Neue Forschungsprojekte gestartet (1/2022)

Seit Anfang Jahr sind neue, spannende Forschungs- und Entwicklungsprojekte an der PHBern gestartet. Welchen Fragestellungen sie nachgehen, erfahren Sie hier.
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Die Forschungs- und Entwicklungsprojekte tragen zur wissenschaftlichen Fundierung der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen bei und entwickeln die Schul- und Unterrichtspraxis weiter.

Geschlechtliche Vielfalt an Schweizer Schulen

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Geschlechtliche Vielfalt ist ein wichtiges Schul- und Unterrichtsthema und so auch im Lehrplan 21 vorgesehen. Doch was wissen Lehrpersonen, Schüler*innen und deren Eltern zu Intergeschlechtlichkeit und Transidentität und wie sind sie gegenüber der geschlechtlichen Vielfalt eingestellt? Darüber ist noch wenig bekannt und entsprechend gross das Erkenntnisinteresse.
Das Projekt "Geschlechtliche Vielfalt an Schweizer Schulen" (GEVISS) am Institut Primarstufe soll konkret folgende Forschungsfragen beantworten:

  • Welche Annahmen treffen Lehrpersonen, angehende Lehrpersonen, Schüler*innen sowie Eltern zu Geschlechterbinarität?
  • Was wissen sie zu Intergeschlechtlichkeit respektive Transidentität und wie sind sie geschlechtlicher Vielfalt gegenüber eingestellt?

Das sozialpsychologische Projekt am Institut Primarstufe ist als empirische Studie im Querschnitt angelegt. Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden Deutschschweizer Schulklassen mittels Online-Fragebögen befragt. Die Auswertung erfolgt im Rahmen einer Dissertation.
Die Studie trägt dazu bei, die genannte Forschungslücke zu schliessen. Zudem ergeben sich Schlussfolgerungen für eine angemessene Verankerung des Themas im Schulunterricht und in der Lehre an der Pädagogischen Hochschule. So können Lehrpersonen noch besser zu den Themen Heterogenität und Inklusion aus- und weitergebildet werden.

Projekt     Geschlechtliche Vielfalt an Schweizer Schulen (GEVISS)
Team     Marie-Lou Nussbaum (Leitung)
Elisabeth Eggenberg
Laufzeit     01. Februar 2022 bis 31. Januar 2026

Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Technischen und Textilen Gestalten

ttg-bildAufgrund der weltweiten Dringlichkeit des Klimawandels besitzt Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) auch im Lehrplan 21 hohes Gewicht. Entsprechend sind Lehrpersonen angehalten, BNE im Unterricht umzusetzen. Damit begeben sie sich aber in ein Spannungsfeld: Auf der einen Seite besitzen Nachhaltigkeitsthemen nämlich einen normativen Anspruch (es gibt ein "gut" und ein "schlecht"), auf der anderen Seite darf die Schule die Schülerinnen und Schüler in der Meinungsfindung nicht bevormunden (Kontroversitätsgebot). Wie gehen Lehrpersonen mit diesem Spannungsfeld um, das auch als "Democratic Paradox" bekannt ist? Diese Frage bleibt im Lehrplan 21 ungeklärt.

Gerade im Textilen und Technischen Gestalten (TTG) spielt BNE eine bedeutende Rolle. Durch die Arbeit mit verschiedenen Materialien tritt das erwähnte Spannungsfeld in beiden Fachbereichen deutlich in Erscheinung. Die Sozialanthropologin Sarah Ryser und der Fachdidaktiker Andreas Stettler interessieren sich daher für folgende Forschungsfrage:

  • Welcher Strategien bedienen sich Lehrpersonen, um bei der Umsetzung von BNE-Konzepten mit den Spannungsfeldern und den praktischen Bedingungen im Unterricht umzugehen?

