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"Ich werde in beiden Sprachregionen unterrichten können"

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Einsteiger_Sarah Oberle_Bilingualer Studiengang

Guten Tag Frau Oberle, bonjour Madame Oberle. In welcher Sprache zählen Sie?

In Französisch. Diese Sprache ist mir am vertrautesten.

Sie sind in Biel aufgewachsen. Ist Ihre Familie zweisprachig?

Ja, meine Mutter stammt aus der Romandie, mein Vater aus der Deutschschweiz. Die Volksschule und das Gymnasium habe ich in französischsprachigen Klassen besucht. Leider fand in den Schulen – obwohl es Klassen beider Sprachen gab – keine Durchmischung statt. Wir hatten weder gemeinsamen Unterricht noch gab es gemeinsame Anlässe oder Ausflüge.

Sie haben nach dem Gymnasium eine Bankausbildung gemacht, später einen Bachelor in Soziologie und in Kommunikation. Nun werden Sie Primarlehrerin. Warum?

Mir hat alles, was ich zuvor gemacht habe, Spass bereitet. Aber ich möchte mehr mit Menschen arbeiten. Als Primarlehrerin kann ich junge Menschen in ihrer Entwicklung begleiten, ihnen etwas beibringen und gleichzeitig von ihnen lernen. Das ist überaus spannend. Der Lehrberuf bietet auch mehr Raum für Kreativität als andere Berufe. Die Schule gibt einen Rahmen vor, lässt den Lehrpersonen aber viel Spielraum für eigene Ideen. Das gefällt mir.

Welche Vorteile bringt Ihre Vorbildung im aktuellen Studium?

Einerseits bringe ich einen breiten Wissens- und Erfahrungsschatz mit, andererseits weiss ich dank meiner verschiedenen Ausbildungen, wie ich effizient lernen kann. Zudem wird mir aufgrund meiner Vorbildung der eine oder andere Kurs erlassen. Aber ich absolviere alle sechs Semester des Studiums.

Sie haben den bilingualen Studiengang gewählt. Warum?

Aus Neugier … (lacht). Es ist für mich eine neue Erfahrung, eine Ausbildung teilweise in deutscher Sprache zu machen. Und: Ich liebe Sprachen. Hinzu kommt, dass der Abschluss des «Bilingualen Studiengangs» Vorteile bringt. Ich werde ein Lehrdiplom mit dem Vermerk der zweisprachigen Ausbildung erhalten und dadurch befähigt sein, in beiden Sprachen und Sprachregionen zu unterrichten. Kurz: Ich habe eine zusätzliche berufliche Perspektive.

Nehmen Sie uns mit ins Studium: Wie funktioniert das mit der Zweisprachigkeit?

Das Studium wird je zur Hälfte an der PHBern und an der HEP-BEJUNE in Delémont absolviert. Die Semester eins, zwei und sechs finden in Delémont statt, die Semester drei bis fünf in Bern. Wir sind eine Gruppe von mittlerweile noch acht Studierenden und besuchen gemeinsam mit den Studierenden der jeweiligen Standorte die Veranstaltungen.

Wie ist die Gruppe zusammengesetzt?

Es gibt französisch-, deutsch- und zweisprachige Studierende. Wir sprechen unter uns mehrheitlich Französisch, was wohl damit zu tun hat, dass das Studium in Delémont gestartet ist. Wir haben eine gute Gruppendynamik und profitieren viel voneinander.

Sie absolvieren zurzeit ein Praktikum an einer deutschsprachigen Schule in Bern. Wie läuft’s?

Es ist eine wunderbare Erfahrung und macht Mut, diesen Weg weiterzugehen. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich, wenn ich ihnen im Deutschunterricht die Theorie zu den vier Fällen erkläre, sie mich aber bei der praktischen Anwendung korrigieren können … (lacht). Sie freuen sich auch, dass sie im Französischunterricht eine Lehrerin haben, die Französisch als Muttersprache hat. Spannend finde ich, wie gross die kulturelle Vielfalt in unserem kleinen Land ist. Neulich haben die Schülerinnen und Schüler im Musikunterricht mit Inbrunst ein berndeutsches Lied gesungen. Wie hiess es doch gleich? «W. Nuss vo Bümpliz?». Alle kannten es – ausser mir.

Wo sehen Sie die grösste Herausforderung im bilingualen Studiengang?

