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Psychisch gestärkte Kinder sind glücklicher

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Keyvisual_CAS Psychische Gesundheit

"Psychisch gesunde und gestärkte Kinder sind glücklicher und haben einen grösseren Lernerfolg", sagt Studiengangsleiterin Fabienne Amstad und ist überzeugt davon, dass es nicht nur im Schulalltag hilfreich ist, die Mechanismen zu kennen, wie die psychische Gesundheit gefördert werden kann. Denn wer weiss, wie die eigene psychische Gesundheit gestärkt werden kann, erlebt eine grössere Zufriedenheit im Beruf. Darüber hinaus ist es förderlich, Gruppendynamiken zu kennen und positiv zu nutzen, im Klassenverband genauso wie im Kollegium. 
Der neue CAS legt den Fokus darauf, die psychische Gesundheit ganzheitlich zu betrachten, denn sie ist mehr als die Abwesenheit von psychischen Krankheiten. Entsprechend umfassend ist der CAS aufgebaut. Im ersten der drei Module geht es um die Frage "Was ist psychische Gesundheit?", und die Teilnehmenden setzen sich vertieft mit der psychischen Gesundheit auf verschiedenen Ebenen des Systems Schule auseinander.
Eine viertägige Blockwoche ermöglicht zudem ein bewusstes Eintauchen in die Thematik, eine intensive Bearbeitung der Themen in der Gruppe und ein aktives Lernen, fernab von festen Unterrichtsstrukturen.

Im zweiten Modul werden die Teilnehmenden darin unterstützt, ihre Rolle als Lehrpersonen und/oder Schulleitende zu reflektieren und zu stärken. Sie denken über ihre eigene Haltung nach und setzen sich mit einem ressourcenorientierten und resilienzfördernden Menschenbild auseinander. Das abschliessende dritte Modul nimmt das Gesamtsystem Schule in den Fokus und  vertieft unter anderem Aspekte wie soziale Mechanismen, Gruppendynamiken oder den Umgang mit Krisen. Abgeschlossen wird der CAS mit einem eigenen Praxisprojekt.

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Im neuen CAS steht die Gesundheit im Fokus. Und zwar diejenige von allen an der Schule Beteiligten, denn sie beeinflusst den Lernerfolg, das (Lern-)Klima und die Gesundheit aller Mitmenschen.

Studierende erleben bewegendes Zeitzeugengespräch

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RZG-Masterseminar IS1 PHBern

Foto: Karl Johannes Rechsteiner

Die Studierenden des Instituts Sekundarstufe I erhielten im RZG-Masterseminar "Jüngste Geschichte" einen bewegenden Einblick in ein düsteres Kapitel der früheren Fürsorgepraxis: Fritz Boss (85) erzählte ihnen von seinen Erfahrungen als Verdingkind (siehe Wochen-Zeitung vom 05.01.2024.). Dozentin und Historikerin Regula Argast betont die wichtige Rolle von Lehrpersonen bei der Sensibilisierung für dieses Thema. Im Kurzinterview schlägt sie die Brücke zur Gegenwart.

Regula Argast, welchen Mehrwert bieten solche Besuche den angehenden Lehrpersonen?
Regula Argast: Im Gespräch mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wird die abstrakte Kategorie "Fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen" konkret und die kognitive Empathie gefördert. Gleichzeitig entwickeln die angehenden Lehrpersonen ein Bewusstsein dafür, dass schwächere Menschen, insbesondere schutzlose Kinder und Jugendliche, ein grosses Risiko tragen, stigmatisiert und ausgegrenzt oder sogar entrechtet zu werden.

Wie haben die Studierenden auf Fritz Boss reagiert?
Einerseits waren sie interessiert und brachten zahlreiche Fragen ein. Anderseits zeigten sie sich von den Erzählungen und dem Schicksal von Fritz Boss berührt und haben sich für sein Engagement bedankt. Einzelne Studierende waren beeindruckt davon, dass Herr Boss sich wünscht, dass sie gute Lehrpersonen werden – so wie einst sein Lehrer, der den Unterricht lebendig gestaltete, mit den Kindern in die Natur ging und eine wichtige Bezugsperson für ihn war.

