Im Zentrum der Medienkonferenz standen Jane Achtman und Vincent Hegnauer. Sie Musikerin, er Konstrukteur, kamen beide als Quereinsteigende an die PHBern. Sie zeigten auf, wie sich das Studium an der PHBern, das Unterrichten an einer Schule und z.T. auch Betreuungsaufgaben miteinander vereinbaren lassen und wo die Chancen, Risiken und Herausforderungen sind. Die 49-jährige Studentin und der 24-jährige Student stehen exemplarisch für die rund 1500 Studierenden der PHBern, die eine Anstellung an einer Schule haben.
Die PHBern nutzte die Medienkonferenz zu Beginn des neuen Studienjahres, um über Anmeldezahlen auf Rekordniveau, neue Studiengänge, gut besuchte Kurse für Unterrichtende ohne adäquate pädagogische Ausbildung und über den Werdegang von Studierenden, die bereits eine Anstellung an einer Schule haben, zu berichten. Für die PHBern ist die Stärkung des berufsbegleitenden Studierens ein zentrales Anliegen.
Eine neue Stadt, eine neue Hochschule und viele neue Gesichter: Auch im Herbstsemester 2023 sind wieder Mobilitätsstudierende zu Gast an der PHBern.
Der "Welcome Day" vor dem Semesterstart bereitet die Austauschstudierenden optimal auf ihren Studienbeginn vor. Er ermöglicht ihnen, andere Studierende aus dem Ausland kennenzulernen und bereits erste Kontakte zu knüpfen, die oft über das Semester hinaus bestehen bleiben. Nach der Begrüssungs- und Informationsveranstaltung lernen die Teilnehmenden bei einem Rundgang den Campus sowie die Stadt Bern kennen.
Von Deutschland über Spanien bis nach Finnland: Diese Woche begrüsst die PHBern Mobilitätsstudierende aus fünf Ländern mit einem vielseitigen Willkommensprogramm. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern, begleitet das "International Office" die Studierenden.
Immer mehr Kinder und Jugendliche nutzen Smartphones. Worauf Lehrpersonen bei der Vermittlung von Medienkompetenzen achten sollten und wie ein bewusster Ansatz zur Medienerziehung aussieht, weiss Leona Hofmann aus dem Think Tank Medien und Informatik (TTIM) Team der PHBern.
Seit mehr als 10 Jahren reagieren Gemeinden auf die zunehmende Belastung der Schulleitenden mit der Einführung einer neuen Funktion: Leitende Bildung sind zwischen den Schul- oder Zyklusleitungen, den Behörden und der Verwaltung angesiedelt und koordinieren, steuern und entlasten sie.
Kulturelle Bildung gehört in den Schulalltag. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zu einer ganzheitlichen Bildung. Werden die Künste als zentrale Lerngegenstände genutzt, werden rationale, emotionale, intellektuelle, kreative, physische, kollaborative Fähigkeiten gleichermassen gefördert sowie fachliche und überfachliche Kompetenzen weiterentwickelt.
Vom 6. bis 9. September 2023 versammelten sich an der Konferenz "Zwischen Schule und Freizeit – Qualität in der schulergänzenden Bildung und Betreuung" an der PHBern rund 90 Expertinnen und Experten aus verschiedenen Ländern. In mehr als 50 Präsentationen wurden Forschungsarbeiten aus Schweden, Island, den USA, Australien, Südkorea, Japan und weiteren Ländern vorgestellt. Neben den Präsentationen bot die Tagung zahlreiche interaktive Aktivitäten und ein ansprechendes Rahmenprogramm.
Besuch bei drei (Ganz-)Tagesschulen in Bern
Zum Auftakt der Konferenz besichtigten die Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer drei (Ganz-)Tagesschulen in Bern und verschafften sich dabei einen Einblick in die schulische Situation in der Schweiz. Die neugierigen Fragen der Forschenden und die kompetenten Antworten der Schulleitenden und Mitarbeitenden bildeten die Grundlage für zahlreiche anregende Gespräche während der viertägigen Konferenz.
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Bild: Tagesbetreuung für Schulkinder Länggasse, Standort Depotstrasse
Welche Qualitätsrichtlinien brauchen schulergänzende Bildungs- und Betreuungsangebote? Und wie beeinflussen diese die Praxis?
