Die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden sind wesentliche Voraussetzungen für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern. Aber auch das Stärken der eigenen psychischen Gesundheit als Lehrperson ist von grosser Bedeutung und führt zu grösserer Zufriedenheit im Beruf. Es geht also darum, die Gesundheit von Lehrpersonen UND Schülerinnen und Schülern zu fördern.
Der CAS Psychische Gesundheit an der Schule hat deshalb zum Ziel, eine Brücke zu bauen zwischen der Stärkung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, dem Gestalten eines gesundheitsförderlichen Systems und der Unterstützung der psychischen Gesundheit von Lehrpersonen. Erkennen, Befähigen und Handeln bilden die wichtigen Brückenpfeiler dieser Weiterbildung.
5 gute Gründe für den CAS Psychische Gesundheit an der Schule
Psychisch gesunde und gestärkte Kinder haben einen grösseren Lernerfolg und sind glücklicher.
Die Mechanismen zu kennen, wie die psychische Gesundheit gefördert werden kann, hilft nicht nur im Schulalltag.
Gruppendynamiken zu kennen und positiv zu nutzen, hilft im Klassenverband genauso wie im Lehrpersonenkollegium.
Als Gesundheitsbeauftragte/r meiner Schule kann ich viel bewirken.
Zu wissen, wie die eigene psychische Gesundheit gestärkt werden kann, führt zu grösserer Zufriedenheit im eigenen Beruf.
Start im August 2024
Der CAS richtet sich an Lehrpersonen und Schulleitungen, die sich im Spannungsfeld zwischen der individuellen Begleitung einzelner Schülerinnen und Schüler, den Rahmenbedingungen des Schul- und Bildungssystems sowie der Herausforderung, die eigene Gesundheit nicht aus den Augen zu verlieren, bewegen.
Der Lehrgang startet am 30. August 2024 und findet jeweils freitags statt. Im Frühling findet zudem eine Blockwoche statt, in der die relevanten Themen vertieft und diskutiert werden können.
Sie möchten eine Brücke bauen zwischen der Stärkung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, dem Gestalten eines gesundheitsförderlichen Systems und der Unterstützung der psychischen Gesundheit von Lehrpersonen? Dann ist dieser Lehrgang genau der richtige für Sie.
Die zehnte Folge des Studi-Podcasts der PHBern handelt vom Profilierungsangebot Primarstufe+, welches eine Vertiefung in Schulischer Heilpädagogik bietet. Ariel Schranz erzählt, warum er seine Kenntnisse rund um die Integration vertiefen will. Michelle Zahnd, Lehrerin und Gast in dieser Episode, hat die Vertiefung Primarstufe+ mit der ersten Gruppe im Januar 2021 abgeschlossen und kann täglich von den erworbenen Kenntnissen profitieren. Dafür ist sie sehr dankbar. Alina La Brocca hingegen liebäugelt bereits mit einer Weiterbildung im Bereich Fachdidaktik Mathematik.
Sowohl Alina als auch Ariel werden im Sommer 2024 ihr Studium abschliessen, wobei Ariel dann noch ein halbes Jahr lang weiter Veranstaltungen am Institut für Heilpädagogik der PHBern besuchen wird, um die Zusatzqualifikation Primarstufe+ zu erhalten.
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Alina La Brocca, Ariel Schranz und Michelle Zahnd (v.l.n.r.)
Der Studi-Podcast ist für alle, die mehr über das Studium an der PHBern wissen wollen – vom Start bis zum Berufseinstieg. Über ihre Fortschritte und Erlebnisse im Studium sprechen Alina La Brocca und Ariel Schranz. Beide Studierende haben im Herbst 2021 mit ihrem Studium am Institut Primarstufe begonnen. Alle zwei Monate erscheint eine neue Folge.
Vertiefung in Schulischer Heilpädagogik: In der neusten Folge des Studi-Podcasts erzählt der Student Ariel, weshalb er sich für den Studiengang Primarstufe+ entschied und die Lehrerin Michelle erzählt, wie sie nach dem Primarstufe+ im Berufsalltag von den Vertiefungsinhalten profitiert.
Patrick Figlioli, Leiter Zentrum für Beratung und Dienstleistungen der PHBern
Den Schülerinnen und Schülern und den Lehrpersonen soll es gut gehen. Das ist wichtig, um miteinander unterwegs zu sein und hilft, Herausforderungen zu meistern.
