Weiterbildungssuche

"Ich werde in beiden Sprachregionen unterrichten können"

Image
Einsteiger_Sarah Oberle_Bilingualer Studiengang

Guten Tag Frau Oberle, bonjour Madame Oberle. In welcher Sprache zählen Sie?

In Französisch. Diese Sprache ist mir am vertrautesten.

Sie sind in Biel aufgewachsen. Ist Ihre Familie zweisprachig?

Ja, meine Mutter stammt aus der Romandie, mein Vater aus der Deutschschweiz. Die Volksschule und das Gymnasium habe ich in französischsprachigen Klassen besucht. Leider fand in den Schulen – obwohl es Klassen beider Sprachen gab – keine Durchmischung statt. Wir hatten weder gemeinsamen Unterricht noch gab es gemeinsame Anlässe oder Ausflüge.

Sie haben nach dem Gymnasium eine Bankausbildung gemacht, später einen Bachelor in Soziologie und in Kommunikation. Nun werden Sie Primarlehrerin. Warum?

Mir hat alles, was ich zuvor gemacht habe, Spass bereitet. Aber ich möchte mehr mit Menschen arbeiten. Als Primarlehrerin kann ich junge Menschen in ihrer Entwicklung begleiten, ihnen etwas beibringen und gleichzeitig von ihnen lernen. Das ist überaus spannend. Der Lehrberuf bietet auch mehr Raum für Kreativität als andere Berufe. Die Schule gibt einen Rahmen vor, lässt den Lehrpersonen aber viel Spielraum für eigene Ideen. Das gefällt mir.

Welche Vorteile bringt Ihre Vorbildung im aktuellen Studium?

Einerseits bringe ich einen breiten Wissens- und Erfahrungsschatz mit, andererseits weiss ich dank meiner verschiedenen Ausbildungen, wie ich effizient lernen kann. Zudem wird mir aufgrund meiner Vorbildung der eine oder andere Kurs erlassen. Aber ich absolviere alle sechs Semester des Studiums.

Sie haben den bilingualen Studiengang gewählt. Warum?

Aus Neugier … (lacht). Es ist für mich eine neue Erfahrung, eine Ausbildung teilweise in deutscher Sprache zu machen. Und: Ich liebe Sprachen. Hinzu kommt, dass der Abschluss des «Bilingualen Studiengangs» Vorteile bringt. Ich werde ein Lehrdiplom mit dem Vermerk der zweisprachigen Ausbildung erhalten und dadurch befähigt sein, in beiden Sprachen und Sprachregionen zu unterrichten. Kurz: Ich habe eine zusätzliche berufliche Perspektive.

Nehmen Sie uns mit ins Studium: Wie funktioniert das mit der Zweisprachigkeit?

Das Studium wird je zur Hälfte an der PHBern und an der HEP-BEJUNE in Delémont absolviert. Die Semester eins, zwei und sechs finden in Delémont statt, die Semester drei bis fünf in Bern. Wir sind eine Gruppe von mittlerweile noch acht Studierenden und besuchen gemeinsam mit den Studierenden der jeweiligen Standorte die Veranstaltungen.

Wie ist die Gruppe zusammengesetzt?

Es gibt französisch-, deutsch- und zweisprachige Studierende. Wir sprechen unter uns mehrheitlich Französisch, was wohl damit zu tun hat, dass das Studium in Delémont gestartet ist. Wir haben eine gute Gruppendynamik und profitieren viel voneinander.

Sie absolvieren zurzeit ein Praktikum an einer deutschsprachigen Schule in Bern. Wie läuft’s?

Es ist eine wunderbare Erfahrung und macht Mut, diesen Weg weiterzugehen. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich, wenn ich ihnen im Deutschunterricht die Theorie zu den vier Fällen erkläre, sie mich aber bei der praktischen Anwendung korrigieren können … (lacht). Sie freuen sich auch, dass sie im Französischunterricht eine Lehrerin haben, die Französisch als Muttersprache hat. Spannend finde ich, wie gross die kulturelle Vielfalt in unserem kleinen Land ist. Neulich haben die Schülerinnen und Schüler im Musikunterricht mit Inbrunst ein berndeutsches Lied gesungen. Wie hiess es doch gleich? «W. Nuss vo Bümpliz?». Alle kannten es – ausser mir.

Wo sehen Sie die grösste Herausforderung im bilingualen Studiengang?

Weil man in Bern und Delémont studiert, muss man sich mit zwei Hochschulkulturen vertraut machen. Die Hochchulen ticken etwas unterschiedlich. Für die Studierenden bedeutet das Mehraufwand. Trotzdem kann ich sagen: Es ist ein schöner und spannender Studiengang.

Sie werden im Sommer 2025 abschliessen. Wie geht es danach weiter?

Ich kann mir gut vorstellen, an einer zweisprachigen Schule zu unterrichten. Und ich möchte etwas dazu beitragen, dass es mehr Austausch zwischen den Sprachregionen gibt. Ich bin erstaunt, wie wenig die Mehrsprachigkeit in der Schweiz gefördert wird. Dabei ist sie eine Stärke unseres Landes.

Teaser Bild auf Seite anzeigen
1 Schulleitungen / Behörden
Inhaltskategorien
Bereich
Studium
Datum
Hide Related Content block
0
Sarah Oberle wird Primarlehrerin. Weil sie sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch unterrichten möchte, absolviert sie den "Bilingualen Studiengang" der Pädagogischen Hochschule PHBern und der Haute Ecole Pédagogique der Kantone Bern, Jura, Neuenburg (HEP-BEJUNE). Im Gespräch mit dem "Einsteiger", einer Artikelserie des Berner Mittelschul- und Berufsbildungsamts, erzählt sie von ihren Erfahrungen und Plänen.