Die präsentierten Forschungsansätze aus den skandinavischen und australischen Beiträgen verdeutlichen die vielfältigen Perspektiven zum Thema. Während die skandinavische Forschung ihren Schwerpunkt auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler legt, konzentrieren sich die australischen Forschenden hauptsächlich auf die Professionalisierung der Mitarbeitenden. Die vermehrten Beiträge zu den Themen multiprofessionelle Kooperation und der Verschmelzung von Bildungs- und Betreuungsangeboten zeigen das wachsende Interesse an diesen Aspekten in vielen Ländern.
Trotz der deutlichen Unterschiede in den Bildungs- und Betreuungstraditionen dieser Länder herrscht Einigkeit über die Notwendigkeit, die Diskussion über die Definition von Qualität in diesen Angeboten zu vertiefen.
Zu den Höhepunkten der Tagung zählt die Keynote von Prof. Dr. Sandra Simpkins von der University of California Irvine. Darin betont sie ein weiteres aktuelles Qualitätskriterium: Die schulergänzende Bildung soll "kulturell sensibel" sein. Damit meint sie, dass die Aktivitäten auf die Bedürfnisse von Kindern mit vielfältigen kulturellen Hintergründen abgestimmt sein sollten, ohne Vorurteile oder Stigmatisierung zu fördern.
Während des "Invited Symposium" der Konferenz wurden Schweizer Perspektiven aus Zürich, Basel und Genf vorgestellt. Internationale Forschende zeigten sich überrascht darüber, dass in der Schweiz noch viele Kinder mittags nach Hause gehen und nachmittags zur Schule zurückkehren.
In der Abschlussveranstaltung wurde schliesslich ein Konsens erreicht: Im Zentrum steht das Wohlbefinden der Kinder. Wie dieses gefördert werden kann, hängt vom kulturellen Kontext ab und muss nicht universell gelöst werden.
Organisiert wurde die Konferenz von der PHBern in Zusammenarbeit mit der WERA Task Force Global Research in Extended Education. Die nächste Konferenz WERA Conference 2024 | NOSHSA findet im 2024 in Brisbane statt.
In welchen PHBern-Forschungsprojekten wird das Thema Ganztagesschulen untersucht?
Bildung schafft Chancen – dafür setzen sich die Forschenden der PHBern ein.
Das Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation der PHBern versteht hochwertige Bildung als wichtigste individuelle und gesellschaftliche Ressource. Mit exzellenter Forschung, gezielter Nachwuchsförderung und einem offenen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen leisten die Forschenden der PHBern einen entscheidenden Beitrag für eine chancengerechte und inklusive Bildung.
Im September trafen sich Forschende aus der ganzen Welt zur Konferenz "Extended Education 2023" an der PHBern. In über 50 Präsentationen wurden Forschungsergebnisse aus verschiedenen Ländern vorgestellt. Im Zentrum stand die Frage: Was macht Qualität in schulergänzenden Bildungs- und Betreuungsangeboten aus?
Die Fachdidaktik NMG+NE ist als wissenschaftliche Disziplin bereits länger anerkannt – lange Zeit fehlte jedoch ein entsprechendes Qualifikationsangebot dazu. 2018 schuf die PHBern in Zusammenarbeit mit der PH Luzern Abhilfe und lancierte den Master Fachdidaktik NMG+NE. Dieser ermöglicht es, sich vertieft mit den Natur- und Geisteswissenschaften auseinanderzusetzen. Ebenso thematisiert die Masterausbildung gesellschaftlich relevante Fragen zum Thema Nachhaltige Entwicklung.
Seit dem Start des Masters haben über 120 Studierende das Studium Fachdidaktikmaster NMG+NE aufgenommen. Davon haben bereits 30 Studierende dieses erfolgreich abgeschlossen! Die Absolvierenden qualifizieren sich für vielfältige berufliche Anschlussfelder und nutzen das Studium, um ihre Kompetenzen in bestehenden Anstellungen zu vertiefen und zu erweitern. Der Masterstudiengang Fachdidaktik NMG+NE richtet sich an Lehrpersonen aller Stufen, an Dozierende der Hochschulen, an Fachpersonen aus Lehrmittelverlagen, Medienunternehmen und ausserschulischen Lernorten sowie an Studierende der vielfältigen Bezugsdisziplinen des Fachbereichs NMG + NE.
