Tanja Hüberli und Jan Ziehli: Spitzensport und Studium, geht das?

Spitzensport betreiben und gleichzeitig an der PHBern studieren? Das ist streng und erfordert Organisationstalent – aber es funktioniert. Dies zeigt das Gespräch mit der Beachvolleyballerin Tanja Hüberli und dem Unihockeyspieler Jan Ziehli.
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Spitzensport
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Auf hohem Niveau Beachvolleyball zu spielen und gleichzeitig an der PHBern zu studieren, scheint für nicht wenige Sportlerinnen und Sportler eine interessante Option zu sein. So beliebt, dass die 29-jährige Tanja Hüberli beim Trainieren im Nationalen Leistungszentrum in Bern immer wieder gefragt wird, wie sie die beiden Disziplinen unter einen Hut bringt. "Einfach ist es nicht, aber es geht", sagt die gross gewachsene Frau, die im Kanton Schwyz aufgewachsen ist.

Lockdown sorgte für neuen Schub

Als im März 2020 das öffentliche Leben und damit auch der professionelle Sport wegen Corona auf Tauchstation gegangen war, gab Tanja Hüberli ihrem Studium am Institut Primarstufe neuen Schub. "Im Lockdown wurden alle Turniere abgesagt und auch das Team-Training verboten. Darum suchte ich neue Herausforderungen und Ziele. Also fragte ich per Mail verschiedene PH-Dozierende, ob ich mitten im Semester noch ein Modul bei ihnen machen kann", erklärt sie. Die positiven Antworten kamen postwendend, und so fand sich eine der weltbesten Beachvolleyballerinnen plötzlich in der ungewohnten Rolle der Vollzeitstudentin wieder. Statt sich im Sand für die Olympischen Spiele in Tokio vorzubereiten, kämpfte sich die angehende Lehrerin durch erziehungswissenschaftliche Fachliteratur und lernte für ihre Prüfungen. Tanja Hüberli erzählt dies ohne grosse Emotionen. Das Beste aus der Situation zu machen, ohne ihre grosse Leidenschaft aus den Augen zu verlieren, scheint ihre Devise zu sein.

Am Tag studieren, am Abend trainieren

Auch Jan Ziehli hat grosse sportliche Ambitionen, und zwar im Unihockey. Der 21-Jährige studiert seit 2019 am Institut Sekundarstufe I der PHBern und spielt für den SV Wiler-Ersigen in der Nationalliga A sowie in der U-23-Nationalmannschaft. Die Corona-Pandemie hat bei ihm keinen zusätzlichen studentischen Effort ausgelöst, sein Einsatz fürs Studium war schon vorher gross. Obwohl auch Ziehli 16 bis 20 Stunden pro Woche trainiert, versteht er sich als ganz normaler Vollzeitstudent: "Am Tag konzentriere ich mich aufs Studium, und ab 16 Uhr trainiere ich mit meinem Team, meistens in Zuchwil." Die Spiele finden dann am Wochenende statt.

"Zum Glück kann ich meinen Stundenplan an der PHBern selbst zusammenstellen. So kommt es kaum je zu Konflikten zwischen Sport und Studium." Dankbar ist der junge Mann aus Bätterkinden auch dafür, dass die Dozierenden meist Verständnis zeigen, wenn er eine halbe Stunde früher aus einer PH-Veranstaltung muss, damit der Team-Bus nicht ohne ihn an einen Match fährt.

2024 abschliessen – ausser wenn Schweden ruft

"Mein Ziel ist es, im Jahr 2024 den Masterstudiengang mit dem Lehrdiplom abzuschliessen", sagt Jan Ziehli. Der Verteidiger vom SV Wiler-Ersigen wäre aber auch bereit, sein Studium zu unterbrechen, wenn seine sportliche Karriere ihn zu einem Verein ins Unihockeyland Schweden führen würde. "Ich wäre nicht der erste PH-Student, der sein Studium neben einer Sportlerkarriere weiterführen würde", erzählt Ziehli. Einfach würde dies aber sicher nicht. Die Praktika müsste er auf später verschieben.