Miteinander lernen erhöht das Zugehörigkeitsgefühl

Image
Tagung psy. Gesundheit_PFI

Patrick Figlioli, Leiter Zentrum für Beratung und Dienstleistungen der PHBern

Den Schülerinnen und Schülern und den Lehrpersonen soll es gut gehen. Das ist wichtig, um miteinander unterwegs zu sein und hilft, Herausforderungen zu meistern.

Gemäss Lehrplan 21 gilt die Förderung der psychischen Gesundheit gleichermassen für die Schülerinnen und Schüler wie auch für die Lehrpersonen. Die damit verbundene Frage, wie sich diese in den Schulalltag integrieren lässt, stand im Zentrum der Tagung "Psychische Gesundheit an Schulen: von- und miteinander lernen", welche am 16. März 2024 an der PHBern stattfand. Über 100 Lehrpersonen und weitere Interessierte trafen sich am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen und tauschten sich zu dieser Frage aus.
Tagungsmoderator Patrick Figlioli erklärte, das Ziel der Tagung bestehe darin, Brücken zu bauen. Einerseits zwischen verschiedenen Institutionen. Andererseits aber auch zwischen dem Stärken der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, der Lehrperson und einem gesundheitsfördernden System. 

Audio Reportage

Von jungen Menschen lernen

Im Podiumsgespräch mit Autor*in und Kolumnist*in Ronja Fankhauser stand unter anderem der Übergang vom Kind zum Jugendlichen, also das Erwachsenwerden im Zentrum. Ronja erzählte ehrlich und direkt von der eigenen Schulzeit. Beispielsweise davon, wie schwierig es teilweise war, sich zwischen dem Bedürfnis, dazugehören zu wollen und gleichzeitig auf der Suche nach sich selbst zu sein zurechtzufinden.

Image
Tagung Psy.Gesundheit_RA

Ronja Fankhauser, Student*in, Bestseller Autor*in und Kolumnist*in für «Das Magazin»

"Hilfreich in dieser herausfordernden Zeit sind Bezugspersonen, die den Umgang mit Emotionen vorleben und unterstützend begleiten", so Ronja. Die Schule sei für Kinder zwischen sechs und sechzehn Jahren das Zentrum in ihrem Leben, in dem sich fast alles abspiele – diese Tatsache unterstreiche die Bedeutung einer funktionierenden Beziehung und Unterstützung durch die Bezugspersonen. 
Was können umgekehrt die Erwachsenen von jungen Menschen lernen? "Menschen in ihren Sorgen ernst nehmen und ihnen Freiraum geben, den eigenen Interessen unabhängig vom Stundenplan nachzugehen." 

Image
Tagung Psy.Gesundheit_MKA

Prof. Dr. med. Michael Kaess, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie UPD Bern

Dem Suizid geht fast immer der soziale Tod voraus

Auch Michael Kaess, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie UPD in Bern, nannte den Umgang mit Krisen als zentralen Faktor, der zu Suizidgedanken bei Kindern und Jugendlichen führen könne. Junge Menschen wissen ja noch nicht aus eigener Erfahrung, dass Krisen auch wieder vorbeigehen. Suizid sei in der Schweiz denn auch die häufigste Todesursache bei Jugendlichen, so Kaess. "Dem Suizid geht fast immer der soziale Tod voraus", führte er weiter aus. Und meinte damit die soziale Integration, das Dazugehören. Dieses sei zentral und gleichzeitig die beste Prävention. Denn: Bereits genaues Hinschauen könne Suizidprävention sein. Beispielsweise indem sich die Lehrperson fragt, welche Schülerin, welcher Schüler sozial gar nicht oder wenig integriert sei und in der Pause immer allein rumstehe. Spricht die Lehrperson solche Situationen an, hat sie laut Kaess schon vieles richtig gemacht. Denn er ist überzeugt: "Das Ansprechen von Suizidalität ist NICHT schädlich, sondern hilfreich!"

Image
Tagung_Psy.Gesundheit_KLO

Karma Lobsang, Dozentin und Beraterin PHBern

Besinnung auf den gegenwärtigen Augenblick

"Achtsamkeit ist Ankommen im Hier und Jetzt – nicht nur physisch, sondern auch gedanklich." 
Um die Besinnung auf den gegenwärtigen Augenblick zu veranschaulichen, lud Karma Lobsang, Dozentin an der PHBern, zu Beginn ihres Referats die Anwesenden zu einer kurzen Achtsamkeitsübung ein. Diese Form der Achtsamkeit könne auch im Alltag jederzeit und überall geübt und umgesetzt werden, so Lobsang: beim Essen, Trinken, Duschen, Abwaschen, Sitzen … Und: "Sie müssen die Übungen nicht gerne machen – Sie müssen sie einfach machen", sagte sie. 
Achtsamkeit unterstützt aber auch die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern: So haben Studien aufgezeigt, dass trainierte Achtsamkeit bei Kindern und Jugendlichen zu einer Verbesserung der Aufmerksamkeit, des Arbeitsgedächtnisses und der Sozialkompetenzen führe. Laut eigenen Angaben der Schülerinnen und Schüler verbesserte sich auch ihr Gemütszustand, gleichzeitig verringerten sich Angstzustände, Stress und Ermüdungserscheinungen. Schliesslich ist Karma Lobsang überzeugt, dass Achtsamkeit nebst dem sozialen und emotionalen Lernen und dem Systemdenken eine Lebenskompetenz der Zukunft ist. 