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Isabelle Föllmi, Stefan Valkanover, Simone Schmid, Samira Zingaro und Katharina Kalcsics (v.l.n.r.) sagen, was sie mit dem Fachdidaktikmaster NMG+NE verbinden.
5 Stimmen zum Jubiläum
Zum 5-jährigen Jubiläum geben Mitarbeitende der PHBern, Absolventinnen des Studiengangs sowie eine Studierende Einblick in ihre Erfahrungen und Erlebnisse durch den Masterstudiengang.
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Es macht mich stolz, dass wir mit dem Fachdidaktikmaster NMG+NE ein Studienangebot am Fachdidaktikzentrum der PHBern mittragen, das sich seit dem Start grosser Nachfrage erfreut. Das erfolgreiche Wirken vieler Absolvierenden in der Fachdidaktik an Pädagogischen Hochschulen oder als Nachhaltigkeitsexpertinnen und -experten an Schulen und in der Erwachsenenbildung zeugt davon, dass wir mit dem Fachdidaktikmaster NMG+NE effektive Nachwuchsförderung betreiben und auf dem richtigen Weg sind.
Stefan Valkanover
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Leiter Fachdidaktikzentrum, PHBern
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Mein Highlight waren die Tagungen des Forums NMG-Didaktik 2022 und 2023. Nach zwei coronabedingten Ausfällen konnten die Tagungen endlich wieder vor Ort stattfinden. Plötzlich waren da wieder so viele junge Dozierende der Schweizer PHs und fast alle waren Absolvierende oder noch Studierende unseres Masters NMG+NE. Da konnte ich sehen, dass der Master einen ganz konkreten Einfluss auf die NMG-Landschaft an den PHs hat.
Im Studium Fachdidaktik NMG+NE konnte ich mich sowohl individuell in den einzelnen Disziplinen vertiefen als auch meine fachdidaktischen Kompetenzen erweitern. So konnte ich meine Fähigkeiten im Entwickeln von Lernaufgaben und Lernarrangements professionalisieren. Besonders schätze ich, dass ich mir ein Netzwerk mit Fachpersonen von Pädagogischen Hochschulen, Lehrmittelverlagen und ausserschulischen Lernorten aufbauen konnte und das Studium mir neue berufliche Möglichkeiten eröffnete.
Simone Schmid
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Alumni Fachdidaktikmaster NMG+NE
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Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dieses Gefühl, die Inhalte des Studiums Schritt für Schritt zu durchdringen. Wir waren eine Gruppe von engagierten Lernenden, welche sehr unterschiedliche Erfahrungen, Perspektiven und Stärken ins Studium und in die Diskussionen einbrachten. Alle waren auf ihrem individuellen Lernpfad unterwegs, und doch waren wir in regem Austausch und unterstützten uns gegenseitig. Oft beschäftigten uns Fragen und Themen über die Veranstaltungen hinaus.
Das Studium ermöglicht es mir, meine Leidenschaft für Geografie und Bildung für Nachhaltige Entwicklung zu vertiefen. Gleichzeitig bietet mir die Option eines Teilzeitstudiums die Möglichkeit, als Klassenlehrerin zu arbeiten und gleichzeitig, das Erlernte direkt in der Schulpraxis anzuwenden. Dabei finde ich das ausserschulische Lernen besonders wichtig und könnte mir vorstellen, künftig in diesem Bereich zu arbeiten, um auch dort einen Beitrag zur Förderung einer nachhaltigen Zukunft zu leisten.
Der Masterstudiengang Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG) und Nachhaltige Entwicklung (NE) feiert sein 5-jähriges Bestehen. Grund genug, zurückzuschauen und ein Resümee zu ziehen.
Ariel Schranz, Alina La Brocca und Isabelle Buser (v.l.n.r.)