Auch wenn der Spitzensportler in der Schweiz bleibt, fehlt es ihm nicht an Herausforderungen: Neben den Fachbereichen Sport und Bewegung, Räume-Zeiten-Gesellschaften und Deutsch studiert er auch Englisch. In diesem Fach wird ein achtwöchiger Auslandaufenthalt in einem englischen Sprachraum verlangt. "Im Moment sehe ich nicht, wie ich das schaffen könnte, zumal es keine Unihockeyteams im englischen Sprachraum gibt, die auf einem Niveau spielen, das mit der Nationalliga A vergleichbar ist", sagt der zukünftige Lehrer, der seinen Sport über alles liebt. Immerhin sei die Studienberatung am Institut Sekundarstufe I sehr hilfsbereit. "Irgendeine Lösung wird es schon geben", ist Ziehli optimistisch.

Knacknuss Abschlusspraktikum

Die Profi-Beachvolleyballerin Tanja Hüberli, die ihr Teilzeitstudium im Jahr 2013 an der PHBern aufgenommen hatte, wird ihr Lehrdiplom für die Primarstufe wohl noch nicht so bald erhalten. Obwohl sie demnächst alle Module abgeschlossen hat, macht ihr die Planung des Abschlusspraktikums einige Bauchschmerzen. "Ich habe pro Jahr vier Wochen Ferien. Diese habe ich bisher alle zwei Jahre genutzt für ein Praktikum. Das Praktikum 5 dauert aber sechs Wochen. Kann gut sein, dass ich es erst nach der Saison 2024 angehen werde", sagt Hüberli, deren Ziel es ist, nach der Karriere in den Berufsalltag einzusteigen.

Im Gespräch mit Tanja Hüberli und Jan Ziehli wird klar, dass Studium und Spitzensport nicht immer leicht miteinander zu vereinbaren sind. "Die Dozierenden sind aber immer sehr kulant", sagt Ziehli und Hüberli nickt und fügt an: "Ich habe schon manche Extrawurst erhalten, vor allem, weil mein Leben als Profisportlerin sehr hohe Flexibilität erfordert, das Studium aber von Semester zu Semester geplant werden muss."

Sport und Studium – beides ist wichtig

Das Leben für den Spitzensport ist bereits ohne Zusatzbelastung anstrengend; die Karriere kann jederzeit abgebremst oder gar wegen Verletzungspech oder aus anderen Gründen zu Ende gehen. Dieses hochtourige Sportlerleben mit einem Studium zu synchronisieren, ist eine grosse zusätzliche Herausforderung. Beide am Gespräch Beteiligten sind sich aber einig, dass sie weder den Sport noch das Studium missen möchten. Gerade auch weil jede Sportlerkarriere einmal zu Ende geht und der Lehrberuf eine ideale Fortsetzung der Laufbahn bieten wird. Beide finden auch, dass das Engagement als Spitzensportlerin oder Spitzensportler viele Lernmöglichkeiten bietet, die in einem pädagogischen Beruf von grossem Nutzen sein können. Tanja Hüberli, die im August 2021 mit ihrer Partnerin Nina Betschart Europameisterin geworden ist, sagt dazu: "Im Sport habe ich gelernt, dass ich offen sein muss für Veränderungen und konstruktive Kritik, um weiterzukommen. Diese Einstellung hilft mir auch beim Studium an der PHBern und ist wohl zentral für jeden Menschen, der sich entwickeln will."

Und Jan Ziehli ergänzt: "Innerhalb eines Sportteams ist man sicher eine viel homogenere Gruppe als in einer Schulklasse. In der Klasse haben alle ihre eigenen Ziele, Stärken und Schwächen. Es gibt aber auch gemeinsame Werte wie Teamfähigkeit und Toleranz. Da sind zwischen dem Sport und der pädagogischen Arbeit durchaus Verbindungen vorhanden."

Nach einer knappen Stunde ist der Austausch mit Tanja Hüberli und Jan Ziehli vorbei. Beide müssen weiter. Ihr Tag ist eng getaktet und mit vielen Herausforderungen gespickt. Aber auch voller Leidenschaft und Engagement für den Sport und fürs  Studium an der PHBern sowie geprägt von viel Zuversicht für die Zukunft.

Studieren an der PHBern

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Dieser Beitrag erschien in der Ausgabe 5.21 von EDUCATION.