Image
Tagung_Psy.Gesundheit_Applaus

Ausblick

"Miteinander lernen erhöht das Zugehörigkeitsgefühl, stärkt die Inklusion und trägt zur Suizidprävention bei." 
Mit diesen Worten fasste Patrick Figlioli am Ende des Vormittags das Gehörte zusammen. Für die Zukunft wünsche er sich und der Schule, "dass es gelingt, Achtsamkeit in den Schulalltag zu integrieren, so dass diese genauso selbstverständlich geübt und gelebt wird wie die Lehrplanfächer."

Die nächste Tagung "Psychische Gesundheit an Schulen – Beziehungen gestalten" findet am Samstag, 15. März 2025 statt.

Teaser Bild auf Seite anzeigen
0 LehrpersonenSchulleitungen / Behörden
Inhaltskategorien
Bereich
Weiterbildung Vorschulstufe und Primarstufe
Datum
Hide Related Content block
0
Am Samstag, 16. März 2024, fand in Bern die Tagung "Psychische Gesundheit an Schulen: von- und miteinander lernen" statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit Berner Gesundheit und Bildung Bern im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Schule braucht Persönlichkeit" durchgeführt.

"Nach dem Praktikum war klar: Das ist mein neuer Beruf"

Image
Michael Aeberhardt, Student "Konsekutiver Master"

Herr Aeberhardt, Sie sind 49, haben einen Master in Physik und viele Jahre im Risikomanagement einer Bank gearbeitet. Jetzt werden Sie Volksschullehrer. Weshalb?

Die Arbeit bei der Bank hat mir lange gefallen. Trotzdem verspürte ich nach über zwanzig Jahren das Bedürfnis, mich beruflich neu zu orientieren. Zwei Richtungen standen dabei im Vordergrund: eine Tätigkeit im Bereich Klima und Umwelt oder eine Tätigkeit als Lehrer. Mit der Idee, Lehrer zu werden, hatte ich schon während meines Physikstudiums geliebäugelt.

Jugendliche im Berufswahlalter gehen schnuppern, um einen Beruf kennenzulernen. Wie haben Sie sich ein Bild des Lehrberufs gemacht?

Während meiner Neuorientierung intensivierte ich den Kontakt zur Schule meiner Kinder. Ich war bei einigen Ausflügen und in einem Lager dabei, sprach mit mehreren Lehrpersonen und besuchte deren Unterricht. Nach einem Berufscoaching schrieb ich mich schliesslich bei der PHBern ein. Spätestens nach dem ersten Praktikum war klar: Das ist mein neuer Beruf.

Sie absolvieren an der PHBern den Studiengang «Konsekutiver Master Sekundarstufe I». Wie ist das, mit 49 Jahren wieder Student zu sein?

Das hört sich speziell an, ist es aber nicht. An der PHBern gibt es viele Studierende mit vergleichbarer Berufs- und Lebenserfahrung. Ich bin mitnichten der Älteste … (lacht) Und den Austausch mit den jüngeren Studierenden erlebe ich als bereichernd. Ich lerne im Studium viele spannende Menschen kennen. Es ist ein Privileg, in meinem Alter nochmals studieren zu dürfen und sich intensiv mit spannenden Themen zu beschäftigen.

Wie ist der Studiengang aufgebaut?

Die Zulassung bedingt ein abgeschlossenes Bachelor- oder Masterstudium an einer Universität oder einer Fachhochschule. Der konsekutive Master baut auf der fachwissenschaftlichen Vorbildung auf. Wer beispielsweise Mathematik studiert hat, fokussiert sich in diesem Fachbereich nur auf die fachdidaktischen Inhalte. Dazu kommen Module zu Aspekten wie Unterrichtsplanung, Beurteilung oder Klassenführung. Ergänzt wird das Studium durch Querschnittsthemen wie Heterogenität und Inklusion oder Digitalität. Im Masterstudium werden diese Gebiete mit Leistungsnachweisen in Form von Arbeiten erbracht. Vollzeit kann das Studium in vier bis sechs Semestern absolviert werden. Arbeitet man nebenher, dauert es entsprechend länger.

Beim konsekutiven Master muss man sich für zwei Fachbereiche entscheiden. Welche haben Sie gewählt?
Mathematik sowie Räume, Zeiten, Gesellschaft. Für den ersten Fachbereich erhalte ich als Physiker mit Nebenfach Mathematik die erwähnte Entlastung. Beim Fachbereich Räume, Zeiten, Gesellschaft absolviere ich das volle Studienprogramm. Aber dieses Fach wollte ich unbedingt studieren, weil ich mit den Schülerinnen und Schülern über Klima- und Umweltfragen oder über geschichtliche und gesellschaftliche Themen diskutieren kann. Das finde ich spannend.

Was lernen Sie im Studium, das Sie aufgrund Ihrer Vorbildung und Ihrer Berufserfahrung nicht bereits wissen bzw. können?
Extrem viel. Alle didaktischen Themen sind für mich neu. Aber auch in den einzelnen Fächern lerne ich dazu. Es gibt an der PHBern viele hochkompetente und motivierte Dozentinnen und Dozenten, die spannende Seminare veranstalten. Geschichte macht mir beispielsweise gerade sehr viel Spass. Da erziele ich einen grossen Wissenszuwachs.