Social Media, Perfektionismus und bereichernde Praktikantinnen und Praktikanten
Diesmal steht der Umgang mit Social Media im Mittelpunkt der Podcast-Folge. Social Media sei gleichzeitig Fluch und Segen, ist sich die Runde einig. "Social Media füllt mir den Kopf mit unnötigem Zeugs", sagt Ariel. Zum Gamen meint er: "Wenn siebenjährige Kinder pro Tag eine Stunde gamen dürfen, ist das aus meiner Sicht eindeutig zu viel."
"Du bist gut genug! Du darfst Fehler machen!", so die Botschaft von Influencerin Isabelle. Das stiess kürzlich bei Alina auf offene Ohren: "Solche Aussagen tun gut", sagt die Studentin, die laut eigenen Angaben zum Perfektionismus neigt. Zufälligerweise ist sie gerade bei Isabelle im Praktikum, lernt dabei sehr viel dazu und hat auch grossen Spass an der Arbeit. Isabelle bietet sehr gerne Praktikumsplätze an: "Ich empfinde Studierende im Praktikum als extreme Bereicherung."
Eine Frage darf in der neusten Folge nicht fehlen: "Malt f.r.a.u.l.e.h.r.e.r.i.n nicht ein zu schönes Bild vom Beruf der Lehrperson?" – "Ich zeige kein geschöntes Bild, sondern das einer Person, die sehr gerne Lehrperson ist", lautet die Antwort von Isabelle.
Die Berner Lehrerin Isabelle Buser hat ein Instagramprofil mit über 55'000 Followenden. Unter dem Pseudonym "f.r.a.u.l.e.h.r.e.r.i.n" gibt sie dort Tipps und Tricks für den Unterricht und weit darüber hinaus. Damit stösst sie unter ihren Kolleginnen und Kollegen auf ein grosses Interesse. So auch bei Alina La Brocca und Ariel Schranz. Die beiden Studierenden plaudern im Studi-Podcast regelmässig aus der Schule.
"Ich werde nur sehr ungern unterbrochen, wenn ich an etwasarbeite", erzählt Fabienne Sieger. Sie erinnert sich, dass sie in der Schule dauernd unterbrochen wurde: vom Läuten, von Lehrpersonen, die etwas sagen, oder von Mitschülerinnen und -schülern. "Wenn ich damals die Aufgabe nicht abschliessen konnte, aber bereits etwas Neues hätte anfangen sollen, hatte ich stets die alte Aufgabe noch im Hinterkopf", erklärt Sieger, "wie beim Computer, wenn die Browserfenster nicht geschlossen werden." Dies erschwerte es ihr erheblich, sich auf die neue Aufgabe einzulassen.
Fabienne Sieger kann in ihren Beratungen den Lehrpersonen aus erster Hand verständlich erklären, wie im Schulzimmer Reize für Kinder mit autistischer Wahrnehmung minimiert werden können. Ebenso glaubhaft kann sie vermitteln, weshalb schriftliche Vorinformationen oder Handlungsabläufe vieles erleichtern, wieso man auf geschlossene Fragen viel schneller eine Antwort erhält und weshalb spontane Ausflüge für Menschen mit Autismus unter Umständen eine grosse Herausforderung darstellen, während sich die ganze restliche Klasse darüber freut.
Beratung wird rege genutzt
Die heilpädagogische Fachberatung der PHBern ist ein kostenloses Angebot für alle Berner Schulen und wird rege von den Lehrpersonen genutzt. Zu Recht, denn das Team besteht aus kompetenten und erfahrenen Fachpersonen. Mit diesem Angebot will die PHBern Lehrpersonen darin unterstützen, Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf zu integrieren. "Eine Beraterin im Team zu haben, die die besondere Wahrnehmung der Menschen mit Autismus erklären kann, ist sehr hilfreich", so Eric Klibstiel, Bereichsleiter Weiterbildungen und Dienstleistungen. Die Innensicht, die eine Person mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) hat, sei mittels Fachbücher nur bedingt erlernbar, ergänzt er.
Die Welt ist für Menschen mit autistischer Wahrnehmung komplizierter und unüberschaubarer als für neurotypische Menschen, also für Menschen, deren neurologische Entwicklung als sogenannt "normal" betrachtet wird. Menschen mit Autismus sind oft einer ständigen Reizüberflutung ausgeliefert, vertiefen sich in Details und erfassen deshalb nur schwer den Kontext.