Lehrpersonen spielen eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung für dieses Thema. Indem sie Einzelschicksale thematisieren und in den historischen Kontext einbetten, fördern sie auch die kollektive Erinnerung und tragen dazu bei, das Verständnis und die emotionale Verbundenheit der Schülerinnen und Schüler zu vertiefen.
Regula Argast  -  Dozentin und Historikerin

Welche Rolle spielen Lehrpersonen bei der Sensibilisierung für das Thema "Fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen"?
Lehrpersonen spielen eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung für dieses Thema. Indem sie Einzelschicksale thematisieren und in den historischen Kontext einbetten, fördern sie auch die kollektive Erinnerung und tragen dazu bei, das Verständnis und die emotionale Verbundenheit der Schülerinnen und Schüler zu vertiefen. Darüber hinaus machen sie es möglich, mit den Schülerinnen und Schülern darüber zu sprechen, wie wir mit vergangenem Unrecht umgehen sollen, in was für einer Gesellschaft sie leben möchten, was ein "menschenwürdiges Gemeinwesen" (Fritz Reheis) für sie bedeutet und wie wir uns dafür einsetzen können.

Wie fliessen die Erkenntnisse aus der Begegnung in die Lerngelegenheit ein? 
Der Besuch von Fritz Boss wurde durch die vorbereitende Grundlagenliteratur und die gemeinsame Analyse des Ideensets "Ausgegrenzt und Weggesperrt" der PHBern (Autorinnen: Nadine Ritzer und Regula Argast) vorbereitet. An der Sitzung nach dem Besuch haben wir die Eindrücke und Erfahrungen besprochen. Im Leistungsnachweis des Moduls RZG IV im Januar 2024 präsentieren zudem sechs Studierende ein Oral History-Interview mit einem ehemaligen Verdingkind oder Betroffenen weiterer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen.

Die PHBern hat in Zusammenarbeit mit der vom Bund eingesetzten unabhängigen Expertenkommission (UEK) auch ein Lehr- und Lernangebot entwickelt, um eine Auseinandersetzung mit dem Thema der administrativen Versorgungen in der Schweiz bis 1981 zu ermöglichen.

Möchten Sie das Thema "Fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierung vor 1981" mit Ihrer Klasse behandeln?

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Studium Sekundarstufe I
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Studierende der Sekundarstufe I haben sich im Masterseminar des Fachbereichs "Räume, Zeiten, Gesellschaften" (RZG) mit dem Thema fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen beschäftigt. Unter die Haut ging ihnen die Begegnung mit einem ehemaligen Verdingkind, das aus seinem Leben erzählte. Doch warum sind solche Erfahrungsberichte für angehende Lehrpersonen wichtig?

Effizient oder effektiv? Die Beurteilung mit und ohne Noten

Mit Blick auf das Ziel, dass junge Menschen in der Schule möglichst viel lernen sollen, gewinnt die kompetenzorientierte Beurteilung zunehmend an Bedeutung. Mit einer kompetenzorientierten Beurteilung machen sich Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler auf zu einem gemeinsamen Erlebnispfad. Welche Rolle Noten bei der Beurteilung von Kompetenzen spielen und warum sie manchmal einem Hochseilakt gleichen, ist im neusten Blogbeitrag von Regina Kuratle zu lesen.

 

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20240123_kompetenzorientiert-beurteilen-Blog-IWD

Bild: Sandro Fiscalini

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Im neusten Blog für Schule und Unterricht geht es um die verschiedenen Wege, eine Kompetenz zu erlangen und wie diese beurteilt wird.

IF-Tagung: Neue Autorität und weitere Ansätze

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Unterricht auf Augenhöhe

Schulen stehen vor neuen Herausforderungen: Die Einbindung von Schülerinnen und Schülern mit speziellem Bildungsbedarf und der Umgang mit schwierigem Verhalten fordern Lehrpersonen und Schulteams in der integrativen Förderung (IF) besonders. 

Im viel diskutierten Artikel im Tages-Anzeiger vom 16. Januar 2024 sagt Schulleiter Sebastian Teuscher: "Die klassische Autorität hat ausgedient." Angst machen, Drohen, Erpressen, Anschreien, Manipulieren –  sei alles vorbei. Stattdessen sollten Lehrpersonen und Eltern auf verbindliche Regeln, Respekt und Strukturen setzen. An die Stelle einer Autorität durch Macht trete nun eine neue Autorität durch Beziehungsarbeit. Ist dies wirklich die Lösung? Der lang ersehnte Weg, der Lehrpersonen und Schulleitungen "Raus aus der Ohnmacht" führt?