Sie haben Familie, sind berufstätig und absolvieren ein Vollzeitstudium. Wie geht das?
Es braucht eine Familie, die das mitträgt, und einen Arbeitgeber, der flexibel ist. Seit ich wieder studiere, habe ich mein Pensum bei der Bank auf 60 Prozent reduziert. Im Sommer werde ich eine 40-Prozent-Stelle als Co-Klassenlehrer einer 7. Klasse antreten, die mich aber zu Beginn bestimmt deutlich mehr beschäftigen wird.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an Ihr künftiges Tätigkeitsfeld denken?
Darauf, in den Beruf einzutauchen, junge Menschen auf das Leben vorzubereiten und mit ihnen über gesellschaftliche Themen zu diskutieren. Die Vorfreude ist mit grossem Respekt für diese verantwortungsvolle Aufgabe gepaart.

Teaser Bild auf Seite anzeigen
1 StudieninteressierteSchulleitungen / BehördenStellensuchendeLehrpersonen
Inhaltskategorien
Bereich
Studium Sekundarstufe I
Datum
Hide Related Content block
0
Wer einen Bachelor- oder Masterabschluss hat, kann darauf aufbauend das Lehrdiplom für die Sekundarstufe I (7. bis 9. Klasse) erlangen. Michael Aeberhardt, Student an der PHBern, ist auf diesem Weg. Mehr über seine Motivation und die Ausbildung erzählt er im "Einsteiger", einer Artikelserie des Berner Mittelschul- und Berufsbildungsamts.

Blog: Bildung und Betreuung verbinden

Image
Gummistiefel in Garderobe einer Tagesschule

Der internationale Vergleich zeigt, dass in Schweden die multiprofessionelle Kooperationskultur stärker etabliert ist als in der Schweiz. Eine gemeinsame Vision zwischen Lehr- und Betreuungspersonen ist entscheidend, um eine umfassende und bedarfsgerechte Bildung und Betreuung aller Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten. Für die Weiterentwicklung in der Schweiz haben die Autorinnen sechs Empfehlungen formuliert, eine davon:

  • Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsangeboten mit einem ganzheitlichen Bildungsansatz: Längerfristig können Lehr- und Betreuungspersonen einen Teil ihrer Ausbildung gemeinsam absolvieren.
Teaser Bild auf Seite anzeigen
1 TagesschulleitendeTagesschulmitarbeitende
Inhaltskategorien
Bereich
Dienstleistungen
Datum
Hide Related Content block
0
Einmal mehr wird deutlich, wie wichtig es ist, dass Lehr- und Betreuungspersonen an Schulen zusammenarbeiten. Ein Erfahrungsbericht aus einem Austausch mit schwedischen Lehr- und Freizeitlehrpersonen zeigt dies auf. Mit welchen konkreten Empfehlungen die Verzahnung von Bildung und Betreuung gefördert wird, erläutern die Autorinnen des neusten Beitrags des Blogs für Schule und Unterricht.

"Ich wecke bei Kindern gerne Neugier für die Welt, die sie umgibt"

Image
202407_portraet_leakurth_einsteigerbeitrag.jpg

Weshalb absolvieren Sie den Masterstudiengang Fachdidaktik NMG+NE?

Am Beruf der Primarlehrerin gefällt mir, dass man fast alle Fächer unterrichtet. Das Themenspektrum ist enorm breit. Die Kehrseite: Man geht inhaltlich nie in die Tiefe. Das fehlt mir. Daher will ich mich in einem Bereich spezialisieren.

Warum gerade im Fachbereich NMG+NE?

Ich unterrichte gerne im Themenfeld "Natur, Mensch, Gesellschaft" (NMG). Da kann ich kreativ sein und mit den Schülerinnen und Schülern auch mal ein Projekt durchführen oder einen Ausflug machen. Zudem bearbeite ich mit den Kindern gerne Themen, die einen Bezug zu ihrer Lebensrealität haben und die gesellschaftlich relevant sind. Ich wecke bei Kindern gerne Neugier für die Welt, die sie umgibt.

Wie haben Sie sich über den Studiengang informiert?

Ich habe mir über einen längeren Zeitraum Gedanken über eine Weiterbildung gemacht. Dass ich weiterhin im Bildungswesen tätig sein möchte, war mir klar – mehr aber nicht. Irgendwann poppte in meinem Instagram-Kanal Werbung für den Fachdidaktikmaster NMG+NE der PHBern auf. Das weckte mein Interesse. Also meldete mich für den Online-Informationsanlass an – und bald darauf fürs Studium.

Welchen beruflichen Hintergrund bringen Sie mit?

Ich habe die Fachmittelschule und die pädagogische Fachmaturität abgeschlossen und danach an der Pädagogischen Hochschule Solothurn den Studiengang Primarstufe absolviert. Anschliessend war ich fünf Jahre als Lehrerin einer 5. und 6. Klasse tätig, wovon drei Jahre als Klassenlehrerin. Heute arbeite ich Teilzeit als Französischlehrerin in der 3. und 4. Klasse.

Wie ist der Masterstudiengang aufgebaut?

Der Studiengang kann Vollzeit in zwei Jahren oder berufsbegleitend in drei bis fünf Jahren absolviert werden. Er ist modular aufgebaut und beinhaltet mehrere Praktika. Nebst Pflichtmodulen – beispielsweise Fachdidaktik oder Vermittlungspraxis – können die Studierenden in den Disziplinen Biologie, Geografie und Nachhaltige Entwicklung eigene Schwerpunkte setzen. Da der Studiengang zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Luzern angeboten wird, finden die Vorlesungen an der PHBern und der PH Luzern statt. Zusätzlich kann man Veranstaltungen anderer Hochschulen wie der Berner Fachhochschule oder der Universität Bern besuchen. Die modulare und flexible Struktur des Studiums ist ein Pluspunkt. So kann ich nebst dem Studium zu 50 Prozent arbeiten.

In welchen Bereichen erleben Sie den grössten Zuwachs an Wissen und Kompetenzen?