Die Methodik der Forschung ist ethnografisch angelegt. Der Fokus liegt auf der Umsetzung der Ansprüche aus dem Lehrplan 21, den Strategien in der Unterrichtspraxis, den Interaktions- und Kommunikationsprozessen und den individuellen Spannungsfeldern der Lehrpersonen. Es werden TTG-Lehrpersonen der Sekundarstufe I (Zyklus 3) aus dem Kanton Bern über eine längere Zeit begleitet. Parallel zur teilnehmenden Beobachtung werden Videografien erstellt, Bildmaterial gesammelt und es werden Interviews geführt.

Die Forschungsergebnisse können über TTG hinaus bei der Auseinandersetzung mit BNE im Unterricht dienen. Damit bildet das Projekt wichtige Grundlagen für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen.

Projekt     Strategien von TTG-Lehrpersonen zwischen normativen BNE-Konzepten und Bedingungen im Unterricht
Leitung      Dr. Sarah Ryser
Dr. Andreas Stettler
Laufzeit     01. Dezember 2021 bis 30. November 2024

Was wissen und denken Lernende in der Sekundarstufe I über die Sozialpolitik in der Schweiz

sozialstaat-bildDer Sozialstaat ist und bleibt ein kontroverses Thema in der Schweiz. Nicht nur ist es der mit Abstand grösste Kostenpunkt im Haushaltsbudget, die Schweizer Bevölkerung wird auch regelmässig zu diesem Thema an die Urne gebeten.

Das Forschungsprojekt "Knowledge, Deservingness and Social Policy Attitudes from a Student’s Perspective" widmet sich dem Thema aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler und fragt: Was wissen Lernende an öffentlichen Schulen im 8. und 9. Schuljahr über die Sozialpolitik und wie denken sie darüber? Der Fokus liegt dabei auf der Arbeitslosigkeit und entsprechenden Absicherungen. Dieses soziale Risiko ist den jungen Menschen am nächsten und treibt sie entsprechend am meisten um.

Um ein möglichst präzises Bild der Vorstellungen der Jugendlichen zu erhalten, werden Online-Fragebögen eingesetzt und Gruppendiskussionen ausgewertet.

Ein zentrales Anliegen des Projekts ist die Untersuchung, ob bereits in jüngeren Jahren Fehlinformationen vorliegen (z.B. über die Höhe der Arbeitslosenquote) und sich diese auch in den Meinungen widerspiegeln. Entsprechend interessiert die Frage, worüber junge Menschen besser informiert sein sollten. Langfristiges Ziel ist, mithilfe der Ergebnisse spannende, auf die Lernenden angepasste Unterrichtsmaterialien und Arrangements zu entwickeln, die darauf abzielen, politische Wissenskompetenzen zu stärken.

Projekt     Knowledge, Deservingness and Social Policy Attitudes from a Student's Perspective
Leitung      Jakub Sowula
Laufzeit     01. September 2021  bis  31. Januar 2025

Soziale und sprachliche Kompetenzen über Kinderliteratur fördern

skill-bildEbenfalls Anfang 2022 gestartet ist das SNF-Projekt "Soziale und sprachliche Kompetenzen über Kinderliteratur fördern" (SKiLL). SKiLL unterstützt Lehrpersonen darin, soziale und sprachliche Kompetenzen bei Kindern im Zyklus 2 zu fördern. Im Mittelpunkt des Förderprogramms stehen Kleingruppengespräche über literarisch hochwertige Kinderbücher zu Themen wie Fairness, sozialer Zusammenhalt oder Zivilcourage. An dieser Stelle wurde ausführlicher über das Projekt berichtet.

Titel     Soziale und sprachliche Kompetenzen über Kinderliteratur fördern (SKiLL)
Team     Prof. Dr. habil. Luciano Gasser (Leitung, PHBern)
Yvonne Dammert (PHBern)
Sara Egger (PHBern)
Anna Frei (PHBern)
Hanspeter Inauen (Primarschule Weesen)
Denise Krummenacher (Schule Emmen)
Roland Künzle (PH Luzern)
Tamarith Schlunegger (PHBern)
Laufzeit     01. Februar 2022 bis 31. Januar 2025
Drittmittel     Schweizerischer Nationalfonds (SNF)