Neue Ansätze im Umgang mit Vielfalt und herausforderndem Verhalten im Unterricht zeigen, nebst herkömmlichen Lehr- und Lernmethoden, vielversprechende Erfolge. 

Erfahren Sie mehr am Samstag, 23. März 2024, an der IF-Tagung 2024 "Gemein­sam Freiräume nutzen – Herausforderungen stark begegnen" an der PHBern. Nebst dem Eingangsreferat von Regina Haller vertiefen Referentinnen und Referenten in elf Workshops die Thematik "herausfordernden Situationen stark begegnen". 

Für eine theatrale Begleitung und eine etwas andere Tagungszusammenfassung sorgen die "Varietäter", die das Unterhaltungsprogramm bilden. 

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Weiterbildung Schulische Heilpädagogik
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Das pädagogische Modell der Neuen Autorität erfreut sich grosser Beliebtheit. Passend dazu findet die IF-Tagung am Samstag, 23. März 2024, in Bern statt. Regina Haller, Schulleiterin und Mitautorin des Buches "Raus aus der Ohnmacht", eröffnet den Anlass mit ihrem Referat über die Neue Autorität.

Blog: Bewegung macht Schule!

Kinder und Jugendliche verbringen in der Schule pro Woche bis zu 35 Stunden sitzend. Damit sie ihre Aufmerksamkeit dauerhaft auf den Lernstoff richten und dabei motiviert arbeiten, hilft es, sich im Fachunterricht regelmässig und bewusst zu bewegen.

Wie Bewegung das Lernen unterstützen kann und welche Möglichkeiten es gibt, dies im Unterricht gezielt zu fördern, erklärt Regula Nyffeler, Dozentin am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der PHBern in ihrem Blogbeitrag. 

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Blog_Bewegung macht Schule
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Weiterbildung
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Wahrnehmen, bewegen, lernen – Fachunterricht rhythmisieren

Kinder für Kunst begeistern

"Während die jüngeren Schülerinnen und Schüler jeweils mit Freude Künstler kennen lernen und bekannte Kunstwerke betrachten, kann ich die Schülerinnen und Schüler der 5./6. Klasse nicht dafür begeistern. Vor allem für abstrakte Kunst zeigen sie kein Verständnis, da sie sich in der Phase befinden, in der das "möglichst reale" oder auch Comic Zeichnen beliebter ist. 
Wer kennt Videos, Sachbücher oder Lehrmittel, die den Zugang auf dieser Stufe erleichtern oder veranschaulichen könnten?"

 

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Dienstleistungen
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"Ich unterrichte BG an einer Primarschule und würde gerne wissen, wie ich die Kinder der 5./6. Klasse für die abstrakte Kunst begeistern kann – hat jemand Tipps dafür?" Mit dieser Frage richtet sich eine Lehrperson an die Expertinnen, Experten und an die Community des Forums für Lehrpersonen.

Keine Qualifikation? Weiterbildungen Schulische Heilpädagogik

Personen, die ohne Qualifikation im Bereich der Schulischen Heilpädagogik (SHP) arbeiten, leisten einen wichtigen Beitrag für die Schule. 

Zugleich ist ihre Tätigkeit aufgrund der fehlenden Ausbildung und Praxis höchst anspruchsvoll und herausfordernd.

Die PHBern bietet mit verschiedenen Weiterbildungsformaten Unterstützung.

Diese Angebote ersetzen nicht die erforderliche Qualifikation als Schulische Heilpädagogin oder Schulischer Heilpädagoge. Sie stärken Personen, die ohne Qualifikation im Bereich SHP arbeiten, in der täglichen Arbeit mit Schülerinnen und Schülern und vermitteln ihnen durch Einblicke in relevante Aspekte der Schulischen Heilpädagogik die notwendige Orientierung in diesem vielschichtigen Arbeitsfeld.