Bisher insbesondere im Bereich Nachhaltige Entwicklung. Das ist ein Pflichtmodul an der Universität Bern, das unglaublich spannend ist und von dem viele Studierenden schwärmen. Auch didaktisch habe ich viel dazugelernt: Heute kann ich das Lernverhalten der Kinder besser verstehen und einordnen und somit gezielter reagieren.

Sie studieren berufsbegleitend. Können Sie das Gelernte in der Praxis anwenden?

Definitiv. Die didaktischen Inhalte beeinflussen meinen Unterricht direkt, ich profitiere unmittelbar. Mein Fachwissen aus dem Bereich Nachhaltige Entwicklung werde ich im kommenden Schuljahr in die Biodiversitätswoche unserer Schule einbringen. Darauf freue ich mich. Zudem hilft es, wieder einmal in der Rolle der Lernenden zu sein. Mein Verständnis dafür, dass Zuhören anstrengend sein kann, ist gestiegen … (lacht).

Was gefällt Ihnen am Studiengang besonders?

Erstens: Die Zahl der Studierenden ist überblickbar. Entsprechend familiär ist das Lernklima. Zweitens: Die Dozierenden begegnen den Studierenden auf Augenhöhe und sind überaus unterstützend. Drittens: Die Möglichkeit, an anderen Hochschulen Vorlesungen zu besuchen, ist bereichernd. Allerdings würde ich mir eine bessere Absprache unter den Institutionen wünschen, um Terminkollisionen zu vermeiden.

Wie geht es nach dem Master weiter: Welche beruflichen Ziele haben Sie?

Ich bin offen für viele Richtungen und kann mir gut vorstellen, in ausserschulischen Lernorten wie Museen oder Tierparks, Hochschulen oder Lehrmittelverlagen tätig zu sein. Die Praktika werden zeigen, was am besten zu mir passt.

Teaser Bild auf Seite anzeigen
1 Schulleitungen / Behörden
Inhaltskategorien
Bereich
Studium
Datum
Hide Related Content block
0
Primarlehrerin Lea Kurth absolviert an der PHBern den Fachdidaktikmaster "Natur, Mensch, Gesellschaft und Nachhaltige Entwicklung" (NMG+NE). Der Studiengang bereitet auf eine thematische Funktion an einer Schule oder ausserhalb der Schule vor – zum Beispiel in einem Lehrmittelverlag, einem Museum oder einem Naturpark.

Ein Semester lang mitten im Schulalltag

Im Semesterpraktikum (SEP) erleben die Studierenden hautnah, was den Lehrberuf ausmacht. Céline Tanner hat ihr SEP an der Sekundarschule Zollikofen verbracht und dabei viel erlebt. Im Video führt sie durch ihren Praktikumsalltag: Unterrichten, Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern aufbauen, Schulreisen planen und durchführen – stets mit der Unterstützung des Praxislehrers und Schulleiters Andreas Leutwyler.

Jetzt das Video von Céline Tanner anschauen!

"Für die Studierenden ist das SEP eine Chance, ihre pädagogischen Kompetenzen zu erweitern und einen wichtigen Schritt in Richtung Berufseinstieg zu machen. Während eines ganzen Semesters lernen sie das vielseitige und interessante Aufgabengebiet der Lehrperson kennen." Christiane Ammann, Bereichsleiterin Berufspraktische Ausbildung am Institut Sekundarstufe I, betont die Bedeutung des SEP und führt weiter aus: "Die Studierenden erfahren, was neben dem Unterrichten noch dazu gehört – zum Beispiel Elternabende, Gespräche mit der Schulleitung oder die Mitarbeit in multiprofessionellen Teams."

Einstiegschancen erhöhen

Dank des SEP haben die Studierenden auch bessere Einstiegschancen: "Unsere Erfahrung zeigt, dass an Schulen häufig ehemalige Praktikantinnen und Praktikanten eingestellt werden. Das Semesterpraktikum bietet den Studierenden die Gelegenheit, die Praktikumsschule näher kennenzulernen und zu prüfen, ob sie ein allfälliges Stellenangebot annehmen möchten", so Ammann weiter. Gleichzeitig hätten die Schulen die Möglichkeit, die Studierenden während des Praktikums zu beurteilen und zu entscheiden, ob sie ins Team passen.

Image
IS1_BL_Christiane Ammann in der Fab2

Christiane Ammann setzt sich für eine praxisnahe Ausbildung an der PHBern ein.

Mehr Lehrpersonen, weniger Mangel

Das SEP ist nicht nur ein wertvolles Ausbildungsformat, sondern trägt auch zur Eindämmung des Lehrpersonenmangels bei. Besonders das berufsbegleitende Modell hat sich bewährt. "Die zahlreichen Studierenden, die das Semesterpraktikum berufsbegleitend absolvieren, leisten einen wertvollen Beitrag zur Entlastung des Lehrpersonenmangels", betont Ammann. Gerade für Studierende, die ihr Studium und familiäre Verpflichtungen unter einen Hut bringen müssten, sei diese flexible Praktikumsform von Vorteil, denn "es unterstützt Quereinsteigende, weil das Semesterpraktikum auch berufsbegleitend und in reduziertem Umfang absolviert werden kann, wenn es verlängert wird."

Umfassende Begleitung

Ob berufsbegleitend oder Vollzeit – eine enge Begleitung ist ein zentraler Bestandteil des SEP. "Im regulären Praktikum werden die Studierenden an der Schule von Praxislehrpersonen und seitens des Instituts von Begleitpersonen betreut. Im berufsbegleitenden Praktikum haben die Studierenden wöchentlich mehrmals einen Austausch mit Mentoratspersonen an den Schulen", präzisiert Christiane Ammann. Zusätzlich erhalten die Studierenden Unterstützung durch eine Begleitperson vom Institut sowie durch eine Projektbegleitung, die für die Begleitung der Unterrichtsentwicklungsprojekte zuständig ist. 