Weil man in Bern und Delémont studiert, muss man sich mit zwei Hochschulkulturen vertraut machen. Die Hochchulen ticken etwas unterschiedlich. Für die Studierenden bedeutet das Mehraufwand. Trotzdem kann ich sagen: Es ist ein schöner und spannender Studiengang.

Sie werden im Sommer 2025 abschliessen. Wie geht es danach weiter?

Ich kann mir gut vorstellen, an einer zweisprachigen Schule zu unterrichten. Und ich möchte etwas dazu beitragen, dass es mehr Austausch zwischen den Sprachregionen gibt. Ich bin erstaunt, wie wenig die Mehrsprachigkeit in der Schweiz gefördert wird. Dabei ist sie eine Stärke unseres Landes.

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Sarah Oberle wird Primarlehrerin. Weil sie sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch unterrichten möchte, absolviert sie den "Bilingualen Studiengang" der Pädagogischen Hochschule PHBern und der Haute Ecole Pédagogique der Kantone Bern, Jura, Neuenburg (HEP-BEJUNE). Im Gespräch mit dem "Einsteiger", einer Artikelserie des Berner Mittelschul- und Berufsbildungsamts, erzählt sie von ihren Erfahrungen und Plänen.

Miteinander lernen erhöht das Zugehörigkeitsgefühl

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Tagung psy. Gesundheit_PFI

Patrick Figlioli, Leiter Zentrum für Beratung und Dienstleistungen der PHBern

Den Schülerinnen und Schülern und den Lehrpersonen soll es gut gehen. Das ist wichtig, um miteinander unterwegs zu sein und hilft, Herausforderungen zu meistern.

Gemäss Lehrplan 21 gilt die Förderung der psychischen Gesundheit gleichermassen für die Schülerinnen und Schüler wie auch für die Lehrpersonen. Die damit verbundene Frage, wie sich diese in den Schulalltag integrieren lässt, stand im Zentrum der Tagung "Psychische Gesundheit an Schulen: von- und miteinander lernen", welche am 16. März 2024 an der PHBern stattfand. Über 100 Lehrpersonen und weitere Interessierte trafen sich am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen und tauschten sich zu dieser Frage aus.
Tagungsmoderator Patrick Figlioli erklärte, das Ziel der Tagung bestehe darin, Brücken zu bauen. Einerseits zwischen verschiedenen Institutionen. Andererseits aber auch zwischen dem Stärken der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, der Lehrperson und einem gesundheitsfördernden System. 

Audio Reportage

Von jungen Menschen lernen

Im Podiumsgespräch mit Autor*in und Kolumnist*in Ronja Fankhauser stand unter anderem der Übergang vom Kind zum Jugendlichen, also das Erwachsenwerden im Zentrum. Ronja erzählte ehrlich und direkt von der eigenen Schulzeit. Beispielsweise davon, wie schwierig es teilweise war, sich zwischen dem Bedürfnis, dazugehören zu wollen und gleichzeitig auf der Suche nach sich selbst zu sein zurechtzufinden.

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Tagung Psy.Gesundheit_RA

Ronja Fankhauser, Student*in, Bestseller Autor*in und Kolumnist*in für «Das Magazin»

"Hilfreich in dieser herausfordernden Zeit sind Bezugspersonen, die den Umgang mit Emotionen vorleben und unterstützend begleiten", so Ronja. Die Schule sei für Kinder zwischen sechs und sechzehn Jahren das Zentrum in ihrem Leben, in dem sich fast alles abspiele – diese Tatsache unterstreiche die Bedeutung einer funktionierenden Beziehung und Unterstützung durch die Bezugspersonen. 
Was können umgekehrt die Erwachsenen von jungen Menschen lernen? "Menschen in ihren Sorgen ernst nehmen und ihnen Freiraum geben, den eigenen Interessen unabhängig vom Stundenplan nachzugehen." 