Gemäss Lehrplan 21 gilt die Förderung der psychischen Gesundheit gleichermassen für die Schülerinnen und Schüler wie auch für die Lehrpersonen. Die damit verbundene Frage, wie sich diese in den Schulalltag integrieren lässt, stand im Zentrum der Tagung "Psychische Gesundheit an Schulen: von- und miteinander lernen", welche am 16. März 2024 an der PHBern stattfand. Über 100 Lehrpersonen und weitere Interessierte trafen sich am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen und tauschten sich zu dieser Frage aus. Tagungsmoderator Patrick Figlioli erklärte, das Ziel der Tagung bestehe darin, Brücken zu bauen. Einerseits zwischen verschiedenen Institutionen. Andererseits aber auch zwischen dem Stärken der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, der Lehrperson und einem gesundheitsfördernden System.
Audio Reportage
Von jungen Menschen lernen
Im Podiumsgespräch mit Autor*in und Kolumnist*in Ronja Fankhauser stand unter anderem der Übergang vom Kind zum Jugendlichen, also das Erwachsenwerden im Zentrum. Ronja erzählte ehrlich und direkt von der eigenen Schulzeit. Beispielsweise davon, wie schwierig es teilweise war, sich zwischen dem Bedürfnis, dazugehören zu wollen und gleichzeitig auf der Suche nach sich selbst zu sein zurechtzufinden.
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Ronja Fankhauser, Student*in, Bestseller Autor*in und Kolumnist*in für «Das Magazin»
"Hilfreich in dieser herausfordernden Zeit sind Bezugspersonen, die den Umgang mit Emotionen vorleben und unterstützend begleiten", so Ronja. Die Schule sei für Kinder zwischen sechs und sechzehn Jahren das Zentrum in ihrem Leben, in dem sich fast alles abspiele – diese Tatsache unterstreiche die Bedeutung einer funktionierenden Beziehung und Unterstützung durch die Bezugspersonen. Was können umgekehrt die Erwachsenen von jungen Menschen lernen? "Menschen in ihren Sorgen ernst nehmen und ihnen Freiraum geben, den eigenen Interessen unabhängig vom Stundenplan nachzugehen."
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Prof. Dr. med. Michael Kaess, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie UPD Bern
Dem Suizid geht fast immer der soziale Tod voraus
Auch Michael Kaess, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie UPD in Bern, nannte den Umgang mit Krisen als zentralen Faktor, der zu Suizidgedanken bei Kindern und Jugendlichen führen könne. Junge Menschen wissen ja noch nicht aus eigener Erfahrung, dass Krisen auch wieder vorbeigehen. Suizid sei in der Schweiz denn auch die häufigste Todesursache bei Jugendlichen, so Kaess. "Dem Suizid geht fast immer der soziale Tod voraus", führte er weiter aus. Und meinte damit die soziale Integration, das Dazugehören. Dieses sei zentral und gleichzeitig die beste Prävention. Denn: Bereits genaues Hinschauen könne Suizidprävention sein. Beispielsweise indem sich die Lehrperson fragt, welche Schülerin, welcher Schüler sozial gar nicht oder wenig integriert sei und in der Pause immer allein rumstehe. Spricht die Lehrperson solche Situationen an, hat sie laut Kaess schon vieles richtig gemacht. Denn er ist überzeugt: "Das Ansprechen von Suizidalität ist NICHT schädlich, sondern hilfreich!"
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Karma Lobsang, Dozentin und Beraterin PHBern
Besinnung auf den gegenwärtigen Augenblick
"Achtsamkeit ist Ankommen im Hier und Jetzt – nicht nur physisch, sondern auch gedanklich." Um die Besinnung auf den gegenwärtigen Augenblick zu veranschaulichen, lud Karma Lobsang, Dozentin an der PHBern, zu Beginn ihres Referats die Anwesenden zu einer kurzen Achtsamkeitsübung ein. Diese Form der Achtsamkeit könne auch im Alltag jederzeit und überall geübt und umgesetzt werden, so Lobsang: beim Essen, Trinken, Duschen, Abwaschen, Sitzen … Und: "Sie müssen die Übungen nicht gerne machen – Sie müssen sie einfach machen", sagte sie. Achtsamkeit unterstützt aber auch die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern: So haben Studien aufgezeigt, dass trainierte Achtsamkeit bei Kindern und Jugendlichen zu einer Verbesserung der Aufmerksamkeit, des Arbeitsgedächtnisses und der Sozialkompetenzen führe. Laut eigenen Angaben der Schülerinnen und Schüler verbesserte sich auch ihr Gemütszustand, gleichzeitig verringerten sich Angstzustände, Stress und Ermüdungserscheinungen. Schliesslich ist Karma Lobsang überzeugt, dass Achtsamkeit nebst dem sozialen und emotionalen Lernen und dem Systemdenken eine Lebenskompetenz der Zukunft ist.