Unabhängig von der Praktikumsform können die Studierenden auf zahlreiche fach- und themenspezifische Expertinnen und Experten zurückgreifen, die sie bei der Klärung ihrer Fragen beraten und unterstützen. Diese umfassende Begleitung stellt sicher, dass die Studierenden während ihres gesamten Praktikums gut unterstützt werden.

Möchten Sie sich als Praxislehrperson engagieren?

Hier erfahren Sie mehr über die Aufgaben einer Praxislehrperson!

Teaser Bild auf Seite anzeigen
0 StudieninteressiertePraxislehrpersonenLehrpersonenSchulleitungen / Behörden
Inhaltskategorien
Bereich
Studium Sekundarstufe I
Datum
Hide Related Content block
0
Verwandte Inhalte
Wie ist es, ein ganzes Semester lang zu unterrichten? PHBern-Studentin Céline Tanner erzählt im Video, was sie alles erlebt hat. Die Begleitung durch Praxislehrpersonen spielt dabei eine zentrale Rolle. Christiane Ammann von der PHBern betont die Relevanz des Praktikums für die berufliche Entwicklung der angehenden Lehrpersonen.

Erkenntnisse Kindergarten­studie Zürich

Im Auftrag der Bildungsdirektion des Kantons Zürich hat die PHBern die Situation auf der Kindergartenstufe im Kanton Zürich untersucht. Am Donnerstag, 26. September 2019, wurden die Erkenntnisse an einer Medienkonferenz der Bildungsdirektion vorgestellt. Sie haben wesentlichen Einfluss auf die Lehrerinnen- und Lehrerbildung im Kanton Zürich.

Der Kindergarten ist im Kanton Zürich erst seit 2005 obligatorischer Teil der Volksschule. Die Ausbildung der Kindergartenlehrpersonen ist entsprechend jung und noch stehen zahlreiche Fragen im Raum: Wie sieht die Praxis im Kindergarten genau aus? Welche Altersspanne soll die Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich idealerweise abdecken?

Um diese Fragen zu klären, hat die Bildungsdirektion des Kantons Zürich die PHBern um eine wissenschaftliche Studie gebeten:

Im Forschungsprojekt Situation auf der Kindergartenstufe im Kanton Zürich haben Doris Edelmann, Leiterin des Instituts Forschung, Entwicklung und Evaluation, gemeinsam mit Evelyne Wannack und neun weiteren Forschenden von der PHBern sowie Hansjakob Schneider von der PH Zürich 20 Kindergärten im Kanton Zürich untersucht. Mit Videoaufnahmen wurden die Unterrichtsprozesse beobachtet, mittels Befragungen die Einstellungen und Haltungen der Kindergartenlehrpersonen erfasst und mittels spielerischer Tests die Kompetenzen der Kindergartenkinder erhoben. Im Fokus standen zudem die Übergänge in den Kindergarten und aus diesem hinaus in die weiterführenden Klassen. In der Studie wurden städtische wie ländliche Kindergärten berücksichtigt, kleine und grosse Gemeinden sowie Gemeinden mit sozioökonomisch besser und weniger gut gestellten Bevölkerungsgruppen.

Aufbauend auf der Kindergartenstudie sowie weiterer, vom Kanton Zürich erhobener Daten ist nun ein umfassender Monitoringbericht entstanden. Gemeinsam bieten die beiden Dokumente die Grundlage, um die Kindergartenstufe besser zu verstehen und zu regeln und um die Lehrerinnen- und Lehrerbildung an der PH Zürich neu zu denken.

An der Studie der PHBern sowie am Monitoringbericht waren von Anfang an alle wichtigen Akteurinnen und Akteure aus Politik, Verwaltung, Schule und Forschung beteiligt. "Diese Art, gemeinsam eine Herausforderung aus der Praxis anzugehen, ist beispielhaft", sagt Doris Edelmann von der PHBern. "Das gemeinsame Vorgehen ist sehr zielführend und es ist sinnstiftend, zu sehen, wie die Forschungsergebnisse den Transfer in die Praxis schaffen."

An der Medienkonferenz in Zürich wurden zentrale Erkenntnisse aus der Kindergartenstudie und aus dem Monitoringbericht vorgestellt. An der Medienkonferenz anwesend waren unter anderem Silvia Steiner, Vorsteherin der Bildungsdirektion sowie Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, Heinz Rhyn, Rektor der PH Zürich, sowie vonseiten der PHBern Doris Edelmann und Sabina Staub. Die Aufzeichnung ist unter www.news.zh.ch verfügbar. 

Es folgt eine Tagung am 1. Februar 2020, an der die Erkenntnisse der beiden Studien ausführlich präsentiert und die Folgen für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung besprochen werden.

Mehr zur Kindergartenstudie der PHBern
Zum Monitoringbericht auf der Webauftritt der Bildungsdirektion des Kantons Zürich
Zum Webauftritt der Tagung am 1. Februar 2020

Teaser Bild auf Seite anzeigen
0 ForschungscommunitySchulbehördenMedien
Inhaltskategorien
Bereich
Forschung Vorschulstufe und Primarstufe
Datum
Hide Related Content block
0
An einer Medienkonferenz der Bildungsdirektion des Kantons Zürich wurden die Erkenntnisse der PHBern-Studie vorgestellt.