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Tagung Psy.Gesundheit_MKA

Prof. Dr. med. Michael Kaess, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie UPD Bern

Dem Suizid geht fast immer der soziale Tod voraus

Auch Michael Kaess, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie UPD in Bern, nannte den Umgang mit Krisen als zentralen Faktor, der zu Suizidgedanken bei Kindern und Jugendlichen führen könne. Junge Menschen wissen ja noch nicht aus eigener Erfahrung, dass Krisen auch wieder vorbeigehen. Suizid sei in der Schweiz denn auch die häufigste Todesursache bei Jugendlichen, so Kaess. "Dem Suizid geht fast immer der soziale Tod voraus", führte er weiter aus. Und meinte damit die soziale Integration, das Dazugehören. Dieses sei zentral und gleichzeitig die beste Prävention. Denn: Bereits genaues Hinschauen könne Suizidprävention sein. Beispielsweise indem sich die Lehrperson fragt, welche Schülerin, welcher Schüler sozial gar nicht oder wenig integriert sei und in der Pause immer allein rumstehe. Spricht die Lehrperson solche Situationen an, hat sie laut Kaess schon vieles richtig gemacht. Denn er ist überzeugt: "Das Ansprechen von Suizidalität ist NICHT schädlich, sondern hilfreich!"

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Tagung_Psy.Gesundheit_KLO

Karma Lobsang, Dozentin und Beraterin PHBern

Besinnung auf den gegenwärtigen Augenblick

"Achtsamkeit ist Ankommen im Hier und Jetzt – nicht nur physisch, sondern auch gedanklich." 
Um die Besinnung auf den gegenwärtigen Augenblick zu veranschaulichen, lud Karma Lobsang, Dozentin an der PHBern, zu Beginn ihres Referats die Anwesenden zu einer kurzen Achtsamkeitsübung ein. Diese Form der Achtsamkeit könne auch im Alltag jederzeit und überall geübt und umgesetzt werden, so Lobsang: beim Essen, Trinken, Duschen, Abwaschen, Sitzen … Und: "Sie müssen die Übungen nicht gerne machen – Sie müssen sie einfach machen", sagte sie. 
Achtsamkeit unterstützt aber auch die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern: So haben Studien aufgezeigt, dass trainierte Achtsamkeit bei Kindern und Jugendlichen zu einer Verbesserung der Aufmerksamkeit, des Arbeitsgedächtnisses und der Sozialkompetenzen führe. Laut eigenen Angaben der Schülerinnen und Schüler verbesserte sich auch ihr Gemütszustand, gleichzeitig verringerten sich Angstzustände, Stress und Ermüdungserscheinungen. Schliesslich ist Karma Lobsang überzeugt, dass Achtsamkeit nebst dem sozialen und emotionalen Lernen und dem Systemdenken eine Lebenskompetenz der Zukunft ist. 

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Tagung_Psy.Gesundheit_Applaus

Ausblick

"Miteinander lernen erhöht das Zugehörigkeitsgefühl, stärkt die Inklusion und trägt zur Suizidprävention bei." 
Mit diesen Worten fasste Patrick Figlioli am Ende des Vormittags das Gehörte zusammen. Für die Zukunft wünsche er sich und der Schule, "dass es gelingt, Achtsamkeit in den Schulalltag zu integrieren, so dass diese genauso selbstverständlich geübt und gelebt wird wie die Lehrplanfächer."

Die nächste Tagung "Psychische Gesundheit an Schulen – Beziehungen gestalten" findet am Samstag, 15. März 2025 statt.

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Weiterbildung Vorschulstufe und Primarstufe
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Am Samstag, 16. März 2024, fand in Bern die Tagung "Psychische Gesundheit an Schulen: von- und miteinander lernen" statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit Berner Gesundheit und Bildung Bern im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Schule braucht Persönlichkeit" durchgeführt.

"Nach dem Praktikum war klar: Das ist mein neuer Beruf"

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Michael Aeberhardt, Student "Konsekutiver Master"

Herr Aeberhardt, Sie sind 49, haben einen Master in Physik und viele Jahre im Risikomanagement einer Bank gearbeitet. Jetzt werden Sie Volksschullehrer. Weshalb?

Die Arbeit bei der Bank hat mir lange gefallen. Trotzdem verspürte ich nach über zwanzig Jahren das Bedürfnis, mich beruflich neu zu orientieren. Zwei Richtungen standen dabei im Vordergrund: eine Tätigkeit im Bereich Klima und Umwelt oder eine Tätigkeit als Lehrer. Mit der Idee, Lehrer zu werden, hatte ich schon während meines Physikstudiums geliebäugelt.

Jugendliche im Berufswahlalter gehen schnuppern, um einen Beruf kennenzulernen. Wie haben Sie sich ein Bild des Lehrberufs gemacht?