Die Weiterbildungsformate ersetzen nicht die erforderliche Qualifikation als Schulische Heilpädagogin oder Schulischer Heilpädagoge. Sie vermitteln lediglich die notwendige Orientierung in diesem vielschichtigen Arbeitsfeld.
Prof. Dr. Michael Eckhart  -  Leiter Institut für Heilpädagogik
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Weiterbildung Schulische Heilpädagogik
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Zurzeit mangelt es nicht nur an qualifizierten Lehrpersonen, sondern auch an Fachkräften in der Schulischen Heilpädagogik. Die PHBern hilft mit massgeschneiderten Weiterbildungen, die Zeit bis zum Masterstudiengang professionell zu überbrücken.

Kreide und KI im Klassenzimmer

Schülerinnen und Schüler auf eine Welt vorzubereiten, die von digitaler Technik durchdrungen ist – das ist ein Auftrag der Volksschule. Dafür brauchen Lehrpersonen spezifische Kompetenzen wie Medienprojekte umsetzen oder Zusammenhänge von Datenstrukturen verstehen. Franziska Siegrist arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Lehrerin – seit über neun Jahren an einer Mittelstufe in der Berner Länggasse.

Was begeistert Sie am Thema Digitale Medien?
Franziska Siegrist: Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sich konkret damit zu befassen, eigene und gesellschaftliche Haltungen zu reflektieren: Das ist mir wichtig. Das beinhaltet, die Vorteile von Apps und Hardware im Unterricht zu kennen. Ebenso zentral ist es zu wissen, wann ich bewusst darauf verzichte und auf Stift und Papier setze. Voraussetzung ist, dass ich zwar sicher im Umgang mit den verschiedenen Tools bin, aber kein IT-Profi zu sein brauche – nur so kann ich die Begeisterung bei Schülerinnen und Schülern wecken!

Weshalb haben Sie sich für den Lehrgang angemeldet?
Franziska Siegrist: Eigentlich wollte ich mich nur für ein Modul anmelden, um up to date zu bleiben: Digitale Medien kreativ nutzen und Medienprodukte gestalten. Im Gespräch mit dem Studienleiter zeigte sich, dass der ganze Lehrgang relevant ist für mich. Ich habe es bis jetzt nicht bereut: Der Austausch mit unserer tollen Gruppe und die Vielfalt der Themen im CAS sind Highlights! Wir erhalten von ganz unterschiedlichen Fachpersonen Einblicke in aktuelle Themen: 3-D-Druck, Künstliche Intelligenz oder neue Tools. Die Einheiten sind praxisorientiert und kurzweilig. Und sie können direkt in den eigenen Unterricht übersetzt werden. 

Was haben Sie bereits in die eigene Praxis umgesetzt?
Franziska Siegrist: Die erhaltenen Tipps habe ich gleich auf Lerntools und Apps angewendet, die ich heute bereits nutze. Ausserdem habe ich für unsere Schule ein neues Konzept für den "Schüler:innenrat" entwickelt. Dazu habe ich als Leistungsnachweis ein Video gedreht, geschnitten und vertont. Das nutzen wir nun an der Schule, um die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen niederschwellig zu informieren. 

Wem würden Sie den Lehrgang empfehlen?
Franziska Siegrist: Unsere Gruppe ist sehr heterogen: Es hat Leute aus allen Zyklen und mit unterschiedlichem Vorwissen, das empfinde ich als grosse Bereicherung. So gesehen ist der CAS-Lehrgang für alle Lehrpersonen geeignet, die sich bezüglich digitaler Medien auf den neuesten Stand bringen möchten oder einfach Sicherheit im Umgang damit suchen.

 

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Animiertes Erklärvideo, interaktives Quiz oder Virtual-Reality-Umgebung? Digitale Medien im Unterricht effektiv einzusetzen, will gelernt sein! Teilnehmerin Franziska Siegrist erzählt, warum sie sich für den CAS-Lehrgang entschieden hat, und was sie bereits gelernt hat. Ein Video zu produzieren, zum Beispiel.