Stadt Bern stellt Begleitstudie zur ersten Ganztagesschule vor

    

Die erste Ganztagesschule des Kantons Bern steht im Berner Stöckacker und besteht aus einer Basisstufe und einer 3. bis 6. Klasse. Im Unterschied zur Tagesschule sind die Kinder in der Ganztagesschule an fixen Zeiten im gleichen Klassenverband mit den gleichen Lehr- und Betreuungspersonen zusammen. Das soll eine bessere Beziehung und weniger Stress verursachen und damit das Lernen der Kinder insgesamt positiv beeinflussen.

Das Schulamt der Stadt Bern hat ein Forschungsteam der PHBern unter der Leitung von Michelle Jutzi und Ueli Hostettler beauftragt, den Betrieb in der Ganztagesschule ein Jahr lang zu beobachten und zu analysieren. Dazu wurden Beobachtungen, Interviews und Gruppendiskussionen mit den Leitungspersonen, Mitarbeitenden, Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern durchgeführt.

Erkenntnisse und Empfehlungen helfen der Stadt Bern weiter

In ihrer Medienmitteilung vom 10. Februar 2020 stellt die Direktion für Bildung, Soziales und Sport der Stadt Bern nun zentrale Erkenntnisse vor. "Wichtigste Erkenntnis ist, dass die Einführung der Ganztagesschule von den Lehr- und Betreuungspersonen neue Formen der Zusammenarbeit erfordert, da Bildung und Betreuung stärker verzahnt sind", schreiben die Verantwortlichen. Die Ganztagesschule sei "erst teilweise" in die Gesamtorganisation des Schulstandorts Schwabgut / Stöckacker integriert. 

Um die Zusammenarbeit am Schulstandort zu verbessern und die Bekanntheit der Ganztagesschule zu steigern, schlägt das Forschungsteam der PHBern die Erarbeitung eines Kommunikationskonzepts vor. Zudem soll die pädagogische Ausrichtung noch besser herausgearbeitet werden.

Die Empfehlungen im Detail können der Begleitstudie entnommen werden. Diese liegt sowohl in einer Kurz- als auch einer Langfassung vor.

PHBern begleitet auch die zwei nächsten Ganztagesschulen

Im Sommer 2020 starten zwei weitere Ganztagesschulen in der Stadt Bern, in Bümpliz und im Schulkreis Breitenrain-Lorraine. Die Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung helfen diesen beiden Projekten beim Start. Die PHBern wird die beiden neuen Ganztagesschulen in den nächsten beiden Jahren ebenfalls wissenschaftlich begleiten.

Teaser Bild auf Seite anzeigen
0 TagesschulleitendeForschungscommunityMedien
Inhaltskategorien
Bereich
Forschung 1. Zyklus2. Zyklus
Datum
Hide Related Content block
0
Die Stadt Bern hat im Schuljahr 2018/2019 die erste Ganztagesschule eröffnet. Ein Forschungsteam der PHBern hat das erste Betriebsjahr wissenschaftlich begleitet. Nun hat die Stadt Bern die Begleitstudie veröffentlicht.

Dem Lehrpersonen-Stress auf der Spur

   

Arbeitsbedingter Stress und seine Folgen sind eine grosse Herausforderung der Gegenwart und verursachen in der Schweiz Kosten von mehreren Milliarden Franken pro Jahr. Besonders betroffen ist die Berufsgruppe der Lehrpersonen – hier sind Erschöpfung, Müdigkeit oder psychische Krankheiten übervertreten. Die Folgen von Stress sind vermehrte Burnouts, das Ausscheiden aus dem Beruf, Lehrpersonenmangel. Ein vom Schweizerischen Nationalfonds unterstütztes Projekt an der PHBern erforscht die Ursachen von Stress bei Lehrpersonen – mit unkonventionellen Mitteln.

Den Lehrpersonen werden nämlich mittels ambulanter EKG-Geräte die Herzfrequenz sowie die Herzfrequenzvariabilität – die zeitliche Bandbreite zwischen zwei Herzschlägen – gemessen. Sowohl Herzfrequenz wie Herzfrequenzvariabilität lassen Aussagen über den körperlich erfahrenen Stress zu. Daneben werden mittels acht über den Tag verteilter Speichelproben körpereigene Stoffe gemessen, die mit Stress zusammenhängen: Cortisol, einer der prominentesten sogenannten "Marker" in der biologischen Stressforschung, sowie das Speichelprotein Alpha-Amylase.

Weshalb diese aufwändigen Messungen? "Eine überwältigende Anzahl von physiologischen Prozessen wird nicht bewusst erlebt", begründet Alexander Wettstein, Forscher an der PHBern und Leiter des Forschungsprojekts die Wahl der Messinstrumente. "Es ist daher wichtig, Stress nicht nur durch Selbstbewertungen, sondern auch durch physiologische Messungen zu beurteilen."

Für eine Vorstudie, die Anfang dieses Jahr erschienen ist, haben Alexander Wettstein und sein Team acht Primarschullehrpersonen zwischen 25 und 62 Jahren verkabelt und Speichelproben abgeben lassen. Die Messungen fanden an zwei Arbeitstagen sowie an einem freien Tag statt, von frühmorgens bis zum Schlafengehen.

Die Auswertung der Messwerte zeigt: Sowohl die psychisch wahrgenommenen als auch die biologisch gemessenen Stresswerte lagen an Arbeitstagen deutlich höher als an arbeitsfreien Tagen. Selbsteinschätzung und biologische Daten zeigen übereinstimmend, dass der Stress während der Arbeitstage am Mittag das Maximum erreicht. Je stärker die berufliche Belastung der Probanden war, desto höher stieg der Cortisolspiegel bereits vor dem Unterricht.

