in solche Welten einzutauchen und darin zu interagieren. Da man bisher noch nichts über den Mehrwert von VR für den Primarunterricht wusste und gleichzeitig noch keine lehrplankonformen VR-Lehrmittel für diese Schulstufe existierten, wollten die Forscherinnen und Forscher zunächst eine eigene VR-Lernumgebung entwickeln. Ziel war es dann, deren Nutzen für den Unterricht im Anschluss systematisch zu untersuchen.
In den Wolken schweben
Als Studienobjekt ausgewählt wurde der Wasserkreislauf, der im Lehrplan 21 eine zentrale Rolle spielt und schwer oder gar nicht wahrnehmbare Strukturen und Prozesse beinhaltet – wie Verdunstung und Kondensation. Mit der anschliessend entwickelten Lernumgebung lässt es sich mittels VR-Brillen in den Wolken schweben, mit Wassermolekülen interagieren oder Regen auslösen. Wie die Forschung zeigt, ist entsprechender Unterricht gut in Klassenverbänden durchzuführen. Primarschülerinnen und -schüler zeigen nicht nur eine grosse Freude daran, die VR- Brillen zu nutzen, sondern sie lernen dadurch auch mehr.
Deshalb hat sich das Forschungsteam entschlossen, die neue Lernumgebung breit zugänglich zu machen. Materialkisten mit solchen Brillen (Halbklassenset) stehen mittlerweile allen Schulklassen des Zyklus 2 im Kanton zur Verfügung, dies in der Mediothek der PHBern.