PISA 2022: Lesen und Wortschatz gehen Hand in Hand – ab Schulbeginn

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20240202 online News PISA-Ergebnisse

Im Dezember 2023 präsentierte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Ergebnisse der PISA-Erhebung 2022. Auch die Schweizer Medien berichteten ausführlich darüber. (siehe Bund-Artikel vom 16.01.2024)

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Lesekompetenzen der Schweizer Jugendlichen im Vergleich zu 2018 leicht rückläufig sind (PISA 2022: Die Schweiz im Fokus). Besonders auffällig ist, dass die Leseleistung von Jugendlichen mit einer anderen Erstsprache signifikant schlechter ist als jene der Gleichaltrigen mit Deutsch als Erstsprache. Was bedeutet es, wenn Schweizer Jugendliche "schlecht lesen"? Und warum ist es essenziell, das Wissen über den Leseerwerb von Schülerinnen und Schülern in der Primarstufe zu verbessern?

Um die Hintergründe dieser Entwicklung zu beleuchten, hat Britta Juska-Bacher, Forscherin und Dozentin am Institut Primarstufe der PHBern, die PISA-Ergebnisse genauer angeschaut. Zu ihren Fachinteressen gehören die Wortschatzentwicklung und -förderungLeseforschung und Schriftsprachvermittlung. Aus dem SNF-Projekt: Die Entwicklung von Wortschatz und Lesen. Eine Untersuchung auf der Unterstufe. ist das kürzlich erschienene E-Book Wie Drittklässler:innen beim Lesen unbekannte Wörter entschlüsseln oder 'einfach schnell geraten'? entstanden.

Britta Juska-Bacher, wie beurteilen Sie die aktuellen PISA-Ergebnisse der Schweizer Jugendlichen?
Britta Juska-Bacher: Die Lesekompetenz in der Schweiz liegt etwas über dem OECD-Durchschnitt und auf dem Niveau anderer deutschsprachiger Länder. Global gesehen ist das positiv. Weniger positiv ist die Langzeitentwicklung: Seit 2015 nimmt die Lesekompetenz bei Schweizer Jugendlichen langsam ab. Dieser Trend wird auch 2022 fortgesetzt. Besonders alarmierend ist, dass ein Viertel der 15-Jährigen über unzureichende Lesekompetenzen verfügt. Dabei gibt es einen auffälligen Zusammenhang zwischen der Leseleistung, dem sozioökonomischen Hintergrund und dem Migrationsstatus. Obwohl die Schweiz nicht an grossen internationalen Schulleistungsstudien auf der Primarstufe teilnimmt, ist anzunehmen, dass die Unterschiede bereits auf diesem Niveau existieren. Daher ist es entscheidend, frühzeitig wirksame Fördermassnahmen zu ergreifen.

Wir haben festgestellt, dass ein umfangreicher Wortschatz bereits im ersten Schuljahr eine wichtige Rolle beim Lesenlernen spielt. Je mehr Wörter Kinder kennen, desto besser können sie lesen.
Britta Juska-Bacher  -  Forscherin und Dozentin

Welche Schlüsselerkenntnisse haben Sie aus Ihren Forschungsprojekten zur Wortschatzentwicklung und Lesefähigkeit auf der Unter- und Mittelstufe gewonnen?
Wir erforschen die Verbindung zwischen Wortschatz und Lesekompetenz im 1. und 2. Zyklus und haben festgestellt, dass ein umfangreicher Wortschatz bereits im ersten Schuljahr eine wichtige Rolle beim Lesenlernen spielt. Je mehr Wörter Kinder kennen, desto besser können sie lesen.

Interessanterweise schneiden Kinder mit einer anderen Erstsprache bei Vorläuferkompetenzen wie zum Beispiel der phonologischen Bewusstheit (z.B. Wörter in einzelne Laute zerlegen zu können) ähnlich gut ab wie Kinder mit der Erstsprache Deutsch. Die grossen Unterschiede im Lesen lassen sich hingegen eindeutig durch unterschiedliche Wortschatzkompetenzen im Deutschen erklären. Dabei geht es nicht nur um die Anzahl der bekannten Wörter, sondern noch mehr darum, wie gut Wörter in ihrem "mentalen Lexikon" miteinander verknüpft sind. Also, ob Kinder wissen, welche Wörter ähnlich sind oder welche Wörter das Gegenteil bedeuten. 