Während meiner Neuorientierung intensivierte ich den Kontakt zur Schule meiner Kinder. Ich war bei einigen Ausflügen und in einem Lager dabei, sprach mit mehreren Lehrpersonen und besuchte deren Unterricht. Nach einem Berufscoaching schrieb ich mich schliesslich bei der PHBern ein. Spätestens nach dem ersten Praktikum war klar: Das ist mein neuer Beruf.

Sie absolvieren an der PHBern den Studiengang «Konsekutiver Master Sekundarstufe I». Wie ist das, mit 49 Jahren wieder Student zu sein?

Das hört sich speziell an, ist es aber nicht. An der PHBern gibt es viele Studierende mit vergleichbarer Berufs- und Lebenserfahrung. Ich bin mitnichten der Älteste … (lacht) Und den Austausch mit den jüngeren Studierenden erlebe ich als bereichernd. Ich lerne im Studium viele spannende Menschen kennen. Es ist ein Privileg, in meinem Alter nochmals studieren zu dürfen und sich intensiv mit spannenden Themen zu beschäftigen.

Wie ist der Studiengang aufgebaut?

Die Zulassung bedingt ein abgeschlossenes Bachelor- oder Masterstudium an einer Universität oder einer Fachhochschule. Der konsekutive Master baut auf der fachwissenschaftlichen Vorbildung auf. Wer beispielsweise Mathematik studiert hat, fokussiert sich in diesem Fachbereich nur auf die fachdidaktischen Inhalte. Dazu kommen Module zu Aspekten wie Unterrichtsplanung, Beurteilung oder Klassenführung. Ergänzt wird das Studium durch Querschnittsthemen wie Heterogenität und Inklusion oder Digitalität. Im Masterstudium werden diese Gebiete mit Leistungsnachweisen in Form von Arbeiten erbracht. Vollzeit kann das Studium in vier bis sechs Semestern absolviert werden. Arbeitet man nebenher, dauert es entsprechend länger.

Beim konsekutiven Master muss man sich für zwei Fachbereiche entscheiden. Welche haben Sie gewählt?
Mathematik sowie Räume, Zeiten, Gesellschaft. Für den ersten Fachbereich erhalte ich als Physiker mit Nebenfach Mathematik die erwähnte Entlastung. Beim Fachbereich Räume, Zeiten, Gesellschaft absolviere ich das volle Studienprogramm. Aber dieses Fach wollte ich unbedingt studieren, weil ich mit den Schülerinnen und Schülern über Klima- und Umweltfragen oder über geschichtliche und gesellschaftliche Themen diskutieren kann. Das finde ich spannend.

Was lernen Sie im Studium, das Sie aufgrund Ihrer Vorbildung und Ihrer Berufserfahrung nicht bereits wissen bzw. können?
Extrem viel. Alle didaktischen Themen sind für mich neu. Aber auch in den einzelnen Fächern lerne ich dazu. Es gibt an der PHBern viele hochkompetente und motivierte Dozentinnen und Dozenten, die spannende Seminare veranstalten. Geschichte macht mir beispielsweise gerade sehr viel Spass. Da erziele ich einen grossen Wissenszuwachs.

Sie haben Familie, sind berufstätig und absolvieren ein Vollzeitstudium. Wie geht das?
Es braucht eine Familie, die das mitträgt, und einen Arbeitgeber, der flexibel ist. Seit ich wieder studiere, habe ich mein Pensum bei der Bank auf 60 Prozent reduziert. Im Sommer werde ich eine 40-Prozent-Stelle als Co-Klassenlehrer einer 7. Klasse antreten, die mich aber zu Beginn bestimmt deutlich mehr beschäftigen wird.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an Ihr künftiges Tätigkeitsfeld denken?
Darauf, in den Beruf einzutauchen, junge Menschen auf das Leben vorzubereiten und mit ihnen über gesellschaftliche Themen zu diskutieren. Die Vorfreude ist mit grossem Respekt für diese verantwortungsvolle Aufgabe gepaart.

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Studium Sekundarstufe I
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Wer einen Bachelor- oder Masterabschluss hat, kann darauf aufbauend das Lehrdiplom für die Sekundarstufe I (7. bis 9. Klasse) erlangen. Michael Aeberhardt, Student an der PHBern, ist auf diesem Weg. Mehr über seine Motivation und die Ausbildung erzählt er im "Einsteiger", einer Artikelserie des Berner Mittelschul- und Berufsbildungsamts.