Grosse Themenvielfalt in den Beratungen
Kinder und Jugendliche mit Diagnosen sind nur ein Themenfeld der heilpädagogischen Fachberatungen der PHBern. Weitere Themen können didaktische Fragen, herausfordernde Unterrichtssituationen sowie die Zusammenarbeit der Fachpersonen sein. Die PHBern bietet Einzel- oder Gruppenberatungen oder auch Fallsupervisionen an. Die Dauer der Beratung hängt sehr vom Thema ab. "Fragen nach Übungen bei Schluckstörungen sind schnell beantwortet. Bei Autismus oder ADHS begleiten wir die Lehrpersonen oder das Kollegium oft über Jahre hinweg", so Eric Klibstiel, der das Angebot verantwortet. Ein Kind mit Autismus beziehungsweise dessen Lehrperson begleitete er beispielsweise während neun Jahren: "Bei jedem Stufenübertritt war die Frage, ob es die nächste Klasse schaffen wird. Heute ist das Kind am Gymnasium."
Erfolgsrezept: auf Stärken setzen
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Integration? "Nebst den Ressourcen oder verschiedenen Ansichten im Kollegium besteht auch ein Spannungsfeld zwischen Fördern und der Pflicht, die Kinder und Jugendlichen durch Noten zu beurteilen", so Klibstiel. Generell sei es immer wichtig, den Druck und Stress bei den Lehrpersonen sowie bei den Kindern zu minimieren, betont der Fachberater. Dies kann gelingen, indem die Lehrpersonen unabhängig von der Beurteilung in längerfristigen Perspektiven denken und sich die richtigen und wichtigen Fragen stellen:
Was kann das Kind?
Wo liegen die Stärken?
Wie kann man bei den Stärken ansetzen?
Der Fokus wird auf die Stärken des Kindes gerichtet. Zudem ist es wichtig, dass in kleinen Schritten gedacht wird und auch die Prozesse und kleinen Fortschritte honoriert werden: Löse mal diese Aufgabe, dann schauen wir weiter. Wie hast du dies gemacht? Ziel ist es, mit den Kindern gemeinsam Erfolge zu feiern. Oft hilft es, wenn man an Bestehendes anknüpft, beispielsweise wenn ein Kind mit Autismus Raumfahrtexpertin oder -experte ist, dann kann es helfen, wenn es Raketen zusammenzählt, anstatt wie die anderen Kinder Äpfel. Individualisieren und Flexibilisieren sind essenziell: Die Kinder müssen nicht gleich funktionieren wie die anderen.
Vision: Eine Schule für alle
Wo sind die Grenzen der Fachberatungen? "Wenn sekundäre Belastungen wie Depressionen zu gross werden oder wenn Kinder nicht mehr in die Schule wollen", so der Bereichsleiter. Bei Unsicherheit oder konkreten heilpädagogischen Fragen, die im Kollegium nicht gelöst werden können, lohnt es sich immer, sofort das Beratungsteam der PHBern zu kontaktieren. Oft haben Lehrpersonen, die in einer schwierigen Situation stecken, keine Energie mehr, sich externe Unterstützung zu holen. Doch gerade dann sollten sie sich unbedingt melden: Denn längerfristig können dank der Fachberatungen viele Ressourcen eingespart werden, beispielsweise dank neuen Ideen, Ansätzen, Deutungen von Verhaltensweisen.
Die Vision von Eric Klibstiel ist eine Schule für alle, in der niemand leiden muss oder ausgegrenzt wird. "Wo es allen wohl ist", ergänzt er lächelnd. Wie dies gelingt? Durch gute Fachberatungen und nicht zuletzt dank Menschen wie Fabienne Sieger, die zwischen den unterschiedlichen Wahrnehmungen Brücken schlagen. Denn ein Schlüssel zur erfolgreichen Integration ist das Bewusstsein und das Verständnis für die verschiedenen Wahrnehmungen beider Seiten.
Im Schulalltag kann Integration sehr herausfordernd sein. Die PHBern bietet als Unterstützung im Kanton Bern kostenlose Beratungen an. Im Team ist Fabienne Sieger. Sie hat eine autistische Wahrnehmung und setzt sich für eine erfolgreiche Integration ein.