"Ein Ziel der Vorstudie war herauszufinden, ob die ambulante Messung der biologischen Daten im Schulalltag überhaupt möglich ist", erklärt Studienleiter Alexander Wettstein. "Das können wir erfreulicherweise bestätigen." Die in der Vorstudie gesammelten Erkenntnisse helfen nun bei der Durchführung einer Studie mit 44 Teilnehmenden, die aktuell stattfindet.

"Mit unserer Forschung stellen wir Grundlagenwissen bereit, das zum Verständnis beiträgt, was Lehrpersonen stresst und welche individuellen oder allgemeine Faktoren Stress entgegenwirken", sagt Alexander Wettstein. "Ein richtiger Umgang mit Stress stellt einen gelingenden Schulalltag sicher und ermöglicht den Schülerinnen und Schülern ein erfolgreiches schulisches Lernen."

Titel

Ambulatory Assessment of Psychological and Physiological Stress on Workdays and Free Days Among Teachers. A Preliminary Study

(Ambulante Erfassung von psychologischem und physiologischem Stress an Arbeits- und freien Tagen bei Lehrpersonen. Eine Vorstudie)

Autorenteam der Vorstudie und beteiligte Institutionen

Alexander Wettstein und Fabienne Kühne, Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation, PHBern

Wolfgang Tschacher, Universitäre Psychiatrische Dienste (UPD), Universität Bern

Roberto La Marca, Psychologisches Institut, Universität Zürich
Erschienen 2020, Frontiers in Neuroscience
Link https://doi.org/10.3389/fnins.2020.00112

Teaser Bild auf Seite anzeigen
0 LehrpersonenSchulleitungen / BehördenForschungscommunityMedien
Inhaltskategorien
Bereich
Forschung
Datum
Hide Related Content block
0
Kaum eine Berufsgruppe ist so hohem arbeitsbedingten Stress ausgesetzt wie Lehrpersonen. Was den Stress verursacht und wann er am höchsten ist, untersucht ein Forschungsteam um Alexander Wettstein von der PHBern mit ungewohnten Methoden – indem sie Lehrpersonen wortwörtlich auf den Puls fühlen und Stresshormone im Speichel messen.

Wie positionieren sich Tagesschulen?

Gemessen an der langen Geschichte der öffentlichen Volksschule stellt die Entwicklung von Tagesschulen in den vergangenen dreissig Jahren eine strukturelle und pädagogische Reform im Bildungssystem dar.

Image
Cover Michelle Jutzi

Obwohl verschiedene Schritte zur Vereinheitlichung der neuen Organisation unternommen wurden, besteht weiterhin viel Handlungsspielraum. In einem partiell freien Markt, der sich nach Angebot und Nachfrage richtet, stehen die Verantwortlichen vor dem Zwang, sich positionieren zu müssen:

  • Welche Dienstleistungen bieten wir an?
  • Welche Beziehungen pflegen wir?
  • Wessen Bedürfnisse decken wir ab?
  • Wie können die Angebote von Schule und Tagesschule miteinander verbunden werden?

Das Buch "Zwischen Schul- und Freizeitpädagogik – Die Positionierung von Tagesschulen" von Michelle Jutzi basiert auf den Ergebnissen einer Nationalfondsstudie, in der Mitarbeitende und Leitungspersonen von Tagesschulen aus dem Kanton Bern schriftlich und mündlich befragt wurden. Ziel war es, die Zusammenarbeit zwischen Tagesschule, Schule, Eltern und Behörden zu untersuchen. Jeweils mit der Frage: Wo und wie findet Innovation statt? Welche Aspekte fördern die Qualität der Tagesschulen und ihrer Angebote?

Die im Buch festgehaltenen Erkenntnisse unterstützen Tagesschulleitende, Mitarbeitende von Tagesschulen und Gemeinden dabei, ihre Kooperation weiterzuentwickeln und geeignete Angebote für die jeweilige Tagesschule zu finden. Sechs Praxisbeispiele von Tagesschulen zeigen zudem auf, wer zu welchem Zweck mit wem kooperiert und welche Positionen sich für Institution und Mitarbeitende daraus ergeben.
 

Über die Autorin

Michelle Jutzi ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Schwerpunktprogramm "Governance im System Schule" der PHBern. Die Originalarbeit wurde an der Universität Zürich als Dissertation verfasst: Michelle Jutzi (2018), Multiprofessionelle Kooperation als Innovationsstrategie: Innovation und Qualität durch multiprofessionelle Kooperation in Tagesschulen (IQ-Koop), Dissertation, Philosophische Fakultät, Zürich. (Dissertation als PDF)

Aktueller Hinweis: Online-Konferenz am 22. Dezember 2020

Wie sind Tagesschulen mit dem Lockdown im Frühling 2020 umgegangen? An einem Online-Kongress stellen Ursula Elisabeth Brunner, Helen Gebert und Michelle Jutzi die Ergebnisse aus einer Umfrage im Juni 2020 vor und diskutieren diese mit dem Publikum. Dienstag, 22. Dezember 2020, 17.00–18:30 Uhr. 
Mehr Informationen und Anmeldung

Teaser Bild auf Seite anzeigen
1 TagesschulleitendeSchulleitungenForschungscommunitySchulbehörden
Inhaltskategorien
Bereich
Forschung
Datum
Hide Related Content block
0
Michelle Jutzi von der PHBern untersucht im Buch "Zwischen Schul- und Freizeitpädagogik", wie sich Tagesschulen des Kantons Bern positionieren und wie Innovationsprozesse angestossen werden können.