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Ausblick
"Miteinander lernen erhöht das Zugehörigkeitsgefühl, stärkt die Inklusion und trägt zur Suizidprävention bei." Mit diesen Worten fasste Patrick Figlioli am Ende des Vormittags das Gehörte zusammen. Für die Zukunft wünsche er sich und der Schule, "dass es gelingt, Achtsamkeit in den Schulalltag zu integrieren, so dass diese genauso selbstverständlich geübt und gelebt wird wie die Lehrplanfächer."
Die nächste Tagung "Psychische Gesundheit an Schulen – Beziehungen gestalten" findet am Samstag, 15. März 2025 statt.
Am Samstag, 16. März 2024, fand in Bern die Tagung "Psychische Gesundheit an Schulen: von- und miteinander lernen" statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit Berner Gesundheit und Bildung Bern im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Schule braucht Persönlichkeit" durchgeführt.
Alina La Brocca freut sich auf den Start mit ihrer ersten eigenen Klasse im Seeländer Dorf Studen. Hinter ihr liegt eine strenge Zeit: Im Juni hatte sie zusammen mit einer Kollegin ihre Bachelorarbeit abgeschlossen und kam dabei an die Grenze ihrer Kräfte. Ariel Schranz hat seinen Abschluss um ein halbes Jahr verschoben, auch weil er sich für die heilpädagogische Vertiefung Primarstufe+ entschieden hat. Zeitgleich beginnt auch für ihn eine neue Erfahrung, da er seine erste Stelle als Teilpensenlehrer antritt.
Tipps für den Berufseinstieg
"Es überrascht mich nicht, dass Alina am Schluss ihres Studiums Stress hatte", sagt Alexandra Tanner, Dozentin an der PHBern. Sie ist Fachfrau für den Berufseinstieg und Gast in der 13. Episode des Studi-Podcasts. Als Lehrperson zu arbeiten, die Abschlussarbeit zu schreiben und sich auf die Aufgabe als Klassenlehrperson vorzubereiten, sei eine Dreifachbelastung, die nicht unterschätzt werden dürfe. Berufseinsteigende können sich aber an der PHBern Unterstützung holen: mit anderen das neue Schuljahr planen oder Themen wie Klassenmanagement oder Elternzusammenarbeit vertiefen. In letzterem will Alina La Brocca sich nun weiterbilden, um noch besser auf die Aufgaben als Klassenlehrperson vorbereitet zu sein. Alexandra Tanner erläutert zudem den Nutzen einer Praxisbegleitgruppe, in der frisch gebackene Lehrpersonen innerhalb eines Kollegiums gemeinsam Fragen klären, Lösungen finden und Ideen entwickeln.
Wie lässt sich der Berufseinstieg als Lehrperson meistern und welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es? Diese Fragen werden in der Episode 13 des Studi-Podcasts von der PHBern-Dozentin Alexandra Tanner beantwortet. Alina La Brocca und Ariel Schranz erzählen von ihren Gedanken zum bevorstehenden Start als Klassenlehrperson beziehungsweise als Teilpensenlehrer.
Alina La Brocca, Ariel Schranz und Daniel Gebauer (v.l.n.r.)
Voll ausgelastet
Alina hat das Studium im Sommer 2024 abgeschlossen und unterrichtet seither als Klassenlehrerin in der Seeländer Gemeinde Studen. Ariel schreibt zurzeit seine Bachelorarbeit, beschäftigt sich an der PHBern innerhalb der Primarstufe+-Vertiefung mit heilpädagogischen Fragen und unterrichtet in Spiez. Im Ausblick findet Ariel, dass "gerade etwas viel läuft". Das macht ihn aber nicht nervös. Alina hat dazu eher Grund: Sie wird an ihrer Diplomfeier am 15. November 2024 eine kurze Rede halten und gibt dieser zurzeit den letzten Schliff.
Daniel Gebauer schaut nach vorne
Im August 2025 wird in Zollbrück das neu erbaute Oberstufenzentrum in Betrieb genommen. "Der Unterricht wird stark auf das selbstorganisierte Lernen ausgerichtet sein", erklärt Daniel Gebauer im Studi-Podcast den nächsten grossen Meilenstein und ergänzt: "Bis wir starten können, gibt es noch viel zu tun!"