Der Volksschule fehlen ausgebildete Lehrpersonen. Die Lücke schliessen einerseits Studierende der PHBern: Rund 1500 Personen arbeiten bereits fix an einer Schule oder übernehmen Stellvertretungen. Andererseits unterrichten immer mehr Personen ohne Lehrdiplom. So Nadja Berther (52), gelernte Kauffrau und Kleinkindererzieherin: Seit einem Jahr ist sie im Zyklus 1 in Lauterbrunnen tätig. Oder Melissa Graber (32): Sie hat Geografie und Englisch studiert und unterrichtet seit August im Zyklus 2 in Ringgenberg. Beide wollen sich gezielt weiterbilden und haben sich auch schon mit der Frage befasst, später zu studieren.
Wieso haben Sie sich entschieden, an der Volksschule zu unterrichten?
Nadja Berther: Eine Kollegin, die auch Kleinkindererzieherin ist, unterrichtet seit Längerem an einer Schule. Sie hat mich neugierig gemacht. Also ging ich ein paar Tage schnuppern – und nun unterrichte ich selbst seit über einem Jahr.
Melissa Graber: Die Arbeit als Geografin ist spannend, aber überaus computerlastig. Ich hatte den Wunsch, vermehrt mit Menschen zu arbeiten. Hinzu kam, dass mich der Lehrberuf schon immer interessiert hat.
Mut zur Lücke
Ohne Lehrdiplom unterrichten: Das braucht Mumm. Nadja Berther bezeichnet den Einstieg als „happig“. Man müsse zu Beginn an zahlreichen Gesprächen teilnehmen und viel Neues aufnehmen. Lesen, lesen, lesen laute die Devise. Trotz intensiver Vorbereitung sei sie mit vielen Unsicherheiten gestartet. Da brauche es zuweilen den Mut zur Lücke. Nach einem Jahr habe sie jedoch an Sicherheit gewonnen – auch dank der Weiterbildungsangebote der PHBern, der Mentorin und des Kollegiums. Seit dem neuen Schuljahr wirkt Nadja Berther auch als Co-Klassenlehrperson mit.
Melissa Graber ist im August 2023 gestartet – und dies gleich als Klassenlehrperson. Auch sie hat sich intensiv vorbereitet: durch Selbststudium und mit den Weiterbildungsangeboten der PHBern. Zudem stand sie lange vor ihrem ersten Schultag in regem und wertvollem Austausch mit dem Kollegium. Die Vorbereitungszeit sei intensiv gewesen, weil sie bis Juni Vollzeit als Geografin gearbeitet habe. Melissa Graber ist froh, dass ihr zu Beginn ihrer Unterrichtstätigkeit eine Mentorin und eine Klassenhilfe zur Seite stehen.
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Nadja Berther ist seit dem neuen Schuljahr auch Co-Klassenlehrperson.
Weiterbildung motiviert
An der PHBern haben Melissa Graber und Nadja Berther den Einführungs- und den Aufbaukurs (Bausteine 1 + 2, siehe Box) für Unterrichtende ohne adäquate pädagogische Ausbildung absolviert. Ersterer führt in die Grundlagen des Unterrichtens ein, Letzterer thematisiert die Perspektive der Schülerinnen und Schüler. Beide Kurse werden in der Regel online angeboten, im Juli fanden sie im Rahmen eines Sommer Camps erstmals vor Ort statt. 36 Dozierende unterrichteten 130 Teilnehmende. Mit dabei Melissa Graber und Nadja Berther.
Wie haben Sie das Sommer Camp erlebt?
Melissa Graber: Meine Erwartungen wurden übertroffen. Die Dozierenden waren hervorragend und haben sich viel Zeit für unsere Fragen genommen. Das war sehr motivierend. Nadja Berther: Das sehe ich genauso. Die Dozierenden waren mit Leidenschaft dabei und haben uns nie den Eindruck vermittelt, wir seien bloss Lückenbüsser im System.
Sie haben Baustein 1 online absolviert, Baustein 2 im Sommer Camp. Was hat Ihnen besser gefallen?