In einem laufenden Projekt vergleichen wir Kinder mit der Erstsprache Deutsch mit Gleichaltrigen mit der Zweitsprache Deutsch. Wir möchten noch genauer herausfinden, wo die Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen liegen. Ausserdem interessiert uns, warum einige Kinder trotz gewisser Risikofaktoren (z.B. geringer sozioökonomischer Status der Eltern und Migrationsstatus) sehr gut lesen. Wir hoffen, aus den Erkenntnissen Empfehlungen ableiten zu können, um Kindern zu helfen, die diese besondere Fähigkeit nicht haben.

Welche Massnahmen empfehlen Sie Lehrpersonen, um die Leseleistung von Schülerinnen und Schüler mit einer anderen Erstsprache zu verbessern und ihre Entwicklung zu fördern?
Es ist davon auszugehen, dass der Grund der unzureichenden Lesekompetenzen von Jugendlichen bereits auf der Primarstufe zu suchen ist. Der Wortschatz spielt mit zunehmendem Alter des Kindes eine immer wichtigere Rolle. Ein Text wird schwer verständlich, wenn er viele unbekannte Wörter enthält. Daher ist es wichtig, den Anteil unbekannter Wörter zu reduzieren. 

Das gelingt, wenn in der Schule von Anfang an angemessenes Gewicht auf Wortschatzförderung gelegt wird, wie dies in aktuellen Lehrmitteln auch verstärkt angeregt wird. Sobald Kinder flüssig lesen, lernen sie viele neue Wörter und der Effekt ist wechselseitig. Unbekannte Wörter können auch reduziert werden, indem Schülerinnen und Schüler beim Lesen unterstützt werden, diese zu entschlüsseln. Um einen Einblick zu erhalten, wie Kinder beim Entschlüsseln vorgehen, haben wir Drittklässlerinnen und -klässlern beim Lesen beobachtet. Daraus haben wir einige Tipps für Lehrpersonen abgeleitet, die auch für höhere Klassenstufen Relevanz haben (Link s.u.). Dazu gehört auch, dass Lehrpersonen die Schülerinnen und Schüler für unbekannte Wörter sensibilisieren, das Entschlüsseln demonstrieren und im Unterricht besprechen.

Als Dozentin der PHBern arbeiten Sie in der Lehrpersonenausbildung. Wie fliessen die Erkenntnisse aus Ihrer Forschung ein, um die Vermittlung von Lesekompetenzen zu stärken?
Das Schöne an meiner Anstellung ist, dass ich Lehre, Entwicklung und Forschung kombinieren kann. Von daher fliessen die Erkenntnisse aus der Forschung mit den vielen Beispielen von Schülerinnen und Schülern direkt in die Lehre und auch in die Entwicklung von Lehrmitteln ein.

Das E-Book "Wie Drittklässler:innen beim Lesen unbekannte Wörter entschlüsseln oder 'einfach schnell geraten'?" ist eine Open-Access-Publikation und frei zugänglich über das Repositorium der PHBern (REPO PHBern).

Bildung schafft Chancen – dafür setzen sich die Forschenden der PHBern ein.

Das Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation der PHBern versteht hochwertige Bildung als wichtigste individuelle und gesellschaftliche Ressource. Mit exzellenter Forschung, gezielter Nachwuchsförderung und einem offenen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen leisten die Forschenden der PHBern einen entscheidenden Beitrag für eine chancengerechte und inklusive Bildung.

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PISA 2022 zeigt einen leichten Rückgang der Lesekompetenz bei Schweizer Jugendlichen. PHBern-Forscherin Britta Juska-Bacher betont die Notwendigkeit früher Förderung und sieht einen wichtigen Ansatzpunkt in einer gezielten Wortschatzförderung. In der kürzlich erschienenen Open-Access-Publikation geben sie und ihre Co-Autorinnen auch konkrete Tipps für Lehrpersonen.

Einsatz des Rollers

"Ich bin mir unsicher, ob ich in den Schreib-Lernheften (Basilo) mit dem Roller schreiben lassen soll oder ob Bleistift besser geeignet wäre. 
Was ist grundsätzlich besser für das Erlernen der Schrift?"

 

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"Wie und wie oft setzt ihr den Roller ein?" Mit dieser Frage richtet sich eine Lehrperson an die Expertinnen, Experten und an die Community des Forums für Lehrpersonen.