Ohne Lehrpersonen funktioniert keine Schule, das ist klar. Wozu aber sind die Schulleitungen da? Diese Frage wird in der neusten Episode des Studi-Podcasts beantwortet. Gast ist der Zollbrücker Schulleiter Daniel Gebauer, der auch in den Geschäftsleitungen von Bildung Bern und des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH tätig ist. Er diskutiert mit Alina La Brocca und Ariel Schranz, die ihr Studium an der PHBern 2021 begonnen haben.
v.l.n.r.: Jane Achtman, Livia Sprecher und Tanja Taminé
Jedes Jahr entstehen an der PHBern Arbeiten, die wissenschaftlich fundiert und praxisnah die Bildungslandschaft bereichern. Im Herbstsemester 2024 wurden drei herausragende Bachelorarbeiten prämiert, die Fragestellungen in den Bereichen Mathematik, Rechtschreibung und Partizipation nachgehen. Die prämierten Arbeiten wurden von einer fachübergreifenden Jury aus Dozierenden verschiedener Disziplinen des Instituts Primarstufe ausgezeichnet. Kriterien für die Auswahl waren neben einer hervorragenden Note insbesondere die Innovationskraft der Arbeiten, ihre Relevanz und Anwendbarkeit für das Schulfeld sowie eine überzeugende Methodik. Darüber hinaus überzeugten die Arbeiten durch inhaltlich und formal sehr hohe Qualität und eine präzise wissenschaftliche Ausarbeitung.
Opening a Can of Worms – Wie geht Mathematik lernen in den Köpfen der Kinder? Ein Bewertungsinstrument.
Die Redewendung „opening a can of worms“ veranschaulicht die Schwierigkeiten der Lernprozessbewertung. Was eine einfache Aufgabe zu sein scheint, ist eigentlich ein hochkomplexes Problem. Anhand dieser Analogie analysiert Jane Achtman in ihrer Bachelorarbeit „die Wurmarten in der Konservendose“. Dabei hat sie das Ziel, eine praktikable Lösung für die Lernprozessbewertung im schulischen Alltag zu entwickeln, sprich „ein Wurmmittel“ zu finden. Obwohl schweizweit Einigkeit herrscht, dass gelungene Lernprozesse für eine erfolgreiche schulische Laufbahn essenziell sind, hat bis heute nur der Kanton Bern Lernprozesse als Beurteilungsgegenstand im Lehrplan 21 verankert. Trotz dieser gesetzlichen Pflicht werden auch in Bern Lernprozesse im schulischen Alltag noch kaum bewertet. Der Schwerpunkt liegt oft noch auf fachlichen Inhalten, während individuell angepasste Lernstrategien und deren Entwicklung kaum Beachtung finden. So entwickelte Jane Achtman ein praxisnahes Instrument, das hilft, Lernprozesse zu beurteilen. "Meiner Meinung nach sollte in der Schule das "Lernen lernen" vermittelt werden", erläutert Jane Achtman die Motivation für ihre Arbeit. "Um diese Fähigkeit zu fördern, braucht es eine enge und regelmässige Begleitung von Lernprozessen." Entstanden ist ein Beurteilungsraster, das eine einfache und klare Bewertungsmethode mit überfachlichen Handlungsaspekten kombiniert, um die Leistungen der Schülerinnen und Schüler ganzheitlich zu beurteilen. Dieses Raster erlaubt gezielte und individuelle Rückmeldungen und ist ein formatives Bewertungsinstrument. "Das Beurteilungsraster hilft Lehrpersonen, Lernprozesse greifbarer zu machen und gezielt zu fördern", erklärt die Achtman. Der Weg zum Endprodukt war aber nicht hürdenlos: "Lernprozesse finden unsichtbar im Kopf der Schülerinnen und Schüler statt und sind somit also nicht beobachtbar. Daher war die grösste Herausforderung, einen Weg zu finden, diese Lernprozesse sicht- und damit beurteilbar zu machen."
Weitere Informationen und Details zum entwickelten Bewertungsinstrument finden Sie in der vollständigen Bachelorarbeit "Opening a Can of Worms".
Satzinterne Grossschreibung – ein syntaxbasierter Unterrichtsansatz
Wie vermittelt man die satzinterne Grossschreibung im Deutschunterricht der Primarstufe so, dass Schülerinnen und Schüler nachhaltig davon profitieren? Dieser Frage widmet sich die zweite prämierte Bachelorarbeit und untersucht dabei die Vorteile eines syntaxbasierten, auf die Satzstruktur bezogenen Ansatzes gegenüber der herkömmlichen wortartbezogenen Methode. "Schülerinnen und Schüler schreiben Nominalisierungen und abstrakte Nomen eher gross, wenn sie nach dem syntaxbasierten Ansatz unterrichtet werden", erläutert Livia Sprecher, die Autorin dieser Bachelorarbeit, die Erkenntnisse dieser Arbeit. Sie zeigt, dass das Verständnis der Satzstruktur einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Rechtschreibung leisten kann. Ziel sei es, dass Schülerinnen und Schüler die Zusammenhänge zwischen Wörtern im Satz erkennen, anstatt isolierte Regeln zu erlernen. Inspiration für die Arbeit fand Livia Sprecher in der Auseinandersetzung mit der Rolle des Grammatik- und Rechtschreibunterrichts im heutigen Schulalltag. "Nach wie vor ist der wortartbezogene Ansatz zur Vermittlung der satzinternen Grossschreibung ("Nomen schreibt man gross") weit verbreitet – im Lehrplan, in den Lehrmitteln, sowie im Unterricht." Livia Sprecher erklärt, dass diese Aussage zwar nicht falsch, es aber entscheidend sei, wie ein Nomen erklärt wird. "Ich denke, wir Lehrpersonen können viele Fehler und Fehlkonzepte bei unseren Schülerinnen und Schülern vermeiden, indem wir aufhören Nomen als "Dinge, die man sehen", oder noch schlimmer "Dinge, die man anfassen kann" zu bezeichnen." Und sie liefert auch gleich die Alternative: "Sinnvoller finde ich die Artikelprobe: Vor jedes Nomen kann ich einen Begleiter (der, die oder das) setzen."
Die Bachelorarbeit "Satzinterne Grossschreibung" liefert weitere wertvolle Anregungen für den Deutschunterricht und gibt einen tieferen Einblick in die Vorgehensweise und die gewonnen Erkenntnisse.
Die Stimme der Berner Schüler*innen – eine Analyse des Mitspracherechts
Wie gut ist das Recht auf Mitsprache von Schülerinnen und Schülern im Kanton Bern gesetzlich verankert? Diese Frage untersucht Tanja Taminé und liefert eine kritische Analyse der Gesetzeslage auf Ebene Bund, Kantone und Berner Gemeinden mit abschliessenden Handlungsempfehlungen an die drei Akteure. Dabei zeigt die Autorin deutlich: Im deutschsprachigen kantonalen Vergleich bleibt der Kanton Bern hinter den Anforderungen zurück, die die Kinderrechtskonvention (KRK) bei der Umsetzung an die Vertragsstaaten stellt. Im Fokus der Arbeit steht Artikel 12 Absatz 1 der KRK, der Kindern das Recht zuspricht, in allen sie betreffenden Angelegenheiten gehört zu werden und ihre Meinung darin berücksichtigt zu wissen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen ein gemischtes Bild: Während es in Kantonen wie Basel-Stadt fortschrittliche Ansätze gibt, bleibt die Mitsprache in vielen Kantonen entweder gänzlich unberücksichtigt oder vage formuliert. Wo Regelungen zur Mitsprache bestehen, beschränken sich diese allerdings auf ein institutionelles Mitspracherecht wie in Form von Klassen- oder Schülerräten und schaffen in erster Linie Mitspracheräume, in denen die Lernenden selbst aktiv werden müssen, um ihre Meinung einbringen zu können. Der Kanton Bern zeigt sich hierbei als Nachzügler: "Die kantonale Schulgesetzgebung kennt bislang keine Regelungen zum Mitspracherecht von Lernenden im Schulkontext und auch aus den Bestimmungen des aktuellen Lehrplans ergibt sich kein unmittelbarer Rechtsanspruch auf Mitsprache im Sinne von Artikel 12 Absatz 1 KRK», so Tanja Taminé. Inspiriert zu ihrer Arbeit hat die Autorin die unterschiedliche Handhabung von Mitsprachemöglichkeiten in Schulen. Daraus ergab sich für sie die Frage, ob Lernende trotz ratifizierter KRK von der Willkür schulischer Entscheidungsträger abhängig sind, um ihr Recht auf Mitsprache wahrnehmen zu können. Lehrpersonen, so die Autorin, spielen dabei in doppelter Hinsicht eine Schlüsselrolle: "Sie tragen die Verantwortung, die Kinder zum einen über ihre Rechte aufzuklären und ihnen zum anderen echte Mitsprachemöglichkeiten zu bieten."
Einen umfassenden Überblick über die rechtliche Analyse und die Handlungsempfehlungen zur Stärkung des Mitspracherechts von Schülerinnen und Schülern finden Sie in der Bachelorarbeit "Die Stimme der Berner Schüler*innen".
Diese drei prämierten Bachelorarbeiten zeigen eindrücklich, wie wissenschaftliche Forschung konkret in die Schulpraxis übertragen werden kann und wie eng das Studium Primarstufe mit der Praxis verknüpft ist.
Von der Bewertung mathematischer Lernprozesse über neue Ansätze im Rechtschreibunterricht bis hin zur Partizipation von Schülerinnen und Schülern: Die drei prämierten Bachelorarbeiten des Herbstsemesters 2024 zeigen, wie wissenschaftliche Erkenntnisse die Schulpraxis der Primarstufe bereichern können.
Alina La Brocca, Daniel Steiner, Leiter des Instituts Primarstufe, und Ariel Schranz (v.l.n.r.)
Alinas Rede
Strahlende Gesichter, bewegende Reden und ein Rückblick auf intensive Studienjahre – die Diplomfeier an der PHBern war für viele Absolventinnen und Absolventen ein ganz besonderer Moment. Im Zentrum der neuesten Episode des Studi-Podcasts steht Alina La Brocca, die seit August 2024 als Klassenlehrerin in Studen arbeitet. An der Feier hielt sie eine Rede über die Vorbildfunktion von Lehrpersonen und die Herausforderungen des Berufs.
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Alina La Brocca
Diplomierte blicken zurück
Der Studi-Podcast war an der Diplomfeier mit dabei und sprach mit Diplomandinnen und Diplomanden über ihre Erfahrungen. Neben viel Lob für das Studium gibt es auch Kritik: Die Modulanmeldungen liefen nicht immer reibungslos, und die hohe Zahl an Abgaben führte teils zu Stress. Daniel Steiner, Leiter des Instituts Primarstufe der PHBern und Gast in der Studi-Podcast-Episode 15, freut sich über das Lob und verspricht bei den kritischen Punkten Anpassungen: "Die Zahl der Arbeiten, die abgegeben werden müssen, wurde bereits verringert."
Überraschungen im Berufseinstieg
Auch Ariel Schranz blickt zurück: Seine Bachelorarbeit über die Förderung von Kindern mit körperlicher Beeinträchtigung im Sportunterricht forderte ihn bis zur letzten Minute und verlangte ihm einige Nachtschichten ab. Alina und Ariel, der als Fachlehrer in Spiez tätig ist, sind sich einig – der Berufseinstieg bringt viele Überraschungen mit sich, doch die Unterstützung durch Kolleginnen, Kollegen und das Mentorat ist unbezahlbar.
In der 15. Studi-Podcast-Episode wird zurückgeblickt: An der Diplomfeier schauen die Diplomierten auf ihr Studium zurück – mit Freude, aber auch mit Kritik. Alina La Brocca durfte als frischgebackene Lehrerin die Rede an der Diplomfeier halten, während Ariel Schranz seine Bachelorarbeit erfolgreich abschloss.
Alina La Brocca, Christine Häsler und Ariel Schranz (v.l.n.r.)
Seit ihrer Studienzeit haben Alina La Brocca und Ariel Schranz den Studi-Podcast der PHBern begleitet – nun heisst es Abschied nehmen. In der 18. und letzten Episode mit den beiden stehen Rückblicke, persönliche Erfahrungen und Zukunftsfragen im Mittelpunkt. Als besonderer Gast ist Christine Häsler, Bildungs- und Kulturdirektorin des Kantons Bern, mit dabei.
Lehrpersonenmangel als Dauerbrenner
Ein Thema, das alle Schulen beschäftigt, ist auch in der Podcastfolge präsent: der Lehrpersonenmangel. Alina berichtet von Kollegien, die Notfallpläne entwickeln müssen, um den Unterricht aufrechtzuerhalten. Studierende springen immer häufiger für kurzfristige oder längere Stellvertretungen ein. Christine Häsler zeigt Verständnis für die Belastung: "Es ist sehr belastend, wenn Schulen nicht finden, was sie suchen. Immerhin entsteht in solchen Situationen auch viel Spannendes."
Wertvolle Erfahrungen – auch aus dem Podcast
Ariel erinnert sich besonders an die Episode zur Elternzusammenarbeit: "Daraus konnte ich sehr viel mitnehmen." Auch für Alina ist der Beziehungsaufbau zu den Eltern zentral. Christine Häsler berichtet, dass sich Eltern auch direkt an sie wenden – vor allem dann, wenn sie mit der Schulsituation ihres Kindes unzufrieden sind.
Bereits in der zweiten Episode diskutierten die beiden über den Praxisbezug im Studium – ein Thema, das sie bis heute begleitet. Alina ist überzeugt: "Wichtig ist, dass man als Studentin oder Student merkt, dass man ganz viel selber zu einer guten Verknüpfung von Theorie und Praxis beitragen kann."
Weitere Themen der aktuellen Episode sind das 20-Jahr-Jubiläum der PHBern und die Frage, ob das Unterrichten während des Studiums eher eine Chance oder ein Risiko ist. Beide sehen auch den Berufslehre-Weg an die PHBern als grossen Pluspunkt: Alina kam über eine Berufslehre, Ariel über die gymnasiale Maturität zum Studium.
"Gute Ideen brauchen politische Mehrheiten"
Zum Abschluss geht es um die politische Dimension von Bildung. Christine Häsler blickt auf die letzten Jahre zurück, in denen zusätzliche Ressourcen für Schulen gesprochen wurden: "Meine Aufgabe ist, dass gute Ideen, die gemeinsam mit Partnerorganisationen entstehen, auch umgesetzt werden. Dafür braucht es Mehrheiten – im Regierungsrat und im Grossen Rat."
Alina La Brocca und Ariel Schranz verabschieden sich nach vier Jahren vom Studi-Podcast. In der letzten Episode sprechen sie mit Christine Häsler, Bildungs- und Kulturdirektorin des Kantons Bern, über die Herausforderungen des Lehrpersonenberufs – und über das, was Hoffnung macht.
Wer sich in der Schweiz über sonderpädagogische Massnahmen informieren möchte, stösst schnell auf kantonale Unterschiede hinsichtlich der Bezeichnung, Verordnung und Umsetzung von sonderpädagogischen Massnahmen sowie auf eine unübersichtliche Datenlage. "Bei Schulbesuchen, Referaten und in Projekten wie der BELIMA-Studie stellten wir fest, dass Schulteams oder Eltern oft unsicher sind, wie sonderpädagogische Massnahmen konkret vergeben werden", erklärt Caroline Sahli Lozano, Projektleiterin von InSeMa.
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Ob und wie ein Kind mit besonderen Bedürfnissen integriert oder separativ beschult und unterstützt wird, hängt stark vom Wohnkanton ab.
Caroline Sahli Lozano
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Projektleiterin von InSeMa
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Praxisnahes Tool für mehr Transparenz
Genau hier setzt die InSeMa-Karte an: Sie entstand im Jahr 2021 aus dem direkten Bedarf der Praxis nach einer übersichtlichen und vergleichbaren Darstellung aller kantonalen Regelungen. Entwickelt wurde das Instrument von einem Forschungsteam der PHBern gemeinsam mit der Stiftung Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik (SZH), finanziert durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB). Weil sich die Regelungen laufend ändern, wurde die Karte nun in Zusammenarbeit mit den kantonalen Stellen aktualisiert. Unterstützt wurde dieser Prozess von Masterstudierenden des Instituts Sekundarstufe I der PHBern im Rahmen ihres Forschungspraktikums.
Aktualisierte Inhalte auf einen Klick
Die neue Version bietet:
neu erfasste Daten des Kantons Solothurn
vollständige französische Übersetzung
aktualisierte Angaben zu Bezeichnung, Verordnung und Umsetzung in allen teilnehmenden Kantonen
Die aktuellen Daten zeigen: Kantonale Unterschiede bleiben deutlich – etwa beim Angebot von Sonderklassen oder bei der Ressourcenvergabe. "Das hat Folgen für das Wohlbefinden und Stressempfinden von Schulteams, Kindern und Eltern", so Sahli Lozano.Wie genau Schulteams und Beteiligte mit unterschiedlichen Integrationsanforderungen umgehen und welche Faktoren das Wohlbefinden beeinflussen, untersucht ein Forschungsteam derzeit im SWING-Projekt.
Praktischer Nutzen
Die Karte bündelt Informationen, die sonst in zahlreichen kantonalen Dokumenten verstreut sind. "So lassen sich Massnahmen, ihre Benennung und ihre Umsetzung direkt miteinander vergleichen", erklärt Caroline Sahli Lozano.
Für Lehrpersonen und Eltern ist die Karte besonders hilfreich: Besteht bei einem Kind ein besonderer Förderbedarf, kann rasch geprüft werden, welche Massnahmen möglich sind, wer diese verordnet und welche Unterlagen nötig sind. Das erleichtert Planung und Entscheidungsprozess. Auch in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Forschung erweist sich die Karte als wertvolles Instrument – etwa, um sich einen Überblick über Massnahmen und kantonale Unterschiede zu verschaffen.
Ausblick: Karte wird weiterentwickelt
Die InSeMa-Karte wird laufend erweitert. Geplant ist, künftig auch kantonale Schulassistenzmodelle sowie weitere Massnahmen wie Logopädie und Psychomotoriktherapie abzubilden. So bleibt InSeMa ein aktuelles Werkzeug für Praxis, Forschung und Politik.
Studie zu den Auswirkungen von integrativen Massnahmen auf das Wohlbefinden und Stressempfinden von Schulteams, Kindern und Erziehungsberechtigten: SWING
Bildung schafft Chancen – dafür setzen sich die Forschenden der PHBern ein.
Das Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation der PHBern fördert mit exzellenter Forschung, gezielter Nachwuchsförderung und einem offenen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen hochwertige Bildung für alle.
Wie werden in der Schweiz sonderpädagogische Massnahmen vergeben? Welche Unterschiede bestehen zwischen den Kantonen? Die interaktive Karte zu integrativen und separativen schulischen Massnahmen (InSeMa) wurde aktualisiert und ist neu auch vollständig auf Französisch einsehbar.
Im Auftrag der Bildungsdirektion des Kantons Zürich hat die PHBern die Situation auf der Kindergartenstufe im Kanton Zürich untersucht. Am Donnerstag, 26. September 2019, wurden die Erkenntnisse an einer Medienkonferenz der Bildungsdirektion vorgestellt. Sie haben wesentlichen Einfluss auf die Lehrerinnen- und Lehrerbildung im Kanton Zürich.
Der Kindergarten ist im Kanton Zürich erst seit 2005 obligatorischer Teil der Volksschule. Die Ausbildung der Kindergartenlehrpersonen ist entsprechend jung und noch stehen zahlreiche Fragen im Raum: Wie sieht die Praxis im Kindergarten genau aus? Welche Altersspanne soll die Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich idealerweise abdecken?
Um diese Fragen zu klären, hat die Bildungsdirektion des Kantons Zürich die PHBern um eine wissenschaftliche Studie gebeten:
Im Forschungsprojekt Situation auf der Kindergartenstufe im Kanton Zürich haben Doris Edelmann, Leiterin des Instituts Forschung, Entwicklung und Evaluation, gemeinsam mit Evelyne Wannack und neun weiteren Forschenden von der PHBern sowie Hansjakob Schneider von der PH Zürich 20 Kindergärten im Kanton Zürich untersucht. Mit Videoaufnahmen wurden die Unterrichtsprozesse beobachtet, mittels Befragungen die Einstellungen und Haltungen der Kindergartenlehrpersonen erfasst und mittels spielerischer Tests die Kompetenzen der Kindergartenkinder erhoben. Im Fokus standen zudem die Übergänge in den Kindergarten und aus diesem hinaus in die weiterführenden Klassen. In der Studie wurden städtische wie ländliche Kindergärten berücksichtigt, kleine und grosse Gemeinden sowie Gemeinden mit sozioökonomisch besser und weniger gut gestellten Bevölkerungsgruppen.
Aufbauend auf der Kindergartenstudie sowie weiterer, vom Kanton Zürich erhobener Daten ist nun ein umfassender Monitoringbericht entstanden. Gemeinsam bieten die beiden Dokumente die Grundlage, um die Kindergartenstufe besser zu verstehen und zu regeln und um die Lehrerinnen- und Lehrerbildung an der PH Zürich neu zu denken.
An der Studie der PHBern sowie am Monitoringbericht waren von Anfang an alle wichtigen Akteurinnen und Akteure aus Politik, Verwaltung, Schule und Forschung beteiligt. "Diese Art, gemeinsam eine Herausforderung aus der Praxis anzugehen, ist beispielhaft", sagt Doris Edelmann von der PHBern. "Das gemeinsame Vorgehen ist sehr zielführend und es ist sinnstiftend, zu sehen, wie die Forschungsergebnisse den Transfer in die Praxis schaffen."
An der Medienkonferenz in Zürich wurden zentrale Erkenntnisse aus der Kindergartenstudie und aus dem Monitoringbericht vorgestellt. An der Medienkonferenz anwesend waren unter anderem Silvia Steiner, Vorsteherin der Bildungsdirektion sowie Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, Heinz Rhyn, Rektor der PH Zürich, sowie vonseiten der PHBern Doris Edelmann und Sabina Staub. Die Aufzeichnung ist unter www.news.zh.ch verfügbar.
Es folgt eine Tagung am 1. Februar 2020, an der die Erkenntnisse der beiden Studien ausführlich präsentiert und die Folgen für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung besprochen werden.