Wie man als Sekundarstufe-II-Lehrperson neue Wege einschlägt

Flavia Mäder ist ehemalige Geografie- und Klimawissenschaften-Studentin und geht in ihrem Gebiet auf. Allerdings schlummerte immer schon eine weitere Leidenschaft in ihr: Pädagogik. Und damit hat Flavia etwas gemacht. Gerade erst hat sie ihr PH-Studium in Bern abgeschlossen, nachdem sie das letzte Praktikum absolviert hat. Im Interview verrät Flavia, wieso sie sich für diesen Weg entschieden hat und teilt ihre Erfahrungen zum Studium.
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Portraitfoto von Flavia Mäder
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Flavia Mäder, was ist Ihr fachlicher Hintergrund?
Ich habe an der Universität Zürich Geografie und an der ETH Zürich Atmosphäre und Klima studiert. Dann wechselte ich für den Master an die Universität Bern und studierte zwei Jahre Klimawissenschaften am Oeschger Centre for Climate Change Research und spezialisierte mich im Fachgebiet Atmosphärendynamik. Bereits während des Masterstudiums habe ich Veranstaltungen an der PHBern besucht, um mich nebst dem naturwissenschaftlichen Studium auch noch pädagogisch und didaktisch weiterzubilden. Damals wusste ich aber noch nicht, dass ich tatsächlich einmal als Lehrperson arbeiten werde!

Weshalb möchten Sie auf der Sekundarstufe II unterrichten?
Ich arbeite bereits seit einem Jahr als Geografie-Lehrperson an der Kantonsschule in Menzingen im Kanton Zug. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich sogar noch vor dem Abschluss des Lehrdiploms einen Job an einer wunderschönen Schule gefunden habe!

Nach Praktika und Jobs in der Wissenschaft und Privatwirtschaft wurde mir klar, dass ich meine Arbeitszeit nicht nur hinter dem Computer verbringen möchte. Als ehemalige und langjährige Pfadileiterin mag ich es sehr, mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Der gymnasiale Lehrberuf vereint diese beiden Leidenschaften und ist deshalb eine optimale Kombination für mich!

Welches waren Ihre bisherigen Key Learnings während des Studiums?
Am ehesten die Learnings vom Praktikum und das Wissen zur Fachdidaktik.

Wie haben Sie das Praktikum erlebt? Was war Ihr Highlight?
Das Praktikum ist eine sehr intensive Zeit. Ein Highlight war sicherlich, dass ich eine neue Schule, mit verschiedensten Schülerinnen und Schüler sowie einer anderen Schulkultur kennengelernt habe. Ein weiteres Highlight war, dass ich eine FMS-Klasse unterrichten durfte. Da ich bis anhin nur auf gymnasialer Stufe unterrichtet habe, bot dies eine grosse Lerngelegenheit.

Das Feedback zu den Lektionen war sehr hilfreich, war aber auch eine Herausforderung, da ich möglichst alle genannten Punkte gut und schnell umsetzen wollte. Da muss und musste ich mir immer wieder sagen: Es gibt keine perfekte Lektion!
Flavia Mäder  -  Studentin, Institut Sekundarstufe II

Welche Herausforderungen gab es im Praktikum?
Da ich neben dem Praktikum 75% an der Kantonsschule Menzingen arbeitete, war die grösste Herausforderung das Zeitmanagement. Natürlich wollte ich möglichst viel vom Praktikum und von der Erfahrung meiner Praktikumslehrperson profitieren. Dies bedingte aber eine unverhältnismässig grosse Vorbereitungszeit und ein ständiges Hinterfragen meines Tuns.

Das Feedback zu den Lektionen war sehr hilfreich, war aber auch eine Herausforderung, da ich möglichst alle genannten Punkte gut und schnell umsetzen wollte. Da muss und musste ich mir immer wieder sagen: Es gibt keine perfekte Lektion!

Welche an der PHBern erworbenen Grundlagen könnten Sie im Praktikum anwenden?
Die Fachdidaktik schuf meiner Meinung nach die wichtigste Grundlage. Die zweisemestrige Veranstaltung à 4 Lektionen ist sehr intensiv, aber im Nachhinein habe ich davon am meisten profitiert. Zu Gute kam mir, dass ich das Gelernte gleich in der Praxis ausprobieren und anwenden konnte. Zudem habe ich einen Blockkurs zur Rhetorik und Auftrittskompetenz besucht, den ich sehr empfehlen kann. Aus der Vielzahl der Veranstaltungen erscheinen mir diese beiden Veranstaltungen für den späteren Lehrberuf am sinnvollsten.

Wenn du die Chance erhältst, bereits während des PH-Studiums als Lehrperson zu arbeiten, dann pack sie!
Flavia Mäder  -  Studentin, Institut Sekundarstufe II

Was können Sie zukünftigen Sekundarstufe-II-Lehrpersonen oder -Studierenden mit auf den Weg geben?
Wenn du die Chance erhältst, bereits während des PH-Studiums als Lehrperson zu arbeiten, dann pack sie!

Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihre Sekundarstufen-Zeit?
Sehr gute Erinnerungen! Ich war selbst zunächst zwei Jahre in der örtlichen Sekundarschule und wechselte dann ans Gymnasium. Freundschaften, die ich während des Gymnasiums geknüpft habe, halten bis heute noch – ich wohne mit zwei Gymi-Kolleginnen zusammen. Dies zeigt mir auch, dass die Zeit am Gymnasium eine prägende ist und auch für das spätere Leben einen grossen Stellenwert hat. Dies versuche ich auch meinen Schülerinnen und Schüle zu vermitteln!

Stichwort "Digitalisierung": Wie sieht der Unterricht in 20 Jahren aus?
Ich denke, dass vermutlich teilweise alternative Lern- und Lehrformen angeboten werden und beispielsweise Geografie nicht mehr während zwei Wochenlektionen unterrichtet wird, sondern in Form von kurzen, definierten Fachinputs. Zum Beispiel mit Erklärvideos, die von den Lehrpersonen gemacht wurden und von den Lernenden jederzeit unterbrochen oder zurückgespult werden können. Die Lehrperson versteht sich dabei mehr als Coach und Ansprechperson anstatt als "Wissensvermittlerin" oder "Wissensvermittler". Eine solche Lernlandschaft würde sicherlich einen sehr differenzierten Unterricht ermöglichen, sodass individuell auf Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden kann.

Dieser Artikel wurde zuerst auf eduwo.ch veröffentlicht.