Nadja Berther: Im Sommer Camp sass ich nach langer Zeit wieder mal auf der Schulbank. Dieser Perspektivenwechsel hat mich für die Situation der Schülerinnen und Schüler sensibilisiert und mir bewusst gemacht, wie wichtig die Rolle der Lehrperson ist.
Melissa Graber: Der Austausch unter den Teilnehmenden war intensiver als im Online-Kurs. Auch in den Pausen wurde rege diskutiert. Das Online-Angebot hatte jedoch den Vorteil, dass ich mich vorher mit meiner neuen Aufgabe befassen konnte – also nicht erst im Juli, kurz vor meinem ersten Unterrichtseinsatz.
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Am Sommer Camp nutzt Melissa Graber die Pause zum Austausch mit Andrea Meuli von der PHBern.
Bild: Gino Knöpfel
Kollegien entlasten
Andrea Meuli vom Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der PHBern ist für die Weiterbildungsangebote für Unterrichtende ohne Lehrdiplom verantwortlich. „Wir wollen sie gut auf ihre Aufgabe vorbereiten – um zu verhindern, dass sie scheitern, und weil jede besuchte Weiterbildung den Schülerinnen und Schülern zugute kommt.“ Die PHBern entlaste damit die Kollegien und Schulleitungen. „Wir vermitteln erstes Grundlagenwissen und beantworten die häufigsten Fragen.“ Meuli wünscht sich, dass alle Schulen ihre Unterrichtenden ohne Lehrdiplom mindestens zum Besuch der beiden Bausteine ermuntern. Auch die ordentlichen Weiterbildungsangebote der PHBern stehen Unterrichtenden ohne Lehrdiplom offen.
Engagement gegen Lehrpersonenmangel
Die PHBern unterstützt Unterrichtende ohne adäquate pädagogische Ausbildung, die neu oder seit einiger Zeit an einer Schule unterrichten, mit verschiedenen Weiterbildungsangeboten. Dazu gehören der Einführungs- und der Aufbaukurs (Bausteine 1 + 2). Auch für Wiedereinsteigerinnen und Unterrichtende ohne adäquate pädagogische Ausbildung (Coachings und diverse Austauschgefässe) sowie für Lehrpersonen mit ausländischem Lehrdiplom (neuer CAS-Lehrgang) bietet diePHBernzielgruppenspezifischeWeiterbildungenan.
Nadja Berther: Ich habe die „Planungs- und Orientierungswoche“ sowie die Einführung „Mathwelt 1“ besucht, die sich an Berufseinsteigende richten. Bei Angeboten, die sich auch an diplomierte Lehrpersonen richten, kann ich viel von deren Erfahrung profitieren. Allerdings habe ich vor diesen Kursen auch Respekt. Ich frage mich jeweils: Kann ich da mithalten?
Melissa Graber: Ich werde sicher noch den Kurs für die Vorbereitung des Musikunterrichts besuchen. Zudem werde ich den Jahreskurs für Unterrichtende ohne Lehrdiplom der NMS Bern absolvieren.
Für Andrea Meuli ist klar: Alle Weiterbildung ersetzt kein Studium. Die PHBern versucht daher, Unterrichtende ohne adäquate pädagogische Ausbildung für ein Studium zu gewinnen – durch Gespräche, aber auch indem sie am Institut Primarstufe einige Studienmodule für diese Zielgruppe geöffnet hat. Wer ein solches Modul abschliesst, kann es sich einem späteren Studium anrechnen lassen.
Können Sie sich vorstellen, das Lehrdiplom zu machen?
Melissa Graber: Ja. Allerdings wird das für mich nur im Teilzeitstudium möglich sein. Ich kann nicht drei Jahre ohne Einkommen leben. Vorerst will ich mich aber darauf konzentrieren, an der Schule anzukommen.
Nadja Berther: In jüngeren Jahren hätte ich wohl studiert. Heute habe ich drei Kinder im Jugendalter. Das ändert die Ausgangslage. Ich werde mich jedoch anhand der Angebote der PHBern gezielt weiterbilden.
Unterrichten ohne Lehrdiplom: Melissa Graber und Nadja Berther sind das Wagnis eingegangen. Die Weiterbildungsangebote der PHBern haben ihnen geholfen, in den Schulbetrieb